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Der Forschungsprozess
Authoren: 
Arthur Drexler, Klaus Niedermair und Britta Elisabeth Suesserott
Typ:
Themenübersicht
Thema: 
Wissenschaftliches Arbeiten / Forschungsprozess
Serie: Handreichung Wissenschaftliches Arbeiten

Der Forschungsprozess

Arthur Drexler, Klaus Niedermair und Britta Elisabeth Suesserott

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Forschung beginnt mit einer Frage

So verschieden die Forschungsprozesse im Detail sein mögen, es gibt auch Gemeinsamkeiten im Hinblick auf Vorgehensweisen und Abläufe. Der Motor eines Forschungsprozesses ist meist ein Rätsel, eine Problemkonstellation oder eine Forschungsfrage, z.B.: „Durch welche Maßnahmen kann der Informationsfluss in einem Betrieb verbessert werden?“ oder „Wie steht es um die Wirksamkeit von digitalen Lernmedien für HauptschülerInnen im Zillertal?“. Tipps, wie man Forschungsfragen entwickelt und eingrenzt, finden Sie im Abschnitt „Themenfindung und Forschungsfragen“.

Forschungsprozess

Forschungsprozesse – sofern sich diese nicht überwiegend durch einen impressionistisch-chaotischen Charakter von Gelegenheitsargumentationen auszeichnen – lassen sich auch in Form von linearen oder zyklischen Ablaufmodellen darstellen (vgl. Hug 2001, S. 24 ff). Selbstverständlich handelt es sich dabei um idealtypische Modelle, die im konkreten Fall variiert, kombiniert oder auch modifiziert werden.

Forschungsfrage

Stand der Forschung

Eine Forschungsfrage ließe sich nun rein spekulativ beantworten: Die Schwäche dieser Vorgehensweise ist jedoch, dass die ent­stehenden Theorien so nicht sachlich begründbar sind und der Weg zu ihnen unklar bleibt. Deshalb tun WissenschaftlerInnen in dieser Situation genau das, was jeder Mensch sonst auch tut: Sie sehen sich um, ob es bereits Antworten auf ihre Frage gibt, also wissenschaftliche Theorien, Konzepte, Ansätze. Zu diesem Zweck wird in Bibliotheken und Datenbanken nach relevanter Literatur gesucht und der Stand der Forschung erkundet. Hinweise zu den Techniken der Literatursuche finden Sie im Abschnitt „Recherchieren, Beschaffen und Archivieren von Literatur“. Achten Sie bei der Recherche jedenfalls auch auf unterschiedliche Gattungen, Genres und Formate. Meldungen aus der Tagespresse, Spielfilme oder Beiträge aus der Ratgeberliteratur haben im Vergleich zu wissenschaftlichen Arbeiten jeweils einen anderen Status. Sie erfüllen keine wissenschaftlichen Ansprüche und werden ggf. als Gegen­stände kritischer Reflexion und nicht als Belege im Sinne wissenschaftlicher Referenzen verwendet

Literaturrecherche

Die gefundene Literatur wird gesichtet, aufbereitet, ausgewertet, thematisch gebündelt: Das Resultat ist im Idealfall ein Überblick über Theorien und Forschungsergebnisse zum Untersuchungsbereich, dem die Forschungsfrage zuzuordnen ist.

Theoriearbeit oder empirische Arbeit

Spätestens jetzt ist eine Entscheidung zu treffen: Sind die gefundenen Theorien ausreichend, um auf ihnen aufbauend eine neue Theorie zu entwickeln, oder nicht? Denn WissenschaftlerInnen kommen grundsätzlich auf zwei Wegen zu neuen Theorien: indem sie sich ausschließlich auf gegebene Theorien beziehen oder indem sie zusätzlich auch empirische Daten berücksichtigen, die erhoben, ausgewertet und interpretiert werden.

Dementsprechend lassen sich zwei Typen wissenschaftlicher Forschungsprojekte unterscheiden:

  • die sog. „theoretische Arbeit“ oder „Literaturarbeit“, in der eine Forschungsfrage durch Darstellung, Vergleich und Kritik verschiedener Theorien beantwortet wird; das Spektrum reicht hier vom einfachsten Fall der sog. „kompilatorischen Arbeit“ über theoretische Essays (vgl. Rentsch & Rohbeck 2002) bis hin zu sehr anspruchsvollen Arbeiten auf der Basis philosophischer Methoden (Wuchterl 1999),
  • und die sog. „empirische Arbeit“, in der zusätzlich auch empirische Daten (zu Einstellungen und Erfahrungen von Menschen, zu sozialen Prozessen und Phänomen usw.) erhoben und für die Theoriebildung aus­gewertet werden, wobei die Erhebung und Auswertung der Daten qualitativ oder quantitativ erfolgen kann.
Theoriearbeit Empirische Arbeit

Wenn Sie z.B. eine Diplomarbeit schreiben, entscheiden Sie sich in jedem Fall für den einen oder den anderen Typ wissenschaftlicher Forschung. Wie Sie sich entscheiden, hängt in erster Linie von Ihrer Forschungsfrage ab. Und wenn Sie sich entscheiden, auch empirisch zu arbeiten, sind für Sie in jedem Fall die Methoden der Datenerhebung und Datenauswertung von Interesse.

Datenerhebung und Datenauswertung

Eine empirische Forschungsarbeit begnügt sich wie gesagt nicht damit, eine neue Theorie nur auf vorhandene Theorien zu stützen. Sie möchte bewusst Hypothesen oder eine neue Theorie auf der Basis empirischer Daten entwickeln oder anhand empirischer Daten bewähren. Zu diesem Zweck werden Daten mittels Methoden der Befragung, der Beobachtung, der Inhaltsanalyse oder mittels experimenteller Verfahren gesammelt, erhoben, aufbereitet und anschließend ausgewertet.

Quantitative vs. qualitative Daten

Für die Datenerhebung und Datenauswertung steht eine Reihe von Methoden zur Verfügung. Eine wichtige Unterscheidung ist die in quantitative und qualitative Forschungsmethoden. Um zu wissen, nach welcher Methode ich empirisch arbeiten soll, muss ich mir überlegen, zu welchemZweck ich Daten erheben und auswerten möchte, alsowozu ich eigentlich empirisch arbeite:

Datenerhebung Datenauswertung
  • Tue ich dies, um eine Theorie zubestätigen oder zuwiderlegen, dann werde ich im Regelfallquantitativ vorgehen, demnach quantitative Methoden verwenden.
  • Arbeite ich hingegen empirisch, umneue Hypothesen oder eineneue Theorie zuentwickeln, dann werde ichqualitativ vorgehen, demnach qualitative Methoden verwenden.

Natürlich gibt es in der Forschungspraxis viele Mischformen und Möglichkeiten der Verknüpfung; aber es ist nützlich, diese Methoden quasi in Reinkultur und schematisch zu unterscheiden.

Hypothesenfindung Hypothesenüberprüfung

Qualitative Sozialforschung

Die qualitative Sozialforschung zielt auf eine vertiefte, verstehende Auseinandersetzung und möglichst umfassende und dichte Beschreibung des Untersuchungsgegenstandes. Qualitative Methoden kommen vorrangig bei Einzel­fall­studien zum Einsatz und verwenden z.B. Gesprächsdaten aus Interviews, biografische Informationen oder Beobachtungsdaten, die mit entsprechenden Auswerteverfahren (z.B. Grounded Theory) analysiert werden.

Qualitative MethodenBeispiel

Qualitative Methoden sind Theorie generierend (erzeugend). Eine der Hauptaufgaben des qualitativen Forschers ist klarzulegen, wie er zu einer neuen Theorie kommt, denn diese soll ja nicht willkürlich, sondern methodisch gesichert und intersubjektiv nachprüfbar sein. Um die Qualität einer Theorie zu sichern, ist es für die qualitative Sozialforschung entscheidend, dass die Theoriebildung transparent und nachvollziehbar ist.

Zu diesem Typ sind auch die Praxisforschungsprojekte zu zählen, in denen Konzeptions-, Anwendungs- und Reflexionsschleifen eine tragende Rolle spielen (Aktions- oder Handlungsforschungsansätze) oder anwendungsorientierte Entwicklungen im Vordergrund stehen.

Intersubjektive Nachprüfbarkeit Bewährung der TheoriePraxis

Quantitative Sozialforschung

Hypothesenüberprüfung

Quantitative Methoden haben hingegen einen Hypothesen prüfenden Charakter. Wenn ich Daten quantitativ erhebe und auswerte, möchte ich eine Theoriebestätigen oderwiderlegen, d.h. ich verfüge bereits über eine Forschungshypothese. In einigen Fällen ist diese Hypothese das Resultat einer vorhergehenden qualitativen Studie, in anderen Fällen wird sie auf der Grundlage des recherchierten und gesammelten bisherigen Wissens entwickelt. Ein Beispiel einer Hypothese im Anschluss an das bereits erwähnte Thema ist folgendes: „Es ist anzunehmen, dass sich durch ein (wirksames) Kommunikations­training im Betrieb der Informationsfluss bedeutend verbessert.“

Dieseerklärende Vorgangsweise mit traditionell naturwissenschaftlicher Ausrichtung strebt die Messung von Merkmalen oder Eigenschaften an. Erhobene Merkmalsausprägungen werden in Zahlenwerte übersetzt (codiert) und die festgestellten Messwerte (informative Daten) rechnerisch nach festgelegten Kriterien ausgewertet. Quantitative Methoden in der Sozialforschung (vgl. Denz & Mayer 2001, S. 75 ff) helfen beim Erfassen von Personengruppen oder dabei, aufwändige Daten und großes Zahlenmaterial zu bündeln, die Informationen zu verknüpfen und so zu verdichten.

Um eine Hypothese zu bestätigen, können auch Experimente durchgeführt werden. Zuvor müssen die Begriffe operationa­lisiert, d.h. in quantifizierbare Merkmale übersetzt werden, diese Messwerte können dann rechnerisch ausgewertet werden. Dann wird z.B. der Informationsfluss in dem Betriebvor dem Trainingsprogramm undnach dem Trainingsprogramm entsprechend erhoben und man überprüft nach der Auswertung der Daten, ob sich am Ende eine deutliche Verbesserung des Informationsflusses zeigt oder nicht. Eine Verbesserung würde für die Wirksamkeit des Trainings sprechen und mithin die Hypothese erhärten.

ExperimentOperationalisierung

Bewährung von Theorien

Eine Theorie ist ein Netzwerk von Aussagen, Grundsätzen und Annahmen, das in einem sinnvollen inneren Zusammenhang steht. Eine Theorie sollte plausibel argumentiert und möglichst empirisch – d.h. auf Grund von wissenschaftlich durchgeführten Beobachtungen, Befragungen oder Experimenten – überprüfbar sein. Wenn wiederholt empirische Forschungsergebnisse mit den Hypothesen übereinstimmen, dann wird dieses theoretische Modell dadurch immer gefestigter. Andernfalls muss eine Theorie überarbeitet werden, wenn sich in der Praxis abweichende Resultate ergeben. Als Beispiel für eine „funktionierende“ Theorie sei jene desOperanten Konditionierens genannt. Eine daraus abgeleitete Annahme besagt, dass Belohnungen eine bestimmte Verhaltensweise verstärken – was auch empirisch gut belegt ist. Es hat sich in zahlreichen Experimenten gezeigt, dass Handlungsweisen, die für das Individuum angenehme Konsequenzen bewirken, ausgebaut und wiederholt werden.

Für die Qualitätssicherung einer wissenschaftlichen Theorie aus der Sicht der quantitativen Sozialforschung ist demnach die Operationalisierbarkeit, Quantifizierbarkeit und Überprüfbarkeit von Hypothesen entscheidend und weniger die Frage, wie der Forscher zu den Hypothesen gekommen ist. Jedoch alle diese Qualitätskriterien haben ihre Richtigkeit und ergänzen sich.

Mischvarianten

Methodenmix

Im Zuge einer Studie können qualitativ wie quantitativ orientierte Methoden gewählt werden. Sie ergänzen sich gegenseitig und bieten einen erweiterten, variantenreicheren Einblick über zu erkundende Bedürfnisse, Fehlentwicklungen, Einstellungen, Fähigkeiten, Erwartungen, Zukunftsszenarien etc., die für Individuen oder Gruppen in ihren Lebenswelten bedeutsam sind. Sie verknüpfen quantitativ erhobene Resultate mit sorgfältig überprüften Beschreibungen, Begründungen und Erklärungen für ihre qualitativen Ergebnisse, bestätigen und/oder verwerfen modifizierte Hypothesen zu sozialen Wirklichkeiten in diversen Kulturgemeinschaften (vgl. Garz u.a. 1991, Spindler 1991, S. 51 ff).

Publikation von Forschungsergebnissen

Publikation

Die Resultate eines Forschungsprojektes werden der Öffentlichkeit in Form von Publikationen in wissenschaftlichen Journalen und Büchern zugänglich gemacht und können diskutiert und gegebenenfalls auch wiederholt werden. Für die Publikation wissenschaftlicher Ergebnisse haben sich in der Welt der Wissenschaft unterschiedliche Medien- und Textsorten etabliert: Bücher, Zeitschriftenartikel, aber auch universitäre Abschlussarbeiten (s. dazu den Abschnitt „Typen wissenschaftlicher Arbeiten“). Dabei gibt es eine Reihe von Richtlinien und Standards, wie wissenschaftliche Arbeiten aussehen sollen (s. „Formale Gestaltung wissen­schaft­licher Arbeiten“), besonders wichtig ist dabei, dass Inhalte, die aus anderen Publikationen übernommen werden, korrekt zitiert werden (s. „Richtig zitieren“). Zum Forschungsprozess gehören nicht zuletzt auch die Präsentation und Diskussion der Forschungsergebnisse in der Fachwelt, in der sog. scientific community, bei Tagungen, Kongressen, aber auch in Lehrveranstaltungen (s. „Zur Gestaltung von LV-Beiträgen“).

Formale Gestaltung wissenschaftlicher Arbeiten
Authoren:
Karoline Bitschnau und Britta Elisabeth Suesserott
Typ:
Themenübersicht
Thema:
Wissenschaftliches Arbeiten / Formale Gestaltung wissenschaftlicher Arbeiten
Serie: Handreichung Wissenschaftliches Arbeiten

Geschlechtergerechter Sprachgebrauch
Authoren:
Eva Fleischer
Typ:
Themenübersicht
Thema:
Wissenschaftliches Arbeiten / Schreiben, Schreibprozess
Serie: Handreichung Wissenschaftliches Arbeiten

Literaturrecherche: ALEPH: Tipps für effizientes Suchen
Authoren:
Niedermair, Klaus
Typ:
Themenübersicht
Thema:
Wissenschaftliches Arbeiten / Literaturrecherche
Serie: Handreichung Wissenschaftliches Arbeiten

Quellen, Zitat und Zitieren
Authoren:
Klaus Niedermair und Michael Nonnato
Typ:
Themenübersicht
Thema:
Wissenschaftliches Arbeiten / Zitieren, Zitierregeln
Serie: Handreichung Wissenschaftliches Arbeiten

Recherchieren, Beschaffen, Lesen und Archivieren von Literatur
Authoren: Niedermair, Klaus
Typ: Themenübersicht
Thema: Wissenschaftliches Arbeiten / Literaturrecherche
Serie: Handreichung Wissenschaftliches Arbeiten

 Zweigeschlechtlichkeit als Konstruktion der Gesellschaft
Authoren: Staller Julia
Typ: Seminararbeit
Thema: Wissenschaftstheorie / Allgemein
Serie:
Wissenschaftstheorie der Erziehungswissenschaft

A Guide to Harvard Referencing
Authoren:
Learning Support Services, Leeds Metropolitan University
Typ
Anleitung
Thema:
Wissenschaftliches Arbeiten / Zitieren, Zitierregeln
Serie: -

 

AOIR - Association of Internet Researchers
Authoren:
-
Typ:
Homepage
Thema:
Medienwissenschaft / Allgemein
Serie: -

 

 ATLAS.ti
Authoren:
-
Typ:
Portal
Thema:
Methoden / Computerunterstützte Qualitative Analyse
Serie: -

 

 ATLAS.ti-Einführung Version 5.0
Authoren:
Rühl, Stefanie
Typ:
Anleitung
Thema:
Methoden / Computerunterstützte Qualitative Analyse
Serie: -

 

 ATLAS/ti-Kurs: Einführung in das Arbeiten mit ATLAS/ti
Authoren:
Jörg Strübing
Typ:
Primärtext
Thema:
Methoden / Grounded Theory
Serie: -

 

 

 Abduktion
Authoren:
Moser, Heinz
Typ:
Übungsaufgabe
 Thema: Wissenschaftstheorie / Abduktion
Serie: Praxisforschung - eine Einführung

 

 

Action Research: A Brief Overview
Authoren:
Moser, Heinz
Typ:
Übungsaufgabe
Thema: Wissenschaftstheorie / Abduktion
Serie: Praxisforschung - eine Einführung

 

Abduktion
Authoren:
Moser, Heinz
Typ:
Übungsaufgabe
 Thema: Wissenschaftstheorie / Abduktion
Serie: Praxisforschung - eine Einführung

 

Abduktion
Authoren:
Moser, Heinz
Typ:
Übungsaufgabe
 Thema: Wissenschaftstheorie / Abduktion
Serie: Praxisforschung - eine Einführung

 

Abduktion
Authoren:
Moser, Heinz
Typ:
Übungsaufgabe
 Thema: Wissenschaftstheorie / Abduktion
Serie: Praxisforschung - eine Einführung

 

 

 

 

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