Zur Neuorganisation der Forschungsförderung

Die Neuordnung der Forschungsförderung steht derzeit zur Diskussion. Zwei Ministerpapiere wurden präsentiert, die die Schaffung einer Dachorganisation bzw. einer Forschungs-, Technologie und Innovations-GmbH fordern. Die Rektorenkonferenz lehnte dies ab und verlangte eine Diskussion über die strategische Ausrichtung der Forschungsförderung.
Die Zukunft des Wissenschaftsfonds ist ungewiss!
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Ende Jänner hat Bildungsministerin Gehrer mit Siemens Österreich-Chef Albert Hochleitner und Böhler-Uddeholm-Generaldirektor Claus Raidl ein erstes Konzept zur Neuordnung der österreichischen Forschungsförderung vorgestellt. Das Papier sieht die Schaffung einer "Dachorganisation für Forschung, Technologie und Innovation (DFTI)" vor, die für die zentrale Planung, Beschaffung, Verwaltung und Zuweisung von Mitteln des Bundes verantwortlich sein soll. Nur wenige Wochen später wurde ein zweites Papier präsentiert, das dem Vernehmen nach zwischen Gehrer, Wirtschaftsminister Bartenstein und Finanzminister Grasser akkordiert ist. Dieses sieht die Gründung einer "Austria Forschungs-, Technologie- und Innovations-GmbH (AFTI)" vor. Die Mittelflüsse sollten nach diesem Vorschlag bei den Fachministerien bleiben, der FWF aber rechtlich an die AFTI angebunden werden.

Für eine strategische Debatte über die Ausrichtung der Forschungsförderung hat sich dagegen die Österreichische Rektorenkonferenz ausgesprochen. Vor über die Organisation diskutiert werde, sollte vielmehr feststehen, welche Mittel für die Forschungsförderung in den nächsten Jahren zur Verfügung stehen und wie Österreich sich im Europäischen Forschungsraum positionieren will. Dass die geplante Neuordnung besonders die Stellung der Grundlagenforschung in Österreich gefährdet, darauf verweist Vizerektor Prof. Peter Loidl, der in den Konzepten vor allem die Stärkung der Anwendungsorientierung sieht. "In der Grundlagenforschung muss man viele Samenkörner aussäen, um einige wenige Pflänzchen hochzubringen und vielleicht irgendwann einmal einen dicken Halm zu ernten," betont Loidl. Die Geschichte der Wissenschaft habe gezeigt, dass die eigentlichen Fortschritte nicht selten von Außenseitern und in Randgebieten erzielt wurden. "Die Förderung von 'main stream' Forschung ist zwar viel einfacher, aber auf lange Sicht eben nicht aussichtsreicher." Das Beispiel Quantenphysik zeigt dies besonders deutlich. Während heute jeder vom Quantencomputer spricht, konnte vor 15 Jahren - als der Erfolgsgeschichte der Innsbrucker Quantenphysik begann - niemand die Chancen in diesem Bereich wirklich abschätzen. "Ich will damit ausdrücken, dass gerade die Universität Innsbruck besonders von einer Änderung der Politik des FWF getroffen würde. Wäre vor 15 Jahren Forschung 'top-down' vorgegeben worden, dann wäre die Quantenphysik vielleicht nicht so nachhaltig gefördert worden, wie es tatsächlich der Fall war," so Loidl.