Volkskrankheit Burnout: Ursachen, Symptome, Lösungen

Anfang Oktober luden das Zentrum für Kanadastudien an der LFU Innsbruck gemeinsam mit der Klinik für Psychiatrie, der Medizinischen Universität Innsbruck und dem Management Center Innsbruck zum öffentlichen Vortrag „Occupational Stress and Burnout. Lessons from the Canadian Health Care System“ ein.
Prof. Leiter bei seinem Vortrag
Prof. Leiter bei seinem Vortrag

Der Hörsaal im Erdgeschoß der Universitätsklinik für Psychiatrie platze aus allen Nähten als der Referent, Michael P. Leiter, Professor für Psychologie an der Acadia University in Canada, den Raum betrat. Mit den Worten „ It´s excellent to be here and see so many people”, eröffnete der kanadische Arbeits- und Organisationspsychologe, der weit über seine Landesgrenzen hinaus als unangefochtener Spezialist im Umgang mit Burnout-Syndromen bekannt ist, seinen Vortrag.

 

Auslöser: Unzufriedenheit, Überforderung und Stress

Der Zustand des Ausgebranntseins durch Überlastung tritt im modernen Arbeitsleben immer häufiger auf und hat sich mittlerweile zu einer weit verbreiteten und ernstzunehmenden gesellschaftlichen Erscheinung entwickelt. Prof. Leiter untersucht in seinen Studien die Ursachen und oft verkannten Problemauslöser der Krankheit.

Gleich zu Beginn warf Prof. Leiter ein Ergebnis seiner jahrelangen Forschung   in die zuhörende Menge, das gleichermaßen schockierte wie verblüffte. Auf die Frage „ Ist das was Sie täglich an Ihrem Arbeitsplatz machen, auch das, was Sie wirklich am besten können?“  antworteten 80 Prozent der befragten Untersuchungsteilnehmer mit „ Nein“.    Die erschütternde Erkenntnis, dass die meisten Menschen nicht das Gefühl haben, ihre Fähigkeiten im Berufsleben auch wirklich einbringen zu können, stellt eine der Hauptursachen für das Entstehen des Burnout-Syndroms dar. In Kombination mit Überforderung, Stress und zu hohen Leistungsansprüchen an sich selber erleben die Betroffenen den Berufsalltag als  Frustration und Enttäuschung.

Kommen hierzu noch weitere Faktoren, wie beispielsweise unzureichende Fairness, starke Konkurrenz zwischen den Angestellten oder gar Mobbing innerhalb des Betriebes, reagiert der Körper mit Symptomen wie latenten Erschöpfungszuständen, Essstörungen und Depressionen.

Die Symptomatik des Burnouts kann sehr unterschiedlich ausfallen; im schlimmsten Fall führt sie zum Suizid des Betroffenen. „Am stärksten betroffen“, so Prof. Leiter, „sind die Berufsgruppen des sozialen Bereichs, allen voran Ärzte und Lehrer, sowie Manager in Toppositionen.“

 

Betriebliche Strukturen und Ausbildung verändern

Die Lösung des Problems „Volkskrankheit Burnout“ ist laut Prof. Leiter in seiner Hauptursache zu finden, und zwar in der Struktur der Betriebe und Unternehmen. Vor allem die Ergebnisse seiner Untersuchungen in italienischen Kliniken, die von starren Betriebsordnungen geprägt sind, lassen den Psychologen Prof. Leiter zu diesem Schluss kommen. Der anfängliche idealistische Arbeitsethos der Jungärzte und ihre utopischen Berufsziele zerschlugen sich oft schon nach wenigen Monaten an der unbeugsamen Struktur der Kliniken: Die Ärzte gaben an, sich den Berufsalltag ganz anders vorgestellt zu haben, und klagten gleichzeitig über fehlende Fairness innerhalb des Betriebs. Nach zwei Jahren zeigte die Mehrheit der Befragten bereits eine deutliche Resignation in Hinblick auf die Verwirklichung ihre vormals idealistischen Berufsvorstellungen und Anzeichen von Frustration und Enttäuschung.

Wesentliche Änderungen im Aufbau von Unternehmen, sowie eine verstärkt praxisorientierte Ausbildung, sind die Lösungsvorschläge, die der ehemalige Familientherapeut auch in seinem Buch The Truth about Burnout (gemeinsam mit Christina Maslach, 2001) nennt.