"Mein Name im Dritten Reich war Z5742"

Das Institut für Kunstgeschichte zeigt derzeit eine Ausstellung mit wichtigen Arbeiten von Prof. Karl Stojka. Diese sogenannten "Kreuzwegbilder" der Sinti und Roma nehmen im Rahmen der österreichischen Geschichte, Bild- und Bildungsgeschichte einen besonderen Stellenwert ein. Die Eröffnung fand am letzten Donnerstag statt.
Ausschnitt Karl Stojka: Der Name, 1988
Ausschnitt Karl Stojka: Der Name, 1988
Karl Stojka wurde als viertes von sechs Kindern in eine traditionsreiche Pferdehändlerfamilie hineingeboren. Sein Geburtsort: Wampersdorf in Niederösterreich, nahe der burgenländischen Grenze. Er beginnt in Wien mit der Schule und wird schließlich als Elfjähriger aus dem Klassenzimmer heraus in die nationalsozialistische Vernichtungsmaschinerie geschickt. In KZs und Auffanglagern erlebte er die unvorstellbare Grausamkeit des NS-Regimes. Rund 11.000 Roma lebten 1938 in Österreich. Mit dem "Anschluss" wurden auch für sie alle Regelungen der Verfolgung wirksam. Die NS-Rassenwahnvorstellung stempelte sie rundweg als Untermenschen ab. Die Repressionsgeschichte ist lang: Marginalisierung, Zwangsansiedlung und Verbot der Muttersprache, usw. Rund 6.000 Roma und Sinti sind in KZs und Auffanglagern ums Leben gekommen. Karl Stojka hatte den "Todesschnee" gesehen, den weißgräulichen Aschenregen, der von der Flamme der Verbrennungsanlagen herunterregnete. Er selbst wurde als Vierzehnjähriger in Bayern während des Todesmarsches befreit. Er hat überlebt.

Nach der Apokalypse der NS-Zeit hat Prof. Stojka das Erlebte gemalt. So entstanden sogenannte "Kreuzwegbilder" der Roma und Sinti, die unter anderem auch im Holocaust Memorial Council in Washington, aber auch in Tokio und in Berlin gezeigt wurden. Stojka malte die Not, so wie er sie zwischen 1943 und dem Kriegsende in den Konzentrationslagern Buchenwald, Flossenbürg und Birkenau miterlebt hat. Die Bilder erzählen von seiner Familie sowie seinem Bruder Ossi. "Die Werke sind Einschreibungen in die 'Memoria' eines Landes und immer wieder finden sich auch Texte darin. Die Bilder Stojkas sind künstlerisch, kunst-geschichtlich wie pädagogisch-politisch bedeutsam. Die Überschneidungsfläche heißt Erinnerungskultur. Diese zu pflegen und sie mit einem Auftrag zu verbinden, ist der Motor dieser Ausstellung," so Prof. Peter Stöger. Stojkas Beitrag zum "Österreichischen Gedächtnis" nähme so zweifellos einen besonderen Stellenwert im Rahmen der Kunstgeschichte und der Bild- und Bildungsgeschichte unseres Landes ein.

"Ich bin auf dieser Welt nur auf einer kurzen Erdenreise. Ich habe nichts mitgebracht und werde nichts mitnehmen. Gott hat mich zu einem Zigeuner auf dieser Welt gemacht, und ich danke Gott dafür und werde ewig stolz sein, ein Zigeuner zu sein," sagte der Künstler. Am 9. April ist Prof. Karl Strojka verstorben. Die Ausstellung am Institut für Kunstgeschichte ist bis 27. Juni täglich von Montag bis Freitag, 10.00 - 13.00 Uhr und 14.00 - 17.00 Uhr zu sehen. (bb/cf)