Spinnen - unheimlich und schön

Dass Spinnen zu Unrecht einen schlechten Ruf haben, sondern ganz im Gegenteil gerettet und gehätschelt gehören, zeigt eine Ausstellung am Linzer Biologiezentrum. Sie wurde von den Spinnenforschern Konrad Thaler und Barbara Thaler-Knoflach vom Institut für Zoologie wissenschaftlich mitbetreut und gibt einen faszinierenden Einblick in die unbekannte Welt der Spinnentiere.
Spinnen
Spinnen
Spinnen haben in außereuropäischen Kulturen die unterschiedlichsten Bedeutungen. Sie gelten als Glücksbringer und Todesboten, sind Krankheitsdämon und Medizin. Bei uns überwiegen Vorurteile und Missverständnisse, die viel über das Verhältnis des Menschen zur Natur aussagen. Ihre wissenschaftliche Bezeichnung " Arachnida " stammt von einer Figur aus der griechischen Mythologie: Der Jungfrau Arachne, die von der Göttin Athene nach einem Wettkampf im Weben in eine Spinne verwandelt wurde. In der Ausstellung werden nicht nur Spinnen im engeren Sinne präsentiert, sondern die Spinnentiere, zu denen auch die Weberknechte, Skorpione und Milben gehören.

Innsbrucker Schule der Spinnenforschung
Die wissenschaftliche Betreuung der Ausstellung mit dem Titel "Spinnen - unheimlich und schön" übernahmen die Innsbrucker Spinnenexperten Prof. Konrad Thaler und Barbara Thaler-Knoflach in enger Zusammenarbeit mit der Kuratorin für wirbellose Tiere am Biologiezentrum Erna Aescht. Ein beträchtlicher Teil der Fotos der Ausstellung und des zugehörigen Katalogs stammen von Barbara Thaler-Knoflach, die für die Aufklärung des Sexualverhaltens der millimetergroßen Kugelspinnen den Wissenschaftspreis der Stadt Innsbruck 2002 erhielt. In der Ausstellung ist es gelungen, in ansprechender Form das Interesse für Spinnen zu wecken und aufzuklären. Im Katalog, der von Konrad Thaler und Erna Aescht redigiert wurde, findet man eine beispielhafte wissenschaftliche Aufarbeitung der Spinnenfauna Österreichs, genauso aber spannende Details aus dem Spinnenleben. Viele Beiträge stammen von Experten, die in Innsbruck ihr "Spinnen-Gewerbe" erlernt haben.

Unbekannte Welt der Spinnen
Im Tierreich nehmen Spinnen aufgrund ihres Webvermögens eine einzigartige Stellung ein. Ihre Netze sind filigrane Kunstwerke, die elastisch und haltbar zugleich sind. Ein Spinnfaden zerreißt erst bei einer Überdehnung von 30 bis 40 Prozent, Stahl hingegen bereits bei mehr als 8 Prozent. Mit einem Durchmesser von 1/200.000 mm ist der Seidenfaden ungewöhnlich leicht, um die Erde gespannt, würde er weniger als 200 g wiegen. Neben den physikalischen Eigenschaften beeindrucken auch die chemischen: Obgleich die Spinnenseide zu fast 100 Prozent aus Protein besteht, ist sie - im Gegensatz zu eiweißreichen Lebensmitteln - nicht anfällig für Schimmelbildung und Fäulnis, was mit ihrer säurebildenden Eigenschaft zusammenhängt.
An Exotik der Form und Farbe, an abenteuerlichen Instinktleistungen, erstaunlichen Sinnen und Verhaltensvielfalt übertreffen sie alle den Menschen geläufigen Tiere, Beobachtungen an zahlreichen lebenden Spinnen in der Ausstellung sollen dies auch beweisen. Und als Insektenräuber spielen sie eine wichtige Rolle in der Natur. Auch über die Giftigkeit der Spinnen wird informiert. Denn fast jede Spinne ist giftig – aber nur die wenigsten sind für Menschen gefährlich. Die meisten Spinnen haben weder Lust zu beißen, da der Mensch normalerweise nicht auf ihrem Speiseplan steht, noch würden sie die menschliche Haut durchdringen können, auch wenn sie dies wollten.
Die Ausstellung ist bis 3. Oktober 2004 im Biologiezentrum des Oberösterreichischen Landesmuseum zu sehen. (sp)