Biologie-Studierende als Fachautoren für die Wikipedia

Ein innovatives Lehr- und Lernprojekt wird derzeit im Rahmen des Biologiestudiums in Innsbruck umgesetzt: Studierende schreiben unter wissenschaftlicher Aufsicht Artikel für die Wikipedia. Sie tragen so einerseits zur Qualitätssicherung des Online-Lexikons bei und publizieren dadurch erstmals eigene wissenschaftliche Texte.

Seit kurzem sind naturwissenschaftliche Artikel von Biologie-Studierenden der Universität Innsbruck in der Wikipedia öffentlich zugänglich. Die Texte sind im Rahmen einer Vorlesung zum wissenschaftlichen Arbeiten in der Biologie unter Leitung von Prof. Thorsten Schwerte vom Institut für Zoologie entstanden. „Artikel, die in der Wikipedia verfasst werden, müssen Kriterien erfüllen, die auch für die späteren Arbeiten der angehenden Wissenschaftler gelten. Dadurch eignet sich dieses Projekt hervorragend, die Studierenden in der Anfangsphase des Studiums auf die Welt der Wissenschaft vorzubereiten“, sagt Thorsten Schwerte. Das didaktische Konzept stammt von ihm und seinem Master-Studenten Stefan Stolz.

Unterschiedlichste Bereiche

Das Themen-Spektrum der von den Studierenden verfassten Artikel deckt verschiedenste Bereiche der Biologie ab. Gemein ist ihnen allen, dass es für die behandelten Themen in der Wikipedia bisher keinen Eintrag gab: Allgemeine Themen aus der Ökologie (z.B. „Trophische Nische“) sind genauso vertreten wie die Beschreibung ungewöhnlicher Tierarten. Alle von den Studierenden verfassten Artikel wurden von Fach-Wissenschaftlern begutachtet und korrigiert, was eine hohe Ausgangsqualität der Artikel sichert. „Angehende Wissenschaftler erfüllen mit ihrem offenen Zugang zu den neuen Medien eine wichtige Aufgabe in der Verbreitung des Wissens aus der Forschung“, sagt der Innsbrucker Milben-Spezialist Heinrich Schatz, einer der Gutachter.

Zugleich mit dem Umgang mit der Wikipedia lernen die jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Möglichkeiten und Vorteile von Datenbanken, zentralisierten Informationen und quelloffener Zusammenarbeit kennen und bereiten sich auf ihren späteren Umgang mit bioinformatischen Verfahren vor. Die enormen Datenmengen, die mit moderner Technik aus biologischen Systemen gewonnen werden, lassen sich nur noch durch leistungsfähige Datenbanken und bioinformatische Algorithmen verarbeiten. „Fähigkeiten auf diesem Gebiet zu vermitteln, gehört daher heutzutage selbstverständlich zu einer fundierten Ausbildung im Fachbereich Biologie dazu“, erklärt Thorsten Schwerte.

Wikipedia als weltgrößtes Online-Lexikon

Die Wikipedia ist das weltweit größte Online-Lexikon, allein in der deutschsprachigen Version sind derzeit rund 1,2 Millionen Artikel zu allen möglichen Themengebieten vorhanden. Da die Wikipedia von jedem Internet-Benutzer bearbeitet werden kann, läuft bereits seit längerem eine Initiative, die die Qualität der Artikel sichern soll. Die Beteiligung von angehenden Wissenschaftlern ist hier wichtig: „Wir wollen unseren Studierenden schon zu Beginn des Studiums ermöglichen, ihr Wissen auf diesem Weg zugänglich zu machen und damit auch zur Qualität der Wikipedia beizutragen”, erklärt Thorsten Schwerte. Dieses innovative Lernkonzept wurde mit Unterstützung durch Mittel der E-Learning-Strategie der Universität Innsbruck im Wintersemester erstmals umgesetzt.


Links dazu:
Uni-Innsbruck-User in der Wikipedia mit Links auf alle verfassten Artikel
Institut für Zoologie
Fakultät für Biologie

Rückfragehinweis:

Prof. Dr. Thorsten Schwerte
Institut für Zoologie
Universität Innsbruck
Tel.: +43 676 300 96 97
E-Mail: thorsten.schwerte@uibk.ac.at

Mag. Stefan Hohenwarter
Büro für Öffentlichkeitsarbeit
Universität Innsbruck
Tel.: +43 512 507-32023
E-Mail: presse@uibk.ac.at