Das überfüllte Tuktuk, eine Art Motortaxi auf drei Rädern, schaukelt mich durch den Abend in einem entlegenen Teil der ostäthiopischen Oromia-Region. Eng neben mich gedrängt sitzen vier weitere Fahrgäste. Vorne an der Windschutzscheibe prangt auf rot-weiß-schwarzem Untergrund das Bild des 2018 gewählten Premierministers Abiy Ahmed. Die Darstellung erinnert an Che Guevara. Die Stimmung ist ausgelassen und die anderen Passagiere verwickeln mich in ein interessiertes Gespräch: „Was halten Sie von Dr. Abiy?“, fragt mich der Fahrer. Aus meiner Erfahrung in einem universitären Entwicklungszusammenarbeitsprojekt, das mich seit zwei Jahren regelmäßig in das mit rund 110 Millionen Einwohnern zweitbevölkerungsreichste Land Afrikas führt, weiß ich, dass es eine durchaus heikle Angelegenheit ist eine passende Antwort zu finden. Ich versuche mich in Diplomatie: „Sein Reformprozess ist erstaunlich schnell.“
This article has first been published in the print version of the Tiroler Tageszeitung, December 7, 2019.