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Meeresspiegel: „Mensch spielt entscheidende Rolle“

Im 20. Jahrhundert ist der Meeresspiegel um knapp 20 Zentimeter angestiegen – schneller als jemals zuvor in den vergangenen 3.000 Jahren. Ein internationales Team von Wissenschaftlern hat nun eindeutig belegt, dass der Anstieg des Meeresspiegels seit etwa 1970 hauptsächlich durch vom Menschen ausgestoßene Treibhausgase verursacht wird.

 

Steigt der Meeresspiegel, führen schon kleinere Stürme zu schweren Sturmfluten. So können Katastrophen wie die Überflutung New Yorks durch Hurrikan Sandy bei höherem Meeresspiegel bereits durch deutlich schwächere Stürme ausgelöst werden – und schwache Stürme treten deutlich häufiger auf. Der Anstieg des Meeresspiegels ist deshalb eine der folgenschwersten und teuersten Konsequenzen des Klimawandels.

Bislang war aber nicht klar, welchen Anteil die menschengemachte Klimaänderung am Anstieg des Meeresspiegels hat. Die Hauptgründe für den Anstieg sind schmelzende Gletscher und Eisschilde sowie die Ausdehnung des sich erwärmenden Ozeanwassers. Allerdings schmilzt das Eis nicht nur aufgrund der Erwärmung durch menschliche Treibhausgasemissionen, sondern auch als Folge natürlicher Klimaänderungen. Das gleiche gilt für die Erwärmung der Ozeane. Erschwerend kommt hinzu, dass Ozeane und Gletscher träge sind und auch lange nach einer Klimaänderung noch auf diese reagieren.

„Mensch spielt entscheidende Rolle“

Mit Hilfe von Klimamodellsimulationen hat ein Team von Wissenschaftlern aus Australien, Belgien, Deutschland und Österreich nun untersucht, wie der beobachtete Anstieg des Meeresspiegels zu erklären ist. Bis 1950 war der menschengemachte Anteil am Meeresspiegel mit etwa 15 % klein. Seitdem ist dieser Anteil aber stetig gestiegen: seit 1970 sind schon etwa zwei Drittel des Anstiegs durch menschliche Emissionen verursacht. Der wärmende Effekt der Treibhausgase wurde dabei durch den kühlenden Effekt von Aerosolemissionen etwas abgeschwächt. „Während wir in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Änderungen des Meeresspiegels noch mit natürlichen Ursachen erklären können, ist das in der zweiten Hälfte nicht mehr möglich“ sagt Kristin Richter vom Institut für Atmosphären- und Kryosphärenwissenschaften der Universität Innsbruck, die an der Studie beteiligt war. „Hier können wir eindeutig sagen, dass der Mensch die entscheidende Rolle gespielt hat“.

Verursacher von Klimaschäden werden benennbar

Untersuchungen wie diese sind auch vor dem Hintergrund des im Dezember in Paris verabschiedeten Klimaabkommens von Interesse: „Mit Studien wie dieser sind wir nicht mehr weit davon entfernt, menschengemachte Klimaschäden zu identifizieren“ sagt Ben Marzeion von der Universität Bremen, der ebenfalls an der Studie beteiligt war. „Wir wissen auch, wer in der Vergangenheit wie viel Kohlendioxid ausgestoßen hat. Wenn dann das Verursacherprinzip zur Begleichung dieser Klimaschäden verwendet wird, wäre das ein großer Schritt in Richtung globaler Gerechtigkeit.“

 

 

Publikation: Anthropogenic forcing dominates global mean sea-level rise since 1970. Aimée B. A. Slangen, John A. Church, Cecile Agosta, Xavier Fettweis, Ben Marzeion and Kristin Richter. Nature Climate Change. Advance Online Publication 11. April 2016

DOI: 10.1038/nclimate2991