Das internationale Organisationskomitee der Konferenz.
Das internationale Organisationskomitee der Konferenz: v.l. Hubert Steiner(Abteilung Denkmalpflege, Amt für Bodendenkmäler, Autonome Provinz Bozen), Albert Zink(Institut für Mumien und den Iceman, Eurac), Harald Stadler (Institut für Archäologien, Innsbruck), Thomas Reitmeier (Amt für Kultur, Archäologischer Dienst Graubünden), Albert Hafner (Institut für Archäologische Wissenschaften, Bern)

Inter­natio­nales Sym­posium zur Glet­scher­archäo­logie in Inns­bruck

Der Klimawandel hat mit dem Rückgang des Eises ein neues Forschungsfeld eröffnet: die Gletscherarchäologie. Bekanntestes Beispiel ist der Fund von Ötzi. Das ewige Eis der Gletscher hat aber auch zahlreiche weitere Geschichten aus der Vergangenheit konserviert. Vergangene Woche trafen sich ExpertInnen der Gletscherarchäologie aus elf Nationen zu einem Symposium in Innsbruck.

„Der Klimawandel eröffnet uns Archäologen mit dem Rückgang des Eises große Chancen. Bekanntestes Beispiel für die Gletscherarchäologie ist natürlich der Fund des Mannes aus dem Eis, Ötzi“, erklärt Harald Stadler, Universitätsprofessor für Archäologie an der Uni Innsbruck. Im Zuge dieser Untersuchungen hat sich die Innsbrucker Archäologie eine weltweit anerkannte Expertise aufgebaut, die nun stetig ausgebaut wird. „Durch unsere zentrale Lage in den Alpen haben wir natürlich einen gewissen Standortvorteil in diesem Forschungsgebiet; die Gletscherarchäologie spielt aber auch in der Schweiz, in Frankreich, in den USA oder in Kanada eine große Rolle“, so Stadler.

In diesem Jahr ist es dem Archäologen gelungen das internationale Who is Who der Gletscherarchäologie in Innsbruck zu versammeln: 45 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus elf Nationen werden bei der fünftägigen Konferenz in Innsbruck ihre neuesten Erkenntnisse präsentieren und diskutieren. Das Symposium findet bereits zum vierten Mal statt, vorherige Veranstaltungsorte waren Bern, Trondheim und Whitehorse. Das internationale Organisationskomitee der Konferenz informierte am 12. Oktober in einem Pressegespräch über das Programm.

Großes Potenzial

Über das Potenzial, das mit dem Rückgang des Eises verbunden ist, waren sich die ExpertInnen einig. Den Jahrhundertsommer 2003 nannten die Wissenschaftler dabei als Wendepunkt, seit dem die Gletscher immer wieder wertvolle Fundstücke freigeben. Um interessierte Laien für den Fund von Objekten aus dem Eis zu sensibilisieren und ihnen Tipps zum richtigen Verhalten zu geben, legen alle einen starken Fokus auf die Öffentlichkeitsarbeit. Auch Harald Stadler erstellte aus diesem Grund mit seinem Team einen Flyer, der auf Berghütten in Gletschergebieten aufliegt und Wanderern wichtige Informationen zum Umgang mit Fundgegenständen geben soll. „Durch die Konservierung im Eis kann sich organisches Material sehr lange halten, wenn es ausapert muss die Konservierung aber sehr schnell gehen. Wissen um den richtigen Umgang mit Fundgegenständen ist daher unerlässlich.“

Ältester Fund Osttirols aus dem Gletscher

Neben der Untersuchung von Zufallsfunden sind die Wissenschaftler auch darum bemüht, aktiv nach vom Eis freigegebenen Objekten zu suchen. Dabei konzentrieren sie sich auf wichtige historische Transitrouten. Harald Stadler arbeitet beispielsweise in einem von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften geförderten Projekt an einem GIS-Daten-basierten Modell, um herauszufinden, wo er gezielt suchen muss. „Mithilfe des Modells legen wir die möglichen künftigen eisfreien Gebiete auf den wichtigen Transitrouten von der Antike bis in die Neuzeit, die wir durch bisherige Forschungsarbeit kennen, fest. Die Modelle berücksichtigen deshalb auch die genaue Lage der Eisflächen sowie die Sonneneinstrahlung. So definieren wir unsere Suchgebiete“, erklärt Harald Stadler. Thomas Bachnetzer – Mitarbeiter in Stadlers Team– untersucht aufgrund dieser Ergebnisse einen der früher wichtigsten Nord-Süd-Korridore – den Weg von Osttirol ins Südtiroler Ahrntal. Dort konnte er bereits einen bedeutenden Fund verzeichnen: „Bei dem gefundenen Relikt handelt es sich um ein Holzstück mit gut sichtbaren Kerben, wobei der Grund für diese Kerben noch nicht ganz klar ist. Es könnten Zählungen zum Beispiel im Zusammenhang mit dem Bergbau, Schafen oder militärischen Einsätzen sein“, erklärt Stadler. Sicher bestimmen konnten die Wissenschaftler allerdings das Alter des Gegenstandes: „Mithilfe der C14-Methode konnten wir das Holzstück ins 7. bis 5. Jahrhundert vor Christus datieren. Mit einem Alter von rund 2500 Jahren ist es somit das älteste Fundstück aus den Gletschern Osttirols.“

 

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