Sterzinger Osterspiele mit Vigil Raber-Symposium

Unter der Leitung der Innsbrucker Germanisten Michael Gebhardt und Max Siller wurde im Rahmen der Sterzinger Osterspiele zum vierten Mal ein Symposium abgehalten, das diesmal ganz dem Gedenken des berühmten Sterzinger Bürgers Vigil Raber († 1552) gewidmet war, dessen Todestag sich heuer zum 450 mal jährt.
Bühnenplan, gezeichnet von Vigil Raber
Bühnenplan, gezeichnet von Vigil Raber
Der Forschung zu Vigil Raber wurde seit den 80-er Jahren des letzten Jahrhunderts vor allem auf dem germanistischen Sektor durch die Veröffentlichung der von ihm aufgezeichneten Spieltexte ein gewaltiger Impuls verliehen. In jüngster Zeit sind auch die Wappenbücher dieses "mit Abstand fleißigsten Heraldikers des 16. Jahrhunderts." - so Harwick Arch - ediert worden. Auch Rabers Leistungen als Maler scheinen nunmehr aufgrund von Neufunden schärfere Konturen anzunehmen, wie Leo Andergassen im Rahmen des Symposiums aufgezeigt hat.

Spezialisten aus Österreich, Italien, Deutschland, der Schweiz, Großbritannien, den USA und Japan kamen in den letzten Tagen in Sterzing zusammen, um ihre neuesten Forschungsergebnisse zu präsentieren. Schwerpunkte waren dabei: Vigil Raber als Schreiber, Textbearbeiter und Dramaturg (Eckehard Simon, Harvard; Hansjürgen Linke, Köln), Bühne und Spielbetrieb (Peg Katritzky, Milton Keynes/Oxford; Hannes Obermair, Bozen), ausgewählte Dramen (Dieter Trauden, Kyoto; Winfried Frey, Frankfurt) und literarhistorische Zusammenhänge ("Sterzinger Miszellaneen-Handschrift", Manfred Zimmermann, Cincinnati) sowie die Raber-Rezeption in Italien (Fiammetta Bada, Padova/Bozen).

Ein breites Publikum hat der Innsbrucker Mediävist Klaus Brandstätter in seinem Vortrag über "Sterzing zur Zeit Vigil Rabers" angesprochen. Im Rahmen der diesjährigen Osterspiele wurden auch von Vigil Raber aufgezeichnete Fastnachtspiele zur Aufführung gebracht. Neben dem Sterzinger Vigil-Raber-Ensemble ist eine Gruppe von Studierenden aus Innsbruck unter der Leitung von Yvonne Kathrein aufgetreten und hat den "Prozeß gegen Rumpold" aufgeführt, ein Stück, das auf dem Symposium auch einer "juristischen" (Martin Schennach, Wien; Ulrike Söllner-Fürst, Innsbruck) und literarhistorischen Überprüfung (Max Schiendorfer, Zürich) unterzogen wurde. Für die Raber-Forschung bedeutete dieses Symposium jedenfalls einen kräftigen Schub.