Sind die Alpen bald menschenleer?

Vergangenen Freitag präsentierten Prof. Christian Smekal und Prof. Roland Psenner ein Buch zu Ursachen und Auswirkungen der Entvölkerung im Berggebiet. Das Werk versammelt Ergebnisse von zwei Konferenzen im italienischen Belluno und in Innsbruck, die im Rahmen des Netzwerkes "Rete Montagna" veranstaltet wurden.
Altrektor Prof. Christian Smekal, Prof. Roland Psenner, Prof.ssa Ester Cason Angelini …
Altrektor Prof. Christian Smekal, Prof. Roland Psenner, Prof.ssa Ester Cason Angelini, Dr. Martin Schennach und Mag. Elisabeth Gärtner präsentieren das neue Buch
Vor drei Jahren wurde das Forschungsnetzwerk "Rete Montagna" mit dem Ziel gegründet, die unterschiedlichen Aspekte des Lebens und der Kultur in den Bergen zu ergründen. Die Universität Innsbruck war Gründungsmitglied der "Rete Montagna" und stellt seit Anbeginn mit dem Rektor den Präsidenten der Vereinigung. Initiatorin war Andrea Angelini von der Stiftung Giovanni Angelini in Belluno. Anlässlich des Internationalen Jahres der Berge veranstaltete "Rete Montagna" zwei Konferenzen, auf denen die Ursachen und Auswirkungen der Entvölkerung in bestimmten Alpenregionen diskutiert wurden. Dabei konnte festgestellt werden, dass die Wanderungsbewegungen in den Alpen sehr unterschiedlich sind und von den jeweiligen sozioökonomischen Rahmenbedingungen abhängen. In Tirol und Südtirol ist in den meisten Gebieten eine Zuwanderung spürbar, die Siedlungsstruktur hat sich weitgehend stabilisiert. Im Osten hingegen sind in vielen Regionen deutliche Abwanderungstendenzen erkennbar. Die Ursachen sind vielfältig. Die topographischen Bedingungen stellen in vielen Bergregionen große Herausforderungen für die Bevölkerung dar. Die städtische Zivilisation ist dagegen durch hohe Attraktivität gekennzeichnet. Der Tourismus stellt in den Bergen oft die einzige Alternative zur Landwirtschaft dar, und so ersetzt eine ökonomische Monokultur die andere.

Für Christian Smekal ist es daher dringend notwendig über zukunftorientierte Lebensmodell in den Alpen nachzudenken und Chancen für eine aktive, gebildete Bevölkerung zu finden, die an einer nachhaltigen Entwicklung ihrer Region interessiert ist. "Es macht keinen Sinn, hier Indianerreservate für Touristen einzurichten!" Auch Roland Psenner betont: "Es braucht ein neues Selbstbewusstsein und ein Bekenntnis zur kulturellen Diversität in den Alpen." Deshalb sei auch die Politik gefordert mehr zu tun. Auf nationaler Ebene müssen finanzielle und wirtschaftliche Anstrengungen gemacht werden, um die schwierigen Lebensbedingungen in den Randzonen auszugleichen. Auf europäischer Ebene gelte es die Bezugsgebiete in den wichtigsten Wirtschaftsprogrammen genauer zu definieren und dabei die spezifischen Probleme der Bergregionen zu berücksichtigen. Es brauche daher auch Sonderbestimmungen der EU für die Alpen, so ließen sich auch Probleme wie der Transit leichter lösen. (cf)