Beatrice Festi und Andrea Volpi in "Eppure Italia è una parola aperta"
Beatrice Festi und Andrea Volpi in "Eppure Italia è una parola aperta"

Italienisch auf der Bühne

„Was uns nicht berührt, das verwandelt uns nicht“. Der Satz von C.G. Jung könnte paradigmatisch für drei hochwertige Veranstaltungen stehen, die an der Uni Innsbruck zwischen Oktober und November stattfanden. Es ging um Theater, und es ging um die 19. „Woche der Italienischen Sprache”.

Diese vom italienischen Außenministerium im Oktober jeden Jahres ausgerufene Veranstaltungswoche erfreut sich mittlerweile immer größerer Beliebtheit. Sie findet an Universitäten, Kulturinstituten und sonstigen Sprachinstitutionen weltweit statt. In Innsbruck wird die Woche der Italienischen Sprache schon seit langem vom Italienzentrum, Kulturverein INNcontri, Institut für Romanistik und INTRAWI erfolgreich organisiert. Die vom Ministerium vorgeschriebenen Themen sind durchaus aktuell, das diesjährige befasste sich mit Theater. Unter dem Motto “l’Italiano sul palscoscenico“ gastierte im Innsbrucker Bogentheater das kleine Ensemble von Angela Dematté (Mailand ), einer gebürtigen Trentinerin, die schon über die Grenzen Italiens hinaus bekannt ist. In Innsbruck präsentierte sie ein brisantes Stück “Mad in Europe”: Europas Sprachenbabel löst bei einer schwangeren Frau, die in Brüssel vermutlich als Dolmetscherin arbeitet, eine geistige Verwirrung aus, die sie mit ihrer Kindheit und somit ihren Wurzeln konfrontiert. Madness als Sprachwirrwarr ist ein Weg zum Unbewußten, zum ständigen Nachfragen und Nachtasten nach der eigenen Identität. Konzepte und Positionen der dramaturgischen Schreibens diskutierte die Schauspielerin, Autorin und Regisseurin in einer Vorlesung mit Workshop-Charakter mit Studierenden des Instituts für Romanistik. 

Angela Demattè in "Mad in Europe". Bild: Italienzentrum

Vielfältige Veranstaltungen

Die dritte Veranstaltung fand am 5.11. im Claudiasaal der Claudiana mit einer zweistimmigen Lesung nach einem poetischen Text des italienischen Autors Erri de Luca statt. “Eppure Italia è una parola aperta”. Zu oft waren in Italien im letzten Jahr die Häfen geschlossen. Und trotzdem kamen immer wieder Boote aus Lybien und aus Nordafrika. Und somit Leute, die das Risiko eingehen, im Mittelmeer, im „mare nostrum” zu sterben - noch ist keine Lösung für diese Tragödie in Aussicht. In einem poetischem Duktus schildert de Luca die Odyssee von Migranten von Afrika bis hin zur Lampedusa, Insel und doch kein Festland. In der Mitte des Saals ein kleines Papierboot und ein bisschen Wüstensand. Vor dem Hintergrund dieses kargen Bühnenbildes haben Beatrice Festi und Andrea Volpi, zwei junge Schauspieler, die in Zukunft sicher auf sich aufmerksam machen werden, den Text von De Luca „Solo andata“ (Nur Hinfahrt)  mit anderen Dokumenten zum Thema Migration, mit Daten aus der Migrationsstatistik, Gedichten von Brecht, Fragmenten aus der Odyssee und aus den Volksreden von Matteo Salvini zu einem Mosaik aus berührenden Bildern zusammenkomponiert. Moderne Rezitation und zurückgehaltenes Pathos und am Schluss die Aussicht, dass Theater immer da ist, um Hoffnung  zu wecken. Im anschließenden Gespräch mit der Theaterjournalistin Chiara Marsilli (Trient) wurden Tendenzen des jungen zeitgenössischen Theaters präsentiert, vor allem das „teatro di narrazione“ (narrative theatre), dessen Initiator Dario Fò war und das eine immer größere Rolle auf den Bühnen einnimmt. Theater muss sich mit der Gegenwart befassen. An diesen drei Abenden wurde es uns überzeugend vor Augen geführt.

(Carla Festi, Institut für Romanistik, Kulturverein INNcontri)

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