Wirtschafts- und sozialhistorische Exkursion 2006

In einer fakultätsübergreifenden Kooperation fanden sich zu Christi Himmelfahrt 16 Studierende und Mitarbeiter der LFU Innsbruck zusammen, um unter der Leitung von Prof. Helmut Alexander und Prof. Josef Nussbaumer zu einer zweitägigen wirtschafts- und sozialhistorischen Exkursion in den Südtiroler Vinschgau aufzubrechen.
Die Exkursionsteilnehmer bei der abschließenden Rast in Kuens
Die Exkursionsteilnehmer bei der abschließenden Rast in Kuens.

Die Region ist historisch hochinteressant und bietet Material aus allen Epochen. Das dichte Besuchs- und Besichtigungsprogramm versuchte, dem Rechnung zu tragen. Am ersten Tag wurden das Stift Marienberg im oberen Vinschgau, die mittelalterliche Stadt Glurns, die Marmorgemeinde Laas und abschließend das Martelltal (mit Bergbauernmuseum und einer Einführung in den dortigen Beerenanbau) besucht. Am zweiten Tag folgten die Obstgenossenschaft MIVO in Latsch und das „Touriseum“ (das 2003 auf Schloss Trauttmannsdorff neu eröffnete Südtiroler Landesmuseum für Tourismus) nahe Meran besucht. Damit wurde der Bogen von einigen Brennpunkten der mittelalterlichen Wirtschaft und Politik zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen der Gegenwart (neben Landwirtschaft und Tourismus auch Industrie und Kunsthandwerk) und deren Geschichte gespannt. So konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vielerlei für die meisten sicher neue Einblicke gewinnen, wie etwa in das internationale Geschäft mit Vinschgauer Äpfeln, in die Kunst der Marmorgewinnung und -verarbeitung, in die historische Rolle von Klöstern bei der Regionalentwicklung oder in das Leben der Bevölkerung eines abgelegenen Bergtales, das sich erst in den letzten Jahrzehnten vom Existenzminimum wegbewegt hat. Dass es dabei auch an Absonderlichkeiten nicht mangelte, ist klar: vom Strafprozess gegen die Glurnser Mäuse 1519/20, über eine hundert Jahre alte Marmorbüste von Kaiser Franz Josef auf einem Parkplatz bis zum Erdbeeranbau auf 1.800 Meter Seehöhe.

Auch die Rückfahrt erfolgte über historischen Boden durch das Passeiertal, vorbei am Hof des legendären Sandwirts, über den Jaufenpass, eine alte Handelsroute, und über den an diesem Tag teilweise von Transitgegnern blockierten Brenner zurück nach Innsbruck.

Die Veranstaltung, die finanziell von der Fakultät für Volkswirtschaft und Statistik und der Studia unterstützt wurde, kann insgesamt nur als gelungen bezeichnet werden. Daher ist zu hoffen, dass es nicht bei einem einmaligen Experiment bleiben wird, sondern in Zukunft weitere solche Fakultätsübergreifende und praxisnahe Lehrveranstaltungsprojekte stattfinden können. Schließlich begegnen wir auf Schritt und Tritt den Spuren, die das Wirtschaften der Vergangenheit in unserer Gegenwart hinterlassen hat, und vermögen oft nur durch das Lesen dieser Spuren unseren Weg in die Zukunft zu finden.