„Wir sind jetzt alle Magister“ - Wegfall des FH-Zusatzes ist beschlossen

Der Nationalrat beschloss am 1. März den Wegfall des Zusatzes (FH) für Fachhochschulabsolventen. Der iPoint hat nachgeforscht, wie Innsbrucks Lehrende und Studierende zu dieser Neuerung stehen.
Magistertitel wird international.
Magistertitel wird international.

Deutschland hat im Jahr 2005 den Wegfall des Zusatzes (FH) beim akademischen Titel beschlossen. Nun ist Österreich nachgezogen. Der Mix aus den künftig englischen Titeln Bachelor und Master und einem deutschen Kürzel FH soll international nicht zur Verwirrung führen. Die SPÖ sah das FH-Kürzel zudem als Ausgrenzung der FH-AbsolventInnen. VP-Wissenschaftssprecherin Dr. Gertrude Brinek führt an, dass die Universitäten ihre eigene Institution als Unterscheidungsmerkmal an den akademischen Grad anfügen sollten, so wie es in den USA durchaus üblich sei.

 

Reputation wird sich durchsetzen

Betroffen sind vor allem die technischen Studiengänge wie Bauingenieurwissenschaften und Architektur, aber auch Chemie, Pharmazie, Betriebswirtschaft und Sportmanagement haben Konkurrenten unter den Fachhochschulstudiengängen. Wobei Fachhochschul-Diplomstudiengänge - und bei den meisten FH Bauingenieur-Studienlehrgängen handelt es sich um solche - von der Änderung nicht betroffen sind und die Beisetzung (FH) bleibt bestehen .

 

Entschiedener Gegner der Neuerung ist der Dekan der Fakultät für Bauingenieur-wissenschaften Prof. Manfred Husty. Seiner Meinung nach dürfen Leute mit nicht gleichwertiger Ausbildung nicht die gleichen Rechte haben (z.B. Ziviltechnikerbefugnis). „Hier wird sehr leichtfertig mit Ausbildungsqualitäten umgegangen“, kritisiert er.

 

Eine Benachteiligung der Universitäten sieht auch Prof. Matthias Bank, Fakultätsstudienleiter für Betriebswirtschaft: „Der Gesetzgeber handelt hier zugunsten der Fachhochschulen.“ Er ist jedoch der Meinung, dass sich mittelfristig die Reputation der einzelnen Institutionen durchsetzen wird.

 

Unterschied ist groß

Man sollte auch hier ehrlich sein und nicht gleich machen, was nicht gleich sein sollte, davon ist der Dekan der Chemie und Pharmazie, Prof. Bernhard Kräutler überzeugt. „Aber der Titel ist weniger wert als die tatsächliche Ausbildung, die an der Universität von Top-Forschung profitiert“, meint er. „In den USA zum Beispiel ist der Titel als solcher fast gar nicht wichtig, sondern es zählt, woher man kommt.“

 

Dr.Werner Kirschner vom Institut für Sportwissenschaften wünscht sich eine klare Aussage über die Schwerpunkte und Zielsetzungen der einzelnen Studienzweige der Universitäten und Fachhochschulen mit anschließender Prüfung der Qualifikationsprofile. Danach muss entschieden werden, entweder zwei verschieden Titeln oder eine Gleichstellung. „Eine generelle Gleichstellung ist derzeit nicht in Ordnung. Dafür ist der Unterschied noch zu groß“, so Kirschner.

 

Meinungen der Studierenden

 

Julia Schwarzenberger, 26, Sportmanagement: „Es handelt sich um zwei verschiedene Ausbildungen. Dieser Unterschied sollte auch im Titel deutlich gemacht werden.“

Anna Razniewska, 26, Bauingenieurwissenschaften: „Ich kenne FH-Studenten und finde die Gleichstellung ungerecht. Wenn es nur noch einen Titel gibt, sollte es auch nur noch ein Studium geben.“

Andreas Vallazza, 24, Architektur: „Recht wär’s, wenn sich die Studiendauer im Titel wiederspiegelt. Der Arbeitsmarkt ist für Architekten sowieso schon schwierig.“

Veronika Schwarz, 21, Chemie: „Ich halte die Angleichung nicht für klug. Die FH ist sehr spezifisch, die Universität allgemeiner, umfassender.“

Stefan Wolf, 25, Rechtswissenschaften: „Ich kann die Titel-Angleichung akzeptieren. Aus dem Lebenslauf ist ohnehin erkennbar, wer wo studiert hat.“