Innsbrucker Wissenschaftlerin erhielt Frauenforschungspreis

Mag. Anneliese Bechter, Dissertantin am Institut für Erziehungswissenschaften erhielt gestern den Maria Ducia Frauenforschungspreis, der heuer vom SPÖ-Landtagsklub zu Gedenken an die 1. Frau im Tiroler Landtag – Maria Ducia – zum ersten Mal vergeben wurde.
Die SP-Landtagsabgeordneten Gabi Schiessling und Helmut Pechlaner überreichten Anneli …
Die SP-Landtagsabgeordneten Gabi Schiessling und Helmut Pechlaner überreichten Anneliese Bechter den Preis.

Das Ziel der Preis-StifterInnen ist es eine Diplomandin oder Dissertantin bei der Ausarbeitung einer wissenschaftlichen Arbeit zu unterstützen. Voraussetzung ist, dass dabei eine feministische und/oder frauenspezifische Thematik behandelt wird, die politische Strukturen und gesellschaftliche Verhältnisse analysiert. Organisiert und koordiniert wurde der Preis vom Büro für Gleichstellung und Gender Studies der Universität Innsbruck.

 

Die Jury, bestehend aus Prof. Erna Appelt, Dr. Heike Welte, Dr. Silvia Rief, Prof. Gunda Barth-Scalmani, Prof. Maria Wolf (alle Universität Innsbruck), Dr. Christine Baur, Regionalanwältin für Gleichbehandlungsfragen für Tirol, Vorarlberg und Salzburg und Dr. Gabriela Schroffenegger, SP-Frauen, wählte das Dissertationsprojekt von Mag. Anneliese Bechter aus. In ihrer Arbeit mit dem Titel: „Alternative Familienformen: Zwischen Anspruch, Tabuisierung und Wirklichkeit“ hat sie ein gesellschaftspolitisch und wissenschaftlich äußerst relevantes Thema aufgegriffen, das gerade in Tirol immer wieder für Zündstoff sorgt.

 

Ausgezeichnete Arbeit

Den Ausgangspunkt der Dissertation bilden die institutionalisierte „Familiennormalität“ und deren Auswirkungen auf „nonkonforme“, davon abweichende familiale Lebenskulturen. „Vor dem Hintergrund eines feministischen Ansatzes ist davon auszugehen, dass Familienpolitik immer auch Auskunft über Geschlechterverhältnisse in einer Gesellschaft gibt. Familienpolitik ist in diesem Sinn auch Geschlechterpolitik.“, so Anneliese Bechter. In ihrer Arbeit geht sie davon aus, dass die Modernisierungstendenzen der letzten Jahrzehnte zu einer gesellschaftlichen Ausdifferenzierung führten und so dynamische Entwicklungsprozesse in Gang setzten, die ein Kaleidoskop von unterschiedlichsten familiären Beziehungskonstellationen hervorbrachten. „Obgleich die Anzahl alternativer Familienformen ständig im Wachsen begriffen ist, bleiben die Leitvorstellungen über ein „normales Familienleben“ aber mehr oder weniger unverändert“, so die Erziehungswissenschaftlerin. „Die Kernfamilie wird nicht nur als gesellschaftliche Norm gesetzt, sie wird auch politisch und rechtlich abgesichert und damit vor anderen Lebensformen ausgezeichnet, die ignoriert und ausgegrenzt bleiben.“ Anhand einer empirischen Untersuchung von alternativen Familienformen, die die Norm der traditionellen Kernfamilie in Frage stellen, will Bechter der Frage nachgehen, welche Kompetenzen, Verarbeitungsmuster und Bewältigungsstrategien „unkonventionelle“ Familien zum Schutz ihrer Identität im Alltag entwickeln. In dieser Hinsicht möchte sie besonders hervorheben, dass die fehlende rechtliche Anerkennung „anderer Lebensformen“ für die Betroffenen mit soziokulturellen Abwertungen und ökonomischen Ungerechtigkeiten einhergehen.

 

Zur Person

Anneliese Bechter wurde 1965 in Höchst/Vorarlberg geboren. 2000 entschied sich nach jahrelanger Tätigkeit als diplomierte Krankenpflegerin über den 2. Bildungsweg ein kultur- und sozialwissenschaftliches Studium aufzunehmen, das sie 2005 mit einer Diplomarbeit zum Thema „Die ´Flucht aus der Pflege´ als Gesellschafts- und Kulturkritik am traditionellen Frauenbild“ abschloss. Unmittelbar nach Aufnahme ihres Studiums entdeckte sie ihr großes Interesse an feministischen Theorien sowie die Freude am wissenschaftlichen Arbeiten. „Ermutigt durch meine Diplom- und Dissertationsbetreuerin a.Univ. Prof. Dr. Maria Wolf habe ich mich dazu entschieden, im Rahmen des Forschungsprojektes „Konglomerationen – Alltagspraktiken subjektiver Absicherung“ meine Dissertation zu verfassen“, begründet Bechter ihre Themenwahl.

 

Text: Susanne Röck