Kosaken-Kongress in Lienz: Plan für ein ungewöhnliches Mahnmal

An die Angehörigen der Kosakenarmee, die 1945 in Osttirol von den britischen Besatzungstruppen an die Sowjetunion ausgeliefert wurden, könnte in absehbarer Zeit ein außergewöhnliches Denkmal erinnern.
Das Projekt der "Kosakenbrücke" in Lienz
Das Preojekt der "Kosakenbrücke" in Lienz

Beim wissenschaftlichen Kongress „Die Kosaken im 1. und 2. Weltkrieg“ der Uni Innsbruck, Ende Oktober in Lienz, präsentierte der Archäologe und Kongress-Initiator Prof. Harald Stadler das Projekt einer „Brücke der Erinnerung“.

 

Seine Idee eines Überschreitungsbauwerks am geschichtlichen Schauplatz neben dem Kosakenfriedhofs im Lienzer Stadtteil Peggetz wurde vom Holzbaulehrstuhl am Institut für Konstruktion- und Materialwissenschaften der Universität Innsbruck umgesetzt. Der Entwurf vom Architekten Dr. Anton Kraler, der in Zusammenarbeit mit Prof. Michael Flach und Harald Malzer beim Kongress mit einem kurzen Videofilm vorgestellt wurde, sieht eine über der Drau schwebende Ausstellungsplattform vor, wo Dokumente und Objekte an die Ereignisse kurz nach Kriegsende erinnern sollen. Damals wurden bekanntlich mehr als 20.000 nach Osttirol geflüchtete Kosaken – darunter tausende Frauen und Kinder – gewaltsam deportiert. Zahlreiche Menschen kamen an Ort und Stelle ums Leben, die übrigen Deportierten verschwanden in sowjetischen Lagern.

 

Die überdachte Holzkonstruktion ist schwebend über Zugseile an den Widerlagern abgespannt, die das Kräftespiel zwischen England und Russland widerspiegeln. Die über 42 m gespannte und großzügig breite Ausstellungsfläche enthält turmförmige Körper, die Exponate, aber auch Lichtspiele enthalten, um die geschichtlichen Ereignisse effektvoll in Szene zu setzen. So ist u. a. vorgesehen die Sonnenstrahlen am Gedenktag, dem 1. Juni, gezielt durch die Dach- und Gehfläche auf das Wasser zu richten.

 

Das außergewöhnliche Brückenbauwerk ist Bestandteil eines Rundgangs, der die anliegenden Uferpromenaden und eine weitere Brücke einschließen soll.

 

Der Lienzer Vizebürgermeister Meinhard Pargger bezeichnete das Projekt bei der Präsentation als „hochinteressanten Vorschlag“, mit dem man sich noch eingehend befassen werde. Als Partner bei der Verwirklichung der „Brücke der Erinnerung“ hat Initiator Stadler aber nicht nur die Stadt Lienz ins Auge gefasst, sondern auch russische Geldgeber.

 

Über den Verlauf des archäologisch-zeitgeschichtlich-ethnologischen Kongresses zum Kosaken-Thema zeigten sich die Veranstalter Prof. Rolf Steininger (Institut für Zeitgeschichte der Universität Innsbruck) und Prof. Harald Stadler (Institut für Archäologien) sehr zufrieden. Rund 20 Wissenschafter aus vier Ländern hatten zu Fragestellungen referiert, die weit über die Lienzer Ereignisse des Jahres 1945 hinausgingen und etwa auch das Bild Russlands im Westen, den Umgang mit historischer Erinnerung und die zeitgeschichtliche Archäologie generell zum Inhalt hatten. Zu den prominentesten Referenten gehörten der DNA-Spezialist UProf. Walther Parson vom Innsbrucker Institut für Gerichtsmedizin, der Historiker Prof Stefan Karner (Ludwig-Boltzmann-Institut für Kriegsfolgenforschung in Graz), der Historiker Prof. Petr Krikunow (Universität Moskau) und der Londoner Historiker Graf Nikolai Tolstoy.