"Tropentage" in Innsbruck

Der Sommer scheint es heuer fast schon zu gut mit uns zu meinen: ungetrübter Sonnenschein und 30 sogenannte "Tropentage" mit Temperaturen über 30°C wurden vom Institut für Meteorologie und Geophysik heuer schon gemessen. Die iPoint-Redaktion sprach mit Prof. Michael Kuhn und Prof. Ekkehard Dreiseitl über diesen außergewöhnlichen Sommer.
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Herr Prof. Kuhn, der Juni war heuer ein ungewöhnlich warmer Monat, der Juli ließ uns auch ganz schön schwitzen und der August verspricht ebenfalls, ein sehr heißer Monat zu werden, wie sehen die Aufzeichnungen an ihrem Institut aus?

Es wurden heuer bis jetzt laut meinen Aufzeichnungen fast 30 Tage mit einer Temperatur über 30°C gezählt, und so wie es aussieht, werden diese Woche noch weitere 4 Tage hinzukommen. Dieser Sommer ist wirklich außergewöhnlich warm und über 30 dieser sogenannten "Tropentage" wurden noch nie gezählt, ein neuer Rekordwert. Der Juli war mit einem Monatsmittel von 19,9°C bereits um rund 2°C zu warm, der Juni mit einem Mittel von 21,8°C sogar um 5,5°C zu hoch und schon im Mai lagen wir bei einem Mittel von 16,5°C (2,9°C über dem Durchschnitt). Auch die etwas kühleren Tage, die im Mai oder auch im Juni oftmals noch auftreten, blieben heuer aus. Lediglich an einem Tag, und zwar am 16. Mai, wurde eine Minimum-Temperatur von 2,0°C gemessen, aber das war auch schon alles.

Seit wann gibt es eigentlich Wetteraufzeichnungen in Innsbruck?

Lückenlose Wetteraufzeichnungen in einer Reihe gibt es seit dem Jahr 1906 an unserem Institut (nach der Gründung im selben Jahr). Es sind aber schon viel früher, genauer gesagt seit dem Jahr 1770, immer wieder an verschiedenen Stellen in Innsbruck Daten gesammelt worden, beispielsweise bei den Jesuiten, diese sind allerdings nicht lückenlos nachvollziehbar.

Welches war der heißeste Sommer seit dem Jahr 1906 laut ihren Aufzeichnungen?

Was wir Meteorologen als Sommer bezeichnen sind die Monate Juni, Juli und August, wenn jetzt beispielsweise der September noch außergewöhnlich warm ist, zählt er für die Bevölkerung auch als Sommer, was für unsere Statistiken aber nicht mehr relevant wäre. Nun ist es so gesehen natürlich schwierig, zu sagen, welches der heißeste Sommer laut Wetteraufzeichnungen war. 1992 beispielsweise wurde laut unseren Aufzeichnungen zufolge ein ungewöhnlich hohes Monatsmittel mit 21,5°C im August gemessen, auch in den Jahren 1983, 1994, 1995 und 1952, 1950, 1928 waren die Monatsmitteltemperaturen jeweils im Juni, im Juli oder im August mit über 20°C ungewöhnlich hoch. Der heurige Juni mit 21,8°C liegt jedoch zur Zeit eindeutig an Spitzenposition.
Gemittelt über die 3 Monate ergibt sich die sogenannte Sommermitteltemperatur. In Erinnerung ist vielen Innsbruckern mit einer Mitteltemperatur von 18,7°C immer noch der Sommer 1947. Deutlich haben ihn aber einige der letzten Sommer überholt, in unseren Aufzeichnungen führt der Sommer 1992 mit 19,6°C gefolgt von Sommer 1994 mit 19,5°C und dem vergangenen Sommer 2002 mit 19,3°C, dann folgen 1950 mit 19,1°C und 1983 mit 18,8°C, dann erst 1947 mit 18,7°C.

Manche Klimaexperten behaupten, dass diese sogenannten "Hitzetage" in naher Zukunft noch mehr zunehmen werden, sehen Sie diese Tendenz auch so?

Solche Prognosen sind schwer zu treffen, generell kann man aber sagen, dass sich die globale Durchschnittstemperatur um 0,7°C erhöht hat, im Raum Innsbruck sind es 1,1°C.

Dies zeigt dann aber doch eine Tendenz nach oben?

Man muss dazu sagen, dass es immer auf den Zeitabschnitt und die Zeitspanne ankommt, die man bei solchen Klimamodellen betrachtet. Sieht man eine Zeitspanne von Beginn der Aufzeichnungen bis in die 50-er Jahre, bleibt die Kurve relativ konstant, betrachtet man aber das gesamte Modell (also die letzten 100 Jahre), kann man einen sehr leichten Anstieg verzeichnen. Sieht man sich zum Beispiel nur die 90-er Jahre an, wo in den Sommermonaten Juni, Juli und August das Monatsmittel über 20°C lag, kann man hier wiederum einen Temperaturanstieg von ca. 2°C verzeichnen, was einen eher starken Anstieg bedeutet. Aber die Erwärmung in den letzten zehn Jahren ist ein Grund, warum es heuer den Gletschern besonders schlecht geht.

Es sollen ja alle Gletscherskigebiete aufgrund des starken Abschmelzens geschlossen sein?

Ja, bis auf den Tuxer Gletscher sind meines Wissens nach alle Gebiete gesperrt worden. Die Gletscher befinden sich zur Zeit in einer Situation, wie es generell eigentlich Ende September der Fall ist.

Heiße Sommer wie in Italien oder Griechenland, manche Experten behaupten, dass sich die Klimazonen verschieben werden und wir in wenigen Jahren sogar mediterranes Klima im Alpenraum haben werden.

Das sagt sich sehr leicht, Fakt ist aber, dass die Alpen immer wetterdominierend sein werden und somit auch in Zukunft unser Klima in Bezug auf Niederschlag und Temperatur bestimmen.

Mit diesen Aussichten wünscht die iPoint-Redaktion ihren Leserinnen und Lesern noch einen schönen Sommer und dankt Prof. Kuhn und Prof. Dreiseitl für das Gespräch. (bb/cf)