Do., 20. Jän., 20 Uhr: Die "Führerbibliothek" - Anmerkungen zu ihrer Geschichte

 In Innsbruck: Vortrag des Buchwissenschaftlers Murray Hall im Literaturhaus am Inn.

Aus der Ankündigung des Literaturhauses:

"Als Adolf Hitler Anfang April 1938  seiner „Patenstadt“ Linz an der Donau einen Besuch abstattete und dabei das Landesmuseum aufsuchte, war er voller Ideen über die Neugestaltung der Stadt. Linz sollte Standort eines weitläufigen Museumskomplexes, des zu erbauenden „Führermuseums“, werden. Als Teil dieser Planung sollte auch eine „Adolf-Hitler-Bibliothek“ bzw. die „Führerbibliothek“ in unmittelbarer Nähe gebaut werden. Entstehen sollte keine kunstwissenschaftliche Fachbibliothek, auch keine NS-Fachbibliothek, sondern einerseits eine wissenschaftliche Stadtbibliothek, anderseits eine universell repräsentative Landesbibliothek. Die Bändezahl – eine Million Bücher – legte Hitler höchstpersönlich fest, diese sollten auf sieben Stockwerke verteilt werden. Die Partei-Kanzlei in München begann mit dem Sammeln, vornehmlich aus geschlossenen Bibliotheken und geraubten Bücherbeständen. In Folge der Kriegsereignisse wurde im idyllischen Grundlsee eine Ausweichstelle gesucht und gefunden. Von Mitte 1943 bis zum Kriegsende war die „Führerbibliothek“ in der Villa Castiglioni zu Hause. Eine der fleißigsten Bücherlieferanten war die Nationalbibliothek in Wien. Sie sollte auch nach Ende des Dritten Reichs bei der Auflösung der „Führerbibliothek“ eine maßgebliche Rolle spielen."

Murray Hall, geboren 1947 in Winnipeg, Manitoba, Kanada. Studium der Germanistik, Romanistik und Anglistik, seit 2000 außerordentlicher Univ.-Prof. am Institut für Germanistik in Wien. Forschungsschwerpunkte: Literatur der Zwischenkriegszeit, Nachlässe, Buchhandels- und Verlagsgeschichte, Bibliotheksgeschichte in der NS-Zeit. Mitbegründer und Obmann des Vereins „Gesellschaft für Buchforschung in Österreich“. Aktuelles Projekt: Die Geschichte der deutschsprachigen literarischen Verlage in den böhmischen Ländern 1919–1945.