KIT-Tagung an der LFU

Vom 23. – 25. September 2005 veranstaltete die Bezirksstelle Innsbruck-Stadt des ÖRK in Zusammenarbeit mit dem Institut für Psychologie der LFU die KIT-Tage 05. Die Veranstaltung ist die größte KIT-Tagung im deutschsprachigen Raum und stieß heuer auf Grund der vielen TeilnehmerInnen manchmal bereits an ihre Grenzen.
KIT-Tage 2005
KIT-Tage 2005

Teilgenommen haben 573 TeilnehmerInnen aus fünf Nationen. Besonders das umfangreiche inhaltliche Angebot, die ausgewählten Referenten sowie die Mischung zwischen Theorie und Praxisbezug sind immer wieder als Hervorragend bezeichnet worden. In vielen persönlichen Gesprächen wurde ein großes Lob der Organisation ausgesprochen. Auch das Kennen lernen anderer Systeme und der Austausch mit „Einsatzkräften" aus fünf Nationen hat die Tagung enorm bereichert und dazu beigetragen, eine inhaltliche und persönliche Vernetzung auch über die Nationengrenzen hinweg herzustellen. Viele Teilnehmer haben sich persönlich bei den Organisatoren bedankt und sich bereits jetzt für die KIT-Tage 06 angemeldet.

Die KIT-Tage sind in Ihrem Umfang und Ihrer Ausrichtung einmalig und werden deshalb für die nächsten Jahre ein Fixpunkt im Bereich des Wissenstransfers und der fachübergreifenden Zusammenarbeit für Einsatzorganisationen, Behörden und Kriseninterventionsteams bleiben.

Hintergrund

1996 wurde mit Unterstützung des Vorstands des Instituts für Psychologie der Universität Innsbruck, in Zusammenarbeit mit dem Institut für Sozialmedizin und des damaligen Dekans der Naturwissenschaftlichen Fakultät die Arbeitsgruppe Notfallpsychologie gegründet.

Ausgelöst durch die Erfahrungen bei der psychologischen Betreuung der Opfer, Hinterbliebenen und Einsatzkräfte nach den Lawinenunglücken im Paznauntal im Februar 1999 beschlossen einige der dort zum Einsatz gekommenen psychosozialen Einsatzkräfte gemeinsam mit einer Gruppe von Rot-Kreuz-Mitarbeitern, ein Kriseninterventionsteam beim Roten Kreuz zu entwickeln. Ziel dieses Teams sollte die psychologische Betreuung von Opfern und Angehörigen nach belastenden Ereignissen und für Einsatzkräfte nach belastenden Einsätzen auch unterhalb der Katastrophenschwelle sein. So wurde der Grundstein für das SvE-KIT-Team Tirol gelegt.

SvE steht für Stressverarbeitung nach belastenden Einsätzen und stellt eine Hilfestellung für Einsatzkräfte nach belastenden Einsätzen dar. KIT steht für Krisenintervention und ist eine psychologische Hilfeleistung für Hinterbliebene und Angehörige. Die Arbeitsgruppe Notfallpsychologie hat sich zum Ziel gesetzt, die wissenschaftliche Begleitforschung, Fortbildung und Qualitätssicherung für das SvE-KIT-Team des Roten Kreuzes zu übernehmen.

Vielfältige Einsätze

Mitglieder der Arbeitsgruppe Notfallpsychologie sind auch Mitglieder des SvE-KIT-Teams und seit 1999 bei mehreren Großschadensereignissen (Lawinenkatastrophe in Galtür und Valzur, Unglück am Bergiselstadion, Lawinenunglück an der Jamtalhütte, die Seilbahnkatastrophe in Kaprun, das Busunglück in Vomp, der Tsunamikatastrophe in Südostasien und dem Helikopterunglück in Sölden) sowie bei der Betreuung der Kosovo-Flüchtlinge und dem Hochwassereinsatz in Niederösterreich und im Tiroler Oberland im Einsatz gewesen.

Muliprofessionelle Teams

Seit 1999 werden beim Roten Kreuz SvE-KIT-Teams ausgebildet. Derzeit sind in Tirol über 150 Mitglieder aktiv. Weitere Teams sind in beinahe allen Tiroler Bezirksstellen im Einsatz. Diese multiprofessionellen Teams, bestehend aus SanitäterInnen, Exekutivbeamten, Einsatzkräften der Feuerwehr, PsychologInnen, PädagogInnen, SozialarbeiterInnen und Theologen, versehen ihre Dienste ausnahmslos freiwillig. Bei ungewöhnlichen Schadensfällen auch unterhalb der Katastrophenschwelle („Krisenintervention im Rettungsdienst“) werden die Teams über die Leitstelle des Roten Kreuzes alarmiert. Das SvE-KIT-Team ist dabei der erste Ansprechpartner im Tiroler „Alarmplan für psychosoziale Einsatzkräfte bei Großschadenslagen“. Beispielweise war das Innsbrucker SvE-KIT-Team im Jahr 2003 bei 143 Einsätzen unterhalb der Katastrophenschwelle tätig. Im Allgemeinen handelt es sich dabei um die Betreuung der Angehörigen nach plötzlichen Todesfällen wie Unfällen oder Suizid. Daneben kommen auch Betreuungen von Einsatzkräften nach besonders belastenden Einsätzen vor.

Universitäre Ausbildung

Seit 1996 werden im Rahmen der psychologischen Ausbildung Vorlesungen und Seminare, die sich mit dem Themenkreis „Traumatisierung“ beschäftigen, angeboten. Seit 1999 werden Sozialmediziner ebenfalls auf die spezifischen psychologischen Aufgaben bei Reanimationen sowie psychischer Erster Hilfe am Unfallort vorbereitet. Aufgrund der Erfahrungen in den letzten notfallpsychologischen Einsätzen werden die gesammelten Erfahrungen wissenschaftlich aufgearbeitet und ein umfassendes Konzept für den Einsatz einer psychosozialen Interventionsgruppe erarbeitet.