325 Jahre Universitätsseelsorge

Diesen Monat blickt die Universitätsseelsorge in Innsbruck auf eine wechselvolle 325-jährige Geschichte zurück. Vor 325 Jahren, am 18. 11. 1680, ernannte der zuständige Brixner Bischof den ersten ständigen Seelsorger für die Universität.
Der erste Innsbrucker Prokanzler Dr. Sigismund Epp.
Der erste Innsbrucker Prokanzler Dr. Sigismund Epp.

Schon seit den ersten Universitätsgründungen im Mittelalter gibt es überall in Europa eine eigene „Universitätsseelsorge“, die in besonderer Weise auf die spezielle Situation der Studierenden und der Lehrenden einzugehen versucht. Dies geschah im Laufe der Geschichte in unterschiedlicher Weise. Eine besondere Rolle spielten dabei die an der jeweiligen Universität als Professoren lehrenden Priester.

10 Jahre nach Universitätsgründung

Nach der Errichtung der Innsbrucker Universität 1669/70 ernannte der zuständige Bischof von Brixen, Paulinus Mayr, am 18. November 1680 einen ersten ständigen Vertreter für die Hochschule. Dieser so genannte „Prokanzler“ sollte die Rechte des Bischofs und der Kirche innerhalb der Universität wahrnehmen und die Gottesdienste der Universität feiern.

Daher gilt der 18. November 1680 als Beginn der institutionalisierten „Universitätsseelsorge“ und das Amt des Prokanzlers, das bis 1808 bestand, als ein Vorläufer der heutigen Seelsorge an den Universitäten. An diesen Ursprung der Universitätsseelsorge in Innsbruck erinnert heute das „Brixner Lamm“ im Siegel der Universitätspfarre.

25 Jahre im Dienste der Universität

Erster Prokanzler war der aus Sterzing stammende Theologieprofessor Dr. Sigismund Epp, der dieses Amt fast 25 Jahre lang ausübte. Da Epp zugleich Seelsorger an der Mariahilfkirche war, wurde sie Innsbrucks erste „Universitätskirche“.

Epp wurde außerdem dreimal zum Rektor der Universität und 12 Mal zum Dekan der Theologischen Fakultät gewählt. An Sigismund Epp erinnert heute eine Straße im Innsbrucker Stadtteil Mariahilf. Nach seinem Tod wurden die Gottesdienste der Universität 1721 in die Dreifaltigkeitskirche der Jesuiten verlegt.

Mehrere Ordensgemeinschaften verrichteten Dienst

Nach der Aufhebung des Jesuitenordens im Jahre 1773 übernahmen die Universitätsseelsorge Priester anderer Ordensgemeinschaften, z. B. Serviten, Prämonstratenser, Benediktiner, Augustiner, Franziskaner und die Theologieprofessoren aus dem Weltklerus. Der bekannteste Seelsorger der Universität war zu dieser Zeit der einige Jahrzehnte als Universitätsprediger tätige Prof. Benitius Mayr aus dem Servitenorden (+1826). An Prof. Mayr erinnert noch heute ein vom Akademischen Senat gestifteter Gedenkstein in der Jesuitenkirche.

Um 1780 entwickelte der Innsbrucker Pastoraltheologe und spätere Rektor der Universität Freiburg Prof. Karl Schwarzl zum ersten Mal das Konzept einer eigenen „Universitätspfarre“ als institutionellen Rahmen der Seelsorge für die Universitätsangehörigen und Studierenden. Seine Überlegungen blieben damals aber bloße Theorie.

Nach Rückkehr des reaktivierten Jesuitenordens an die Innsbrucker Universität in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren es vor allem die Priester und Professoren der Gesellschaft Jesu, welche die Aufgaben der Universitätsseelsorge wahrnahmen.

Zentrum für Seelsorge und kirchliches Leben

Nach dem Ende des zweiten Weltkriegs errichteten die Österreichischen Bischöfe 1945 in den Universitätsstädten Wien, Graz und Innsbruck die „Katholischen Hochschulgemeinden“ (KHG) als Zentren der Seelsorge für Studierende und Universitätsangehörige. Diesem Neubeginn verdankt auch die Katholische Hochschulgemeinde Innsbruck, die vom damaligen Bischof DDr. Paulus Rusch eingerichtet wurde, ihr Bestehen. Hochschulseelsorger nach 1945 waren Kapuziner, Franziskaner, Jesuiten und Weltpriester.

Differenzen führen zur Schließung

Nach der Aufbruchstimmung der Nachkriegszeit kam es Ende der 60-Jahre in Innsbruck zu schweren Auseinandersetzungen innerhalb der Hochschulgemeinde einerseits und zwischen Studierenden und Bischof Rusch andererseits. Die Differenzen endeten nach einem mehrmaligen Wechsel der Hochschulseelsorger mit der Auflösung der Innsbrucker Hochschulgemeinde durch die Österreichische Bischofskonferenz im Mai 1973. Das Gemeindezentrum in der Josef Hirn-Strasse wurde geschlossen und die Räumlichkeiten an die Universität vermietet.

Neustart mit Msgr. Prof. Bernhard Hippler

Die Universitätsseelsorge war dadurch auf Jahre hinaus aller Möglichkeiten beraubt, bis Bischof Paulus Rusch im Jahre 1980 anstelle der früheren, 1973 aufgelösten Hochschulgemeinde eine selbständige „Universitätspfarre“ einrichtete. Sie ist eine der wenigen europäischen und die einzige österreichische Personalpfarre für Universitätsangehörige und Studierende. Pfarrkirche für die beiden Universitäten in Innsbruck ist die „Neue Universitätskirche am Innrain“. Erster Universitätspfarrer wurde der schon seit 1979 als Hochschulseelsorger tätige Msgr. Prof. Bernhard Hippler.

Brixner Lamm erinnert an Verbindung

Das Siegel der Innsbrucker Universitäts-Pfarre St. Clemens erinnert an die jahrhundertelange Verbindung zwischen der Innsbrucker Universität und dem Bischof von Brixen. Der Brixner Bischof war bis zur Abtrennung von Südtirol nach dem Ersten Weltkrieg für die Hochschulseelsorge an der Universität Innsbruck zuständig.

Neben dem griechischen „Tau“, dem Kreuzsymbol des Hl. Franziskus, das auf Vorschlag des damaligen Hochschulseelsorgers P. Dr. Suso Braun aus dem Kapuzinerorden zum Abzeichen der 1946 gegründeten „Katholischen Hochschuljugend“ wurde, zeigt das Siegel das „Brixner Lamm“, seit Bischof Landulf 1297 das Wappenzeichen der Brixner Bischöfe. Als drittes Symbol enthält das Siegel das Wappen der Universitäts-Stadt Innsbruck.