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Gletscherschmelze lässt Meeresspiegel immer stärker ansteigen

Schmelzende Eisschilde in Grönland und der Antarktis sowie das Abschmelzen der Gletscher weltweit tragen zum Anstieg des Meeresspiegels bei. Allein die Gletscher verloren seit 1961 mehr als 9.000 Milliarden Tonnen Eis und erhöhten den Meeresspiegel um 27 Millimeter, wie ein internationales Forscherteam mit Beteiligung des Innsbrucker Glaziologen Fabien Maussion nun zeigt.


Zwischen 1961 und 2016 haben Gletscher mehr als 9.000 Milliarden Tonnen Eis verloren, was einem Anstieg des globalen Meeresspiegels um 27 Millimeter im genannten Zeitraum entspricht. Die größten Beiträge leisteten die Gletscher in Alaska, gefolgt vom schmelzenden Patagonischen Eisschild und den Gletschern in den arktischen Regionen. Auch die Gletscher in den europäischen Alpen, im Kaukasus und in Neuseeland waren von erheblichen Eisverlusten betroffen, spielten aber aufgrund ihrer relativ kleinen Fläche beim Anstieg des globalen Meeresspiegels nur eine untergeordnete Rolle. Für die im renommierten Fachmagazin „Nature“ veröffentlichte Studie kombinierte das internationale Forschungsteam unter der Leitung der Universität Zürich (UZH) glaziologische Feldbeobachtungen mit geodätischen Satellitenmessungen. „Durch die Kombination verschiedener Messmethoden können wir eine bisher nicht dagewesene Anzahl an Messungen vorlegen. Unsere Daten basieren somit auf realen Messungen durch klassische Beobachtung der Gletscher auf der Erde und durch Satelliten aus dem Weltraum – und das zurück bis in die 1960er Jahre. Unsere Ergebnisse basieren somit nicht auf Prognosen oder numerischen Modellierungen“, erklärt Dr. Fabien Maussion vom Institut für Atmosphären- und Kryosphärenwissenschaften der Universität Innsbruck.

Rekonstruktion der Eisdickenänderung

Satelliten vermessen digital die Erdoberfläche und liefern Daten über die Veränderungen der Eisdicke zu verschiedenen Zeitpunkten. So konnten Veränderungen der Eisdicke von mehr als 19.000 Gletschern weltweit rekonstruiert werden. Möglich wurde dies auch durch die umfassende Datenbank des „World Glacier Monitoring Service“, in das hunderte Forscherinnen und Forscher weltweit ihre Satellitenanalysen einbrachten. „Durch die Kombination dieser beiden Messmethoden und den neuen umfassenden Datensatz können wir abschätzen, wie viel Eis seit den 1960er Jahren in allen Berggebieten jedes Jahr verloren gegangen ist“, erklärt Michael Zemp von der Universität Zürich, der die Studie leitete. „Die glaziologischen Messungen vor Ort liefern die jährlichen Schwankungen, während die Satellitendaten es uns ermöglichen, den Gesamteisverlust über mehrere Jahre oder Jahrzehnte zu bestimmen.“

335 Milliarden Tonnen Eisverlust jährlich

Der globale Massenverlust von Gletschereis hat in den letzten 30 Jahren deutlich zugenommen und beträgt derzeit 335 Milliarden Tonnen verlorenes Eis pro Jahr. Dies entspricht einem Anstieg des Meeresspiegels um fast 1 Millimeter pro Jahr. „Weltweit verlieren wir etwa das Dreifache des in den gesamten europäischen Alpen gespeicherten Eisvolumens – jedes Jahr“, sagt der Glaziologe Zemp. Das geschmolzene Eis der Gletscher macht damit 25 bis 30 Prozent des aktuellen Anstiegs des globalen Meeresspiegels aus. Dieser Eisverlust aller Gletscher entspricht in etwa dem Massenverlust des grönländischen Eisschildes und übersteigt deutlich den der Antarktis.

 

Die Studie wurde unter der Leitung der UZH durchgeführt in Zusammenarbeit mit einem internationalen Team von Glaziologen und Glaziologinnen der ETH Zürich, CH, Universität Fribourg, CH, Université Grenoble Alpes, FR, University of Oslo, NO, Queen’s University, Kingston, CA, Universität Innsbruck, AT, Institute of Geography, Moscow, RU, und der Trent University, Peterborough, CA.

 

Publikation:
Zemp, M., Huss, M., Thibert, E., Eckert, N., McNabb, R., Huber, J., Barandun, M., Machguth, H., Nussbaumer, S.U., Gärtner-Roer, I., Thomson, L., Paul, F., Maussion, F., Kutuzov, S., and Cogley, J.G. (2019): Global glacier mass changes and their contributions to sea-level rise from 1961 to 2016. Nature, http://dx.doi.org/10.1038/s41586-019-1071-0