PISA-Studie: Universität Innsbruck macht ihre Hausaufgabe

Die PISA Studie hat in Österreich Defizite der schulischen Bildung aufgedeckt. Sie betrifft unter anderem Institutionen, die in der LehrerInnenbildung tätig sind, also die Universitäten und die Pädagogischen Hochschulen. In einer Pressekonferenz zur PISA-Studie stellte die LFU ihre Ziele einer neuen Schwerpunktsetzung in der LehrerInnenausbildung vor.
Pisastudie
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Die Veröffentlichungen der weltweiten PISA-Studie durch die OECD (Programme of International Student Assessment) weist Österreich schwache bis mittelmäßige Schülerleistungen in den Naturwissenschaften nach, wobei es einerseits bei Problemlösefähigkeiten, andererseits bei der Lernmotivation mangelt. Den LehrerInnen gelingt es – im Gegensatz zu anderen Ländern - offensichtlich nicht gut genug, die SchülerInnen zum Denken anzuregen und Neugierde für die Aneignung von neuem Wissen zu schaffen. Unter anderem erfolgte durch die OECD auch eine Kritik an der Lehreraus- und Fortbildung, da sie für die Professionalisierung der Lehrerinnen und Lehrer verantwortlich zeichnen. Vizerektorin Eva Bänninger-Huber, Prof. Michael Schratz, vom Institut für LehrerInnenbildung und Schulforschung, Prof. Franz Pauer, vom Institut für Mathematik und Dr. Ivo Brunner, Direktor des Akademienverbund-Pädagogische Hochschule in Vorarlberg, nahmen gestern bei einer Pressekonferenz zur PISA-Studie Stellung zu diesen Problemen.

Fachdidaktik und Praxis verstärkt gefordert
„Den Universitäten wird häufig vorgeworfen, dass die Studien auf Lehramt zu wenig praxisbezogen sind“, erklärt Prof. Michael Schratz, vom Institut für LehrerInnenbildung und Schulforschung der Universität Innsbruck. Dies bestätigt auch Vizerektorin Prof. Eva Bänninger-Huber, Vizerektorat für Lehre und Studierende: „Die Fachdidaktik ist immer noch eine Schwachstelle der Universität Innsbruck. Gerade deshalb ist es uns ein besonderes Anliegen diese Schwachstelle auszumerzen.“ Der gesetzlich vorgeschriebene Rahmen für die Anzahl der Praxisstunden wurde bereits österreichweit erhöht. Die Universität Innsbruck hat als einzige Universität Österreichs das Maximum der vorgeschriebenen Praxisstunden ausgeschöpft und im Studienplan verankert. Der fachliche Anteil am Studium ist nach wie vor höher als die praktische Ausbildung. Jedoch ist es nötig, dass die Studierenden, das Fach, das sie in der Schule unterrichten sollen, „von Grund auf erlernen und verstehen, damit sie den Stoff dann auch einfach erklären können“, erläutert Prof. Franz Pauer vom Institut für Mathematik. Nur wenn der Lehrende dem Schüler den Sinn hinter einer Aufgabe erklären kann, lässt sich der Schüler zum Lernen motivieren. Dieses Motivationsproblem österreichischer Schüler wurde in der PISA-Studie festgestellt.

Derzeit sind die Verantwortlichen an der Uni Innsbruck damit befasst, den neuen Studienplan in die Praxis umzusetzen. Vizerektorin Bänninger-Huber wünscht sich eine klare Struktur des Lehramtsstudiums um es übersichtlicher zu gestalten, den Ausbau der Fachdidaktik, eine systematische Nachbearbeitung der Schulpraxis sowie eine gesetzlich verankerte Weiterbildung der im Beruf tätigen LehrerInnen als elementare Grundlage. Prof. Schratz sieht eine Bündelung der derzeit noch etwas zersplitteten Studienanteile des Lehramtsstudiums als sinnvoll an.

Selektion am Beginn des Studiums oder Selbstselektion
Ein umstrittener Punkt ist eine schon öfter angedachte stärkere Selektion der Lehramtsstudierenden. Finnland („PISA-Sieger“) ist in dieser Beziehung beispielgebend. Dort werden nur 20% bis 30% der BewerberInnen für das Lehrerstudium zugelassen. Auch Österreich benötigt die besten Schulabsolventen für den Lehrerberuf. Schratz ist deshalb der Meinung, dass stärker auf die Eignung der StudentInnen geachtet werden soll. Die Studieneingangsphase soll die Studierenden gleich mit ihrem beruflichen Feld konfrontieren. Studierende erleben bereits im ersten Studienjahr die Anforderungen der Komplexität des Schulalltags und müssen sich bereits am Beginn des Studiums die Frage ihrer Berufseignung stellen. 20% bis 30% erkennen, dass die Entscheidung für den Lehrberuf nicht die richtige war und wechseln ihr Studium. Auch an den Pädagogischen Hochschulen brechen rund 27 Prozent der Studierenden in den ersten zwei Semestern das Studium ab. Diese natürliche Selbstselektion der Studierenden ist den Universitäten sehr willkommen. Jedoch „wäre ich sehr gegen eine Aufnahmeprüfung am Beginn des Studiums, um die Eignung der Studierenden schon vorab festzustellen“, erklärt Prof. Pauer, vom Institut für Mathematik. Eine Prüfung dieser Art kann nicht vorher darüber entscheiden, ob jemandem ein Fach und der dazugehörende Lehrberuf zusagen. (mer)