Blick in das Rotmoostal im Ötztal
Sigrid Neuhauser und Martin Kirchmair entnahmen Bodenproben im Ötztaler Rotmoostal in Tirol.

Viel­falt in Böden essen­tiell für gesun­des Öko­system

Eine internationale Studie unter Beteiligung der Innsbrucker Mikrobiologen Sigrid Neuhauser und Martin Kirchmair liefert neue Belege dafür, dass die Artenvielfalt in Böden für die Aufrechterhaltung des Funktionierens terrestrischer Ökosysteme von grundlegender Bedeutung sind. Die Ergebnisse wurden in der renommierten Fachzeitschrift Nature Ecology and Evolution veröffentlicht.

Die Forscherinnen und Forscher entnahmen für die Untersuchung an verschiedenen Stellen weltweit zahlreiche Bodenproben. Als repräsentativ für alpine Regionen Kontinentaleuropas wurden Flächen im Ötztaler Rotmoostal herangezogen und von Sigrid Neuhauser und Martin Kirchmair  vom Institut für Mikrobiologie entsprechend analysiert. Durch die langjährige Forschungsarbeit verschiedenster Arbeitsgruppen an der Universität Innsbruck ist diese gut untersuchte Region für solche Analysen bestens geeignet. Ein Gramm Boden enthält Tausende von Arten und Millionen von Individuen an Bakterien, Pilzen, Protisten und Wirbellosen: „Die Bodenorganismen spielen eine entscheidende Rolle bei der Kontrolle einer Vielzahl von Ökosystemfunktionen, die für die Aufrechterhaltung nachhaltiger Ökosysteme und somit für das Wohlbefinden des Menschen unerlässlich sind. Unsere Studie liefert Beobachtungs- und Versuchsergebnisse, die belegen, dass die biologische Vielfalt mehrerer Gruppen von Bodenorganismen für die Aufrechterhaltung der Funktionen terrestrischer Ökosysteme von entscheidender Bedeutung ist“, erklären Neuhauser und Kirchmair. Diese Ökosystemfunktionen umfassen Klimaregulierung, Bodenfruchtbarkeit, Pflanzenproduktion, Abfallzersetzung und das Kleinhalten von Krankheitserregern und Antibiotikaresistenzgenen. „Daher unterstreichen unsere Ergebnisse die Notwendigkeit, die Biodiversität von Bodenlebewesen – von Bakterien bis hin zu Regenwürmern – aufrechtzuerhalten und zu schützen. Bewirtschaftungsprogramme und Schutzmaßnahmen sind für Bodenorganismen daher genauso erforderlich, wie sie seit Jahrzehnten für Pflanzen und Tiere gelten“, verdeutlichen die beiden Forscher.

Interdisziplinär und international 

An der Untersuchung waren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus neun Ländern und mehr als zwanzig Intuitionen beteiligt. Dabei wurde die biologische Vielfalt von Wüsten über polare Umgebungen bis hin zu gemäßigten und tropischen Wäldern untersucht. Bisher konzentrierten sich Studien zur biologischen Vielfalt des Bodens auf bestimmte Regionen auf der Erde. „Es fehlten uns jedoch noch Studien, die verschiedenste Ökosysteme weltweit miteinbeziehen. Wir konnten in dieser Arbeit auch zeigen, dass die Rolle der Pflanzenvielfalt bei der Steuerung der Funktionen des Ökosystems wahrscheinlich indirekt von der biologischen Vielfalt des Bodens bestimmt wird“, so Neuhauser und Kirchmair. „Bodenorganismen wie Regenwürmer, Protisten und Nematoden sind vielleicht nicht so bekannt und hübsch wie Vögel, Säugetiere und Pflanzen, aber das Leben auf der Erde wäre ohne sie einfach nicht möglich“, gibt Manuel Delgado-Baquerizo von der Universidad Pablo de Olavide in Sevilla und Hauptautor dieser Studie, zu bedenken.

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