Offener Zugang zu Wissen

Vergangene Woche unterzeichneten Wissenschaftler aus aller Welt in Berlin eine Erklärung über den offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen. Eine Schlüsselrolle soll dabei dem Internet zukommen. Renommierte Institutionen, wie die Max Planck-Gesellschaft, haben das Vorhaben initiiert.
Offener Zugang zu Wissen
Offener Zugang zu Wissen
Gemeinsam haben am 22. Oktober Repräsentanten der großen deutschen und internationalen Wissenschaftsorganisationen angeführt von der Max-Planck-Gesellschaft die "Berliner Erklärung über offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen" unterzeichnet. Vorausgegangen war eine dreitägige Konferenz der Max-Planck-Gesellschaft, an der international führende Experten über neue Zugangsmöglichkeiten zu wissenschaftlichem Wissen und kulturellem Erbe durch das Internet diskutierten.

Das Internet konsequent nutzen

Zum ersten Mal bietet das Internet die Möglichkeit, Wissen weltweit für jeden zugänglich zu machen. Es wird erwartet, dass sich dadurch auch die Publikationspraxis und das bisherige System der Qualitätssicherung in den Natur- und Geisteswissenschaften stark verändern wird. Die Wissenschaftsorganisationen rufen mit der "Berliner Erklärung" dazu auf, "das Internet für die wissenschaftliche Kommunikation und Publikation konsequent zu nutzen." Dabei richten sich ihre Empfehlungen zum "offenen Zugang" nicht nur an Forschungseinrichtungen, sondern in gleichem Maße an Kulturinstitutionen wie Bibliotheken, Archive oder auch Museen.

Offene Archive schaffen

Beiträge nach dem "Prinzip des offenen Zugangs" können sowohl wissenschaftliche Forschungsergebnisse als auch Rohmaterialien und Metadaten, Quellenmaterialien, digitale Repräsentationen von bildlichem und grafischem Material sowie wissenschaftliche Materialien in multimedialer Form sein. Dabei räumt der Autor bzw. Urheber allen Nutzern ein freies, unwiderrufliches und weltweites Recht auf den Zugang zu seinen Daten ein. Zugleich erteilt er die Genehmigung, das Werk unter korrekter Angabe der Autoren- bzw. Urheberschaft zu nutzen, zu kopieren und digital weiterzuverbreiten. Die vollständige Arbeit soll zusammen mit allen ergänzenden Materialien und der Erklärung über die Nutzungsrechte über ein Online-Archiv elektronisch bereitgestellt werden. Ein solches Archiv kann sowohl von akademischen Institutionen als auch von staatlichen oder privaten Organisationen betrieben werden, welche die Grundsätze des "offenen Zugangs" befolgen und eine langfristige Archivierung der Publikationsdaten gewährleisten.

Wissenschaftler dazu ermutigen

Die Unterzeichner der Berliner Erklärung ermutigen ihre Wissenschaftler, die eigenen Arbeiten nach dem Prinzip des "offenen Zugangs" zu veröffentlichen und appellieren an die Kulturinstitutionen, ihre Ressourcen ebenfalls nach dem Prinzip des "offenen Zugangs" zur Verfügung zu stellen. Weiters wird nach Mitteln und Wegen gesucht, um bei den "Open-Access"-Beiträgen eine wissenschaftliche Qualitätssicherung zu gewährleisten sowie die Regeln der guten wissenschaftlichen Praxis einzuhalten. Die Unterzeichner wollen außerdem darauf hinwirken, dass solche Publikationen bei der Begutachtung der Forschungsleistung und für die wissenschaftliche Karriere der Autoren anerkannt werden.

Die "Berliner Erklärung" der Wissenschaftsorganisationen steht im Einklang mit der "Bethesda Declaration on Open Access Publishing" und der "Budapest Open Access Initiative". Beide fordern ebenfalls eine grundlegende Veränderung im System der wissenschaftlichen Publikationspraxis.

Die Monopole der Verlage brechen

Während die neue Internetwelt freie, weltweite Verfügbarkeit von Information versprochen hat, sieht die Entwicklung in den letzten Jahren anders aus: Ein Großteil der wissenschaftlichen Publikation erfolgt über Fachzeitschriften, die Wissenschaftler übertragen die Publikationsrechte an spezialisierte Verlage. Diese wiederum haben in den letzten Jahren die Preise für ihre Produkte dramatisch erhöht und profitieren zunehmend von ihrer Monopolstellung. Open Access-Projekte, wie etwa die "Public Library of Science" durchbrechen dieses Monopol. Hier werden die Publikationskosten zwar den Wissenschaftlern angelastet, jedoch erklären sich immer mehr Forschungseinrichtungen dazu bereits, diese Kosten zu übernehmen. (cf)