„Gegen die Verödung, Verblödung und Verflachung“

Donnerstag Abend lud der SoWi-Club zu seinem traditionellen Neujahrsgespräch in den Kaiser-Leopold-Saal der Theologischen Fakultät der LFU. Brigitte Fassbaender, Intendantin des Tiroler Landestheaters, ließ mit Ihrem Vortrag „Theater in der heutigen Zeit – ein Stoßseufzer“ aufhorchen.
v.l.: Kammersängerin Prof. Dr. h.c. Brigitte Fassbaender und Dipl.Vw. Hellmut Buchroi …
v.l.: Kammersängerin Prof. Dr. h.c. Brigitte Fassbaender und Dipl.Vw. Hellmut Buchroithner, Obmann des SoWi-Clubs.

Zahlreiche Prominenz, wie etwa Alt-Landeshauptmann Wendelin Weingartner, Stadträtin Mag. Christine Oppitz-Plörer sowie der Rektor der Medizin-Uni Innsbruck, Prof. Clemens Sorg, und der Rektor der LFU, Prof. Manfried Gantner, waren so wie viele weitere Gäste der Einladung des traditionsreichsten Absolventenvereins der LFU gefolgt. Rektor Gantner nützte seine Grußworte, um die aktuelle Situation rund um das Thema Kunstfakultät darzustellen: „Angedacht wird eine umfassende Kunstfakultät, die neben der Musikpädagogik auch die wichtigen Bereiche der Bildenden Kunst und der Kunstpädagogik einschließt und die umfangreichen Gestaltungsspielraum in der Erstellung eines Kunstangebotes an der LFU zulässt. Der vorliegende Entwurf setzt auf die Stärken einer Volluniversität und bietet vielfältige Anknüpfungspunkte zu anderen Fächern an der LFU. Neben vielen möglichen Optionen und bestehenden Zusagen gibt es aber auch noch offene Fragen, welche im Frühjahr mit Bund und Land Tirol behandelt werden müssen“.

 

„Wenn nötig, gehe ich für die Kunst auf die Barrikaden!“

 

„Unsere Zeit agiert mit Schlagworten wie wirtschaftlichem Erfolg, Gewinn, Ticketing, Marketing, Event, Effizienz und Auslastung. Kulturelle Kostbarkeiten werden immer mehr von Massenwaren bedrängt. Die Arbeit am Kunstwerk ist so vielfach von Abwehrstrategien bestimmt, es kommt zum Verschleiß durch Abwehr“, analysierte Fassbaender in ihrer Rede ihre Situation als Intendantin. Zwar stehe die Zusammenarbeit mit dem Land Tirol und der Stadt Innsbruck seit jeher auf soliden und konstruktiven Beinen, trotzdem sei der Theateralltag oftmals ein desillusionierender. Im Spannungsfeld zwischen kulturellem Auftrag, gesellschaftlichen Entwicklungen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen seien die Kunst als unerschöpfliche Quelle von Kreativität sowie das Theater bedroht von der Ignoranz des Marktschreierischen. „Auch das Theater ist lernfähig und muss sich an Veränderungen anpassen, das ist aber schon zu einem Überlebenskampf geworden. Besonders im Bereich der Finanzen ist das Landestheater an seine Grenzen gestoßen. Es gibt nichts mehr, was noch eingespart oder gekürzt werden könnte, will man auch in Zukunft Erfolg durch Qualität erreichen“, so die Intendantin.

 

„Das Theater darf nicht nur, es soll und muss verstören“

 

Kaufmännische Vorgaben engten die Kunst ein, so Fassbaender. „Die Devise scheint zu lauten: Keine Experimente oder innovativen Wagnisse, um die Masse des Publikums ja nur nicht zu verscheuchen. Theater ist aber nicht zur seichten Unterhaltung da, es darf nicht nur, es soll und muss verstören, wachrütteln, zum Nachdenken anregen.“ Bewusst inszenierte und effektvoll ausgeschlachtete „Skandälchen“ könnten große und Aufsehen erregende Aufführungen niemals wettmachen. „Die Verantwortung liegt hier klar bei den RegisseurInnen und der Belegschaft eines Hauses. Eine erfolgreiche Aufführung bedarf aber auch der Kreativität des Publikums. Erfolg kann nicht an Zahlen, sondern nur an der Qualität gemessen werden“, bekräftigte Fassbaender.