„Die Unglaublichen“ an der Fakultät für Architektur

Am Donnerstag, 13. März, hielten die drei bekanntesten Architekten Österreichs Vorträge an der Fakultät für Architektur der Universität Innsbruck und eröffneten damit die Vortragsreihe „Die Unglaublichen“ des Instituts für Experimentelle Architektur ./studio3.
v.l.: Johann Georg Gsteu, Friedrich Kurrent, Volker Giencke, Vorstand Institut für Ex …
v.l.: Johann Georg Gsteu, Friedrich Kurrent, Volker Giencke, Vorstand Institut für Experimentelle Architektur ./studio3 und Hans Puchhammer

Friedrich Kurrent und Johann Georg Gsteu waren gemeinsam auf der Akademie der bildenden Künste bei Prof. Clemens Holzmeister.  Hans Puchhammer, Sohn eines Baumeisters, studierte auf der technischen Hochschule in Wien. Der gut besuchte Vortrag im großen Hörsaal der Architekturfakultät wurde mit einer Lesung eines Textes von Friedrich Achleitner – der aus gesundheitlichen Gründen leider verhindert war - eröffnet.

 

Zwei Schauspieler lasen einen Dialog zwischen Clemens Holzmeister und Lois Welzenbacher, die zeitlebens Kontrahenten waren. Achleitner ließ sie vom Himmel aus sprechen. Die Vortragenden (geboren zwischen 1927 und 1931) waren Zeitzeugen der Ereignisses im März 1938 und nahmen das Datum 13. März zum Anlass auch auf diese Geschichtsepoche einzugehen.

 

Friedrich Kurrent begann seinen Vortrag mit einem Rückblick auf das Jahr 1938. Er war damals 7 Jahre alt und gehörte zur so genannten „Weißen Generation“: Die zwischen 1930 und 1940 Geborenen mussten nicht zum Wehrdienst bzw. zum Bundesheer. Nach Abschluss der Akademie gründete er 1952 gemeinsam mit Holzbauer, Spalt und Leitner die Arbeitsgruppe 4. Neben seiner Darstellung aus der Bau- und Lehrtätigkeit ging Kurrent auch auf die aktuelle Architektursituation in Innsbruck ein. Er bemängelte, dass das Gemisch aus Stararchitekt, Investor und Politik nicht zur Baukultur beitrage und das vorhandene Potential vernachlässige. Zum Abschluss zeigte Kurrent seinen letzten Bau, die Ausstellungshalle für Maria Bilgrim-Bilger in Sommerein am Leithn-Gebirge.

 

Johann Georg Gsteu trug seine Positionen und Werksätze über Architektur und architekturverwandte Phänomene vor. Sein Zeitzeugenbericht hatte die Aktualität des Lokalen, da Gsteu zu dieser Zeit in Innsbruck wohnte. Seine Lehrtätigkeit übte Gsteu in Kassel aus. Er erläuterte das dortige Ausbildungssystem, das interdisziplinär ausgerichtet ist. Zu seinem Bedauern soll diese qualitätvolle Ausbildungsform verlassen werden. Sein Werkbericht zeigte eine Summe interessanter und individueller Arbeiten, besonders hervorzuheben sind die Bauten für die Wiener U-Bahn der Linie U6.

 

Hans Puchhammer, als Absolvent der technischen Universität in Wien, bezeichnet sich als einen pragmatischen Architekten, der vorbelastet ist, da er aus einer Baumeisterfamilie stammt. Die Begegnung mit Konstantin Melnikow auf einer Moskaureise schildert er als überaus prägnantes Erlebnis. Der souveräne Werkbericht durch verschiedene Kulturen verwies auf den profunden und engagierten Hochbauprofessor. Der auf der Sommerakademie in Salzburg lehrende Konrad Wachsmann war in den 50er Jahren von zentraler Bedeutung für Kurrent, Gsteu und Puchhammer. Diese selbst wurden dann zu den wichtigsten Größen der Architektur der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Österreich.

 

Der gemeinsame Vortrag der drei Architekten kann als einmaliges Zeitzeugnis auf  der Architekturfakultät in Innsbruck gesehen werden.

 

Text: Heinz Sottner / bearbeitet von Susanne Röck