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Sinn und Form, Jg. 62 (2010), Nr. 4, S. 437-453

Dolf Sternberger und Walter Benjamin. Ein Photographie-Aufsatz und seine Folgen / von Detlev Schöttker. Mit Briefen von Rudolf Geck, Dolf Sternberger, Peter Suhrkamp und Ernst Bloch

Aus der Leseprobe des Aufsatzes von Detlev Schöttker über das Verhältnis von Walter Benjamin zu Dolf Sternberger:

"1938, vier Jahre, nachdem er in die Redaktion der Frankfurter Zeitung eingetreten war, veröffentlichte Dolf Sternberger sein Buch Panorama oder Ansichten vom 19. Jahrhundert. Walter Benjamin verfaßte eine aggressive Rezension, die er in der Zeitschrift für Sozialforschung veröffentlichen wollte. Doch wurde sie hier nicht gedruckt, sondern erschien erst 1972 aus dem Nachlaß im dritten Band der Gesammelten Schriften. Die Lektüre machte Sternberger betroffen, wie das Vorwort zur Taschenbuch-Ausgabe seines Buches von 1974 zeigt. Dennoch hielt er auch hier an seinem ursprünglichen, fast vierzig Jahre zurückliegenden Bekenntnis fest: Benjamin sei sein Vorbild. Das Motiv für die Attacke suchte Sternberger in Benjamins Buchprojekt über die Vorgeschichte der Moderne im 19. Jahrhundert, das unter der Bezeichnung Passagen-Werk bekannt geworden ist. Die Konkurrenzhaltung – Benjamin sprach von einem Plagiat – war allerdings nicht der einzige Grund für seinen Angriff. Vielmehr zeigen die hier erstmals abgedruckten Briefe von Peter Suhrkamp, Dolf Sternberger, Rudolf Geck und Ernst Bloch, daß es weitere und vermutlich sogar wichtigere Motive gab. Es handelt sich zum einen um Sternbergers Photographie-Aufsatz, der im Herbst 1934 erschien, zum anderen um eine Absage der Frankfurter Zeitung an Benjamin vom Sommer 1935, in die Sternberger als Redaktionsmitglied einbezogen war."

Außerdem enthält das Heft einen Essay von Klaus Reichert über Adorno und das Radio (S. 454-465), zu dem ebenfalls eine Leseprobe online verfügbar ist; daneben Thomas Karlaufs Bericht von einer Auktion über Die Bibliothek des Castrum Peregrini (S. 466-471) sowie einen Beitrag von Lutz Seiler über den Dichter, Kritiker und Lektor Oskar Loerke (Im Wald der Welt. Zu Oskar Loerke, S. 524-534).

Zum vollständigen Inhaltsverzeichnis des aktuellen Heftes auf der Homepage von Sinn und Form.