Bearbeitung: Martina Egger / Konrad Breitsching

Handreichung für eine kirchliche Begleitung bei Begräbnissen von Verstorbenen, die aus der röm. kath. Kirche ausgetreten sind.

(VOBl. Innsbruck, Jg. 68 Nr. 6, September 1993, 44.)

1. Vorbemerkungen

- Diese Handreichung ist keine genaue Gebrauchsanweisung zur Durchführung einer Begräbnisfeier, sondern soll eine Hilfe sein, die immer der konkreten Situation angepasst werden muss. Neben dieser Handreichung ist auch das Rituale "Die kirchliche Begräbnisfeier" für eine passende Auswahl der Texte heranzuziehen. (Leichte Veränderung der Texte ist vorzusehen, z. B. statt "unser Bruder" oder "dein Diener" einfach: "unser/e Verstorbene/r".)
Es sollen keine großen Reden gehalten werden.
- Es sollte jedem/jeder Ausgetretenen in passender Form mitgeteilt werden, welche Folgen ein Kirchenaustritt hat und dass die Gemeinschaft der Kirche diese Entscheidung mit all ihren Folgen respektiert. Dazu gibt es einen Text(vorschlag) der Kirchenbeitragsstelle.
- Die Begleitung der trauernden Angehörigen ist eine wesentliche Aufgabe kirchlicher Pastoral, die getragen werden muss von der Gesamtgemeinde.
Die Mitwirkung eines Priesters, Diakons oder eines/einer von der Kirche Beauftragten ist nur gerechtfertigt, wenn der/die Verstorbene vor seinem/ihrem Tod in irgendeiner Weise kundgetan hat, dass ihm/ihr am christlichen Glauben etwas gelegen ist. Es darf zu keinem Ärgernis kommen.
- Die Hinterbliebenen, die die Mitwirkung der Kirche wünschen, müssen persönlich beim zuständigen Pfarrer vorsprechen und um Teilnahme eines Priesters, Diakons oder eines/einer Beauftragten ersuchen. Die Bestattungsunternehmen werden gebeten, die Angehörigen auf diese Kontaktaufnahme aufmerksam zu machen.
- Die Begräbnisfeier wird vom Priester, Diakon bzw. von dem/der Beauftragten nicht geleitet, der Begräbniszug nicht von ihnen angeführt. Priester, Diakon oder Beauftragte/r tragen keine liturgischen Gewänder, sondern Talar oder schwarze Kleidung und gehen hinter dem Sarg mit den Angehörigen. Das Läuten der Glocken soll sich am örtlichen Brauch orientieren.
- Es werden keine Gebühren eingehoben, eine freiwillige Spende kann angenommen werden. Die Beerdigung wird als "konfessionslos" vermerkt.
- Eine Begräbnismesse ist nicht möglich (CIC can. 1185). Es kann aber anlässlich einer Gemeindemesse des/der Verstorbenen gedacht werden.
- Es muss zu einem Gespräch mit den Angehörigen des/der Verstorbenen kommen, das die Motive der Angehörigen und die Frage klärt, ob der/die Verstorbene nicht eigentlich vom Glauben abgefallen, sondern eher aus vordergründigen Motiven (z. B. Kirchenbeitrag) ausgetreten ist. Wenn der/die Verstorbene ausdrücklich ein kirchliches Begräbnis ausgeschlossen oder seinen/ihren Kirchenaustritt als klare Ablehnung der Kirche angesehen hat, ist eine kirchliche Begleitung nicht möglich.

2. Textvorschläge

In der Kapelle:

- Begrüßung
"Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, Amen.
Wir sind zusammengekommen, um Abschied zu nehmen von Herrn/Frau N. Wir achten dabei die freie Entscheidung von Herrn/Frau N., der/die seine/ihre äußere Beziehung zur Kirche gelöst hat (der/die sich von der Kirche getrennt hat). Wir achten dabei aber auch sein/ihr Getauftsein, durch das er/sie mit Christus verbunden worden ist. Der Glaube, dass die Taufe mit Christus und untereinander verbindet, läßt uns füreinander und für den/die Verstorbene/n beten."
Oder:
"Wir haben uns in dieser Stunde eingefunden, um von einem Mitmenschen Abschied zu nehmen. Jeder Abschied schmerzt und macht traurig, und wir nehmen Anteil am Leid der Angehörigen. Dieses Leid mag besonders schwer sein, da der/die Verstorbene nicht auf dem Weg der Kirche nach dem Sinn und Ziel seines/ihres Lebens gesucht hat, sondern ausgetreten ist. So schmerzlich dieser Schritt ist, er muss dennoch von uns geachtet werden. Es steht uns nicht zu, seine/ihre Entscheidung und sein/ihr Tun zu beurteilen. Gott allein kennt das Innerste des Menschen, kennt sein Gutsein und sein Versagen. Er allein weiß um das entscheidene Wollen des Menschen. An uns liegt es, dass wir auf das Gebet vertrauen und an die erbarmende Liebe Gottes glauben. So sind wir jetzt als Gebetsgemeinschaft versammelt und wollen einander im Glauben stärken. Wir nehmen Anteil am-Schmerz und an der Trauer der Angehörigen, schöpfen Hoffnung und Trost aus den Worten der Heiligen Schrift und empfehlen den/die Verstorbene/n der erbarmenden Liebe Gottes."
- Kyrie-Rufe
"Herr Jesus Christus! Du bist durch das Dunkel von Kreuz und Tod hindurchgegangen in das unvergängliche Licht. Herr, erbarme dich (unser).
Du bist aus dem Grab erstanden, um auch uns dem Tod zu entreißen. Christus, erbarme dich (unser).
Du kennst unseren Kleinglauben und weißt, wie schwach unsere Liebe ist. Herr, erbarme dich (unser)."
- Gebet
"Herr, unser Gott, unser Leben ist kurz und zerbrechlich. Du aber lebst für immer und Deine Liebe ist stärker als der Tod. Wir empfehlen Dir unsere/n Verstorbene/n. Gewähre ihm/ihr Deine Barmherzigkeit, deren wir alle bedürfen, und schenke ihm/ihr ewiges Leben bei Dir. Darum bitten wir durch Christus..."
oder:
"Herr, unser Gott, wir empfehlen Dir unsere/n Verstorbene/n. In den Augen der Welt ist er/sie tot. Laß ihn/sie leben bei Dir. Vollende, was er/sie Gutes in seinem/ihrem Leben getan und was er/sie aus menschlicher Schwäche gefehlt hat, das tilge Du in Deinem Erbarmen. Durch Christus..."
oder:
"Herr, Jesus Christus, Du hast Dich dem Tod ausgeliefert damit alle Menschen das Heil finden und durch den Tod zum Leben gelangen. Wir bitten Dich: Tröste die Angehörigen dieses/r Verstorbenen und laß ihn/sie Deine Barmherzigkeit und Liebe erfahren, der Du lebst und herrschest in Ewigkeit."
- Schriftlesung (Homilie oder Meditationstext)
Stille
- Vaterunser

Gang zum Grab

- Wir begleiten jetzt den Leib des/r Verstorbenen zum Grabe und beten dabei den Rosenkranz oder gedenken während des Klanges der Totenglocke Seiner/Ihrer in Stille.

Am Grab

- Einführung
"Wir nehmen hier Abschied von Herrn/Frau N. Wir tun es im Glauben an die Auferstehung und bitten, der Herr verziehe ihm/r alle Schuld (der Herr gedenke seiner/ihrer) und nehme ihn/sie auf in seine Herrlichkeit."
Psalm 103 oder 130 (kurze Ansprache).
- Einsenken des Sarges
"Wir geben den vergänglichen Leib aus unseren Händen und legen das, was an unserem/r Verstorbenen unvergänglich ist, in die Hände des lebendigen Gottes, im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes."
- Besprengung mit Weihwasser
"Wenn wir eine/n Tote/n mit Weihwasser besprengen, erinnert uns das an die Taufe, durch die wir Kinder Gottes geworden sind."
- Erde auf den Sarg
"Gedenke Mensch, du bist Staub und kehrst zum Staub zurück. Unvergänglich sind aber der Geist und die Liebe."
- Kreuzzeichen
"Im Kreuz unseres Herrn Jesus Christus ist Auferstehung und Heil. Der Friede sei mit Dir."
- Fürbitten
- Vaterunser
- Schlußgebet
"Allmächtiger Gott, wir danken Dir, dass Du durch die Auferstehung Deines Sohnes in das Dunkel der Welt und des Todes Dein Licht gebracht hast. Gib uns, die wir noch unterwegs sind, die Kraft, in unserem Leben diesem Licht zu folgen, bis wir alle zu Dir gelangen. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn."
oder:
"Herr, unser Gott, Du bist der Lenker der Geschichte und liebst jeden Menschen. Sie voll Güte auf NN, den/die wir heute bestattet haben. Erbarme Dich seiner/ihrer und nimm ihn/sie auf in Deine Herrlichkeit. Steh denen bei, denen diese/r Verstorbene nahestand und tröste sie in ihrem Schmerz. Laß uns alle auf Dein Wort vertrauen und auf Deine Barmherzigkeit bauen. Darum bitten wir Dich durch Christus, unseren Herrn."
- Abschließendes Segenswort (falls ein/e kirchlich Beauftragte(r) dabei ist)
"Gott, der Vater unsers Herrn Jesus Christus, der Gott allen Trostes, gewähre uns Lebenden Verzeihung der Sünden, die Verstorbenen führe er in sein Licht und seinen Frieden. Ob wir leben oder sterben, über uns alle erbarme sich Christus, der wahrhaft vom Tod erstanden ist und der in der Einheit des Heiligen Geistes mit Gott, dem Vater, lebt und herrscht in Ewigkeit."
- Abschließendes Segenswort (durch einen Priester oder Diakon)
"Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Gott allen Trostes, gewähre uns Lebenden Verzeihung der Sünden, die Verstorbenen führe er in sein Licht und seinen Frieden. Ob wir leben oder sterben, über uns alle erbarme sich Christus, der wahrhaft vom Tode erstanden ist. Das gewähre euch der dreieinige Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen.
Herr, gib ihm/ihr und allen Verstorbenen...."

3. Beerdigung durch Diakone oder Mitarbeiter/innen im pastoralen Dienst

Nur wenn nicht grundsätzlich mit jedem Begräbnis eine Messe verbunden ist (zumindest im städtischen Bereich), kann die Feier an Diakone, Pastoralassistenten/innen oder andere Laien mit einer entsprechenden Beauftragung delegiert werden.

Die frühzeitige Ausbildung von Laien für diesen Dienst ist notwendig!

Dieser Text wurde beim Priesterrat am 3. 6. 1993 verabschiedet und vom Bischof bestätigt. Es wird gebeten, diese Handreichung in den dekanatlichen Kleruskonferenzen zu besprechen und die Gemeinden in geeigneter Weise auf diese Möglichkeit einer kirchlichen Begleitung bei Begräbnissen von Ausgetretenen aufmerksam zu machen.

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