Österreichs erster blinder Chemiestudent

Bernhard Tschulnigg absolviert zur Zeit als Österreichs erster blinder Chemiestudent am Institut für Organische Chemie der Universität Innsbruck seinen ersten Studienabschnitt. Dass dies trotz seines Handicaps möglich ist, demonstrierte der 24-jährige Saalfeldner gestern Nachmittag eindrucksvoll vor den Medien.
Bernhard Tschulnigg (r.) bei der Arbeit im Labor
Bernhard Tschulnigg (r.) bei der Arbeit im Labor
Bernhard Tschulnigg hat gerade ein Praktikum erfolgreich absolviert, in dem er natürlich vorkommende Aromastoffe chemisch modifizieren und in andere Aromastoffe überführen musste. Am Donnerstag Nachmittag demonstrierte er im Beisein von Institutsmitgliedern und den Medien, wie auch für einen Sehbehinderten die einzelnen Arbeitsschritte mit Unterstützung von zwei Tutoren problemlos zu bewältigen sind. Wolfgang Wieder und Andreas Pribil, die beiden Tutoren, wechseln sich bei der Arbeit ab. Sie sind selbst Chemiestudenten und werden über die Naturwissenschaftliche Fakultät auch bezahlt.

Als Österreichs erster blinder Chemiestudent leistet Tschulnigg mit Hilfe seiner beiden Tutoren wahre Pionierarbeit am Institut. Neue Arbeitsmethoden mussten entwickelt werden, damit Tschulnigg die Vorlesungen nachvollziehen und im Labor selbstständig Arbeiten durchführen kann. "Es ist alles etwas zeitaufwendig und sehr arbeitsintensiv, aber es lohnt sich und meine Tutoren leisten mir bei auftretenden Problemen wirklich erstklassige Hilfe. Ohne sie würde so manches nicht klappen, und dafür möchte ich ihnen sehr herzlich danken."

Trotz des großen Arbeits- und Zeitaufwandes absolviert der 24-jährige sein Studium mit großem Enthusiasmus. "Chemie hat mich schon seit meinem sechsten Lebensjahr interessiert. Als ich mich entschlossen habe, Chemie zu studieren, stieß ich anfangs zwar auf große Skepsis," so Tschulnigg über die Schwierigkeiten am Beginn seines Studiums, "doch Prof. Bernhard Kräutler hat mir hier am Institut das Praktikum ermöglicht, wofür ich ihm sehr dankbar bin." Auf die Frage, was er sich für die Zukunft wünsche, meint Bernhard Tschulnigg, "dass es für meine Nachfolger eine Selbstverständlichkeit sein wird, ein Chemiestudium absolvieren zu können."