George Loewenstein mit Dekan Markus Walzl und Michael Kirchler
US-Ökonom George Loewenstein wurde von Dekan Markus Walzl und SFB-Sprecher Michael Kirchler an der Uni Innsbruck begrüßt.

Volks­wirt­schaft mit Jubi­läums­pro­gramm

Mit hochkarätigen Vorträgen und einer Podiums­diskussion in der Hypo Tirol Bank beging die Fakultät für Volkswirtschaft und Statistik in dieser Woche das 350-Jahr-Jubiläum der Universität und 250 Jahre Wirtschaftswissenschaften in Innsbruck. Zu Gast waren dabei IHS-Chef Martin Kocher und der US-Ökonom George Loewenstein.

Mit George Loewenstein war am vergangenen Montag eine herausragende Forschungspersönlichkeit an der Sowi zu Gast. Der amerikanische Wirtschaftswissenschaftler und Psychologe von der Carnegie Mellon University gilt als einer der Begründer der Verhaltensökonomik. Loewenstein hat seine Forschungen in den wichtigsten Fachmagazinen verschiedener Forschungsbereiche veröffentlicht und gehört zu den meistzitierten Forschern in den Wirtschaftswissenschaften. An der Uni Innsbruck hielt er vor einem vollbesetzten Hörsaal die 37. Böhm-Bawerk-Vorlesung über Verhaltensökonomik im Informationszeitalter. Dabei stellte Loewenstein seine Forschungen zu vier Themenkomplexen vor, deren Ergebnisses die aktuellen Entwicklungen rund um das Internet, soziale Medien und Digitalisierung erklären helfen sollen: Neugier, der Drang sich Mitzuteilen, Datenschutz und die Flucht vor Informationen. Loewenstein, ein Urenkel von Sigmund Freud, hinterfragt mit seinem theoretischen Ansatz die rationale Perspektive der klassischen Ökonomie und liefert neue Perspektiven für die Erklärung menschlichen Verhaltens im Informationszeitalter.

Die Böhm-Bawerk-Vorlesung ist ein jährlicher Höhepunkt an den sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen Fakultäten. Die lange Liste der Referenten liest sich wie das „Who is who“ der Wirtschaftswissenschaften. Ins Leben gerufen wurde die Vorlesungsreihe 1980 von Christian Smekal, dem damaligen Dekan der Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät und späteren Rektor der Universität Innsbruck. Der österreichische Ökonom Eugen Böhm-Bawerk war von 1881 bis 1889 in Innsbruck tätig und veröffentlichte in dieser Zeit sein zweibändiges Werk „Kapital und Kapitalzins“. Die kapitaltheoretischen Untersuchungen machten ihn innerhalb kürzester Zeit als Nationalökonomen weit über die Monarchie hinaus bekannt.

Die ganze Bandbreite der aktuellen, empirischen und experimentellen wirtschaftswissenschaftlichen Forschung an der Uni Innsbruck präsentierten am Dienstag Loukas Balafoutas, Michael Kirchler, Gottfried Tappeiner und Hannelore Weck-Hannemann in einer von Ö1-Moderatorin Juliane Nagiller geleiteten Podiumsdiskussion in der Innsbrucker Zentrale der Hypo Tirol Bank.

Am Dienstagabend folgte mit dem Vortrag von IHS-Chef Martin Kocher ein weiterer Höhepunkt. Der Alumnus der Alma Mater hielt die 7. eeecon Lecture der Forschungsplattform Empirische und Experimentelle Wirtschaftsforschung. Kocher wandte sich dabei der dunklen Seite des Menschen zu und analysierte das moralische Verhalten in der Wirtschaft. Der radikal empirische Zugang der experimentellen Wirtschaftsforschung ist dabei seiner Meinung nach besonders geeignet, um moralische Aspekte des menschlichen Verhaltens zu ergründen und auf Basis der Ergebnisse Gestaltungsrichtlinien für Institutionen zu entwickeln, die moralische Verhalten befördern sollen. Kocher präsentierte in seinem Vortrag viele unterschiedliche Studien mit zum Teil überraschenden Ergebnissen. Insgesamt zeige sich aber, dass Menschen überraschend ehrlich sind, das moralische Verhalten allerdings durch Anreize und das Entscheidungsumfeld stark beeinflussbar ist.

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