Stadt im Blickpunkt

Vergangene Woche lud der Arbeitskreis Wissenschaft und Verantwortlichkeit gemeinsam mit dem Studio 1 des Instituts für Entwerfen an der Baufakultät der Universität Innsbruck zu einer Vortrags- und Diskussionsreihe rund um das Thema der Stadtentwicklung ins Zukunftszentrum Innsbruck.
Who designs the City, Podium
Who designs the City, Podium
„Who designs the city?“ lautete die zentrale Fragestellung, die gemeinsam mit international renommierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern erarbeitet wurde. Mark Gilbert, Architekturtheoretiker an der TU Wien, formulierte – beeinflusst vom berühmten niederländischen Architekten Rem Koolhaas – die These, Stadtentwicklung habe heute keine Subjektivität und keinen demiurgischen Autor mehr, sondern gehe evolutionär, interaktiv und basierend auf Praxen vor sich.

Die globale Entwicklung von Städten stand im Vordergrund der Vorträge des Soziologen Paul Hirst von der University of London und des niederländischen Architekturkritikers Bart Lootsma. Hirst verwies auf die Veränderungen, denen sich städtische Entwicklung heute ausgesetzt sieht und warnte vor der Entwicklung zu Stadtmolochen ohne urbane Zentren. Dabei betonte er die Bedeutung derjenigen Aspekte von Stadt und städtischem Leben, die über eine Ansammlung von Gebäuden hinausgehen.

In einer prominent besetzten Podiumsdiskussion diskutierten im Anschluss daran Entscheidungsträger aus der regionalen Politik und Wirtschaft mit Wissenschaftlern und aktiven Bürgern die Innsbrucker Stadtgestaltung. Kritisiert wurde dabei nicht zuletzt das Image als „Sportstadt Innsbruck“, dem zahlreiche andere, stadtplanerisch wichtige Faktoren untergeordnet werden. Christoph Achammer, vom Architekturbüro ATP, stellte dieses Image grundlegend in Frage und betonte, dass Städte ihren Mehrwert aus Toleranz und Vielfalt zögen. Debattiert wurde auch über die Benachteiligung von Behinderten im öffentlichen Raum sowie über die derzeit politisch hochaktuelle Frage, wer städtischen Raum in welcher Form in Anspruch nehmen kann und darf. Die Diskussionsteilnehmer waren sich jedoch einig dass der Lebensraum Stadt Freiräume für alle Bevölkerungsgruppen bieten muss, um weiterhin attraktiv und lebendig zu bleiben. (sr)