"Der Uni leere Kilometer ersparen!"

VertreterInnen der vier Parlamentsparteien standen heute Nachmittag den Uniangehörigen Rede und Antwort zum wissenschaftspolitischen Kurs ihrer Partei nach den Nationalratswahlen. SPÖ und Grüne versprachen für den Fall einer Mehrheit den sofortigen Stop für die Umsetzung des UG2002, um "der Uni leere Kilometer zu ersparen".
quo_vadis_170x130.jpg
"Wir wollen hören, wie die Parteien mit der Situation an den Universitäten nach den Wahlen umgehen werden," so formulierte Prof. Günther Lorenz die Erwartungshaltung der über 250 Besucher in der Aula der Universität. Auf Einladung des UniversitätslehrerInnenverbands (ULV) und der Hochschülerschaft (ÖH) stellten sich Nationalrat DDr. Erwin Niederwieser (SPÖ), Nationalrat Klaus Wittauer (FPÖ), Nationalrätin Mag. Karin Hakl (ÖVP) und Nationalrat Prof. Dr. Kurt Grünewald der Diskussion. Dass es dabei nicht leise zugehen würde, lag in der Natur der Sache, hatten doch die beiden Regierungsparteien das neue Universitätsgesetz im Sommer gegen erbitterten Widerstand an den Universitäten durchgesetzt. So hatten Karin Hakl und Klaus Wittauer auch sichtlich Mühe mit ihren Argumenten beim Publikum Gehör zu finden. Willkommen geheißen wurden dagegen die Ankündigungen der derzeitigen Oppositionsparteien im Falle einer parlamentarischen Mehrheit nach den Wahlen einen sofortigen Stop der UG2002-Implementierung zu initiieren, die Studiengebühren abzuschaffen und die Ausgliederung der Medizinischen Fakultäten zu überdenken.

Kein Reformwille an den Unis?

"Nach einer Denkpause und vernünftigen Gesprächen mit den Universitäten wollen wir die kritischen Punkte im Gesetz novellieren," so Kurt Grünewald, der eine grundsätzliche Diskussion darüber forderte, was die Aufgaben der Universität sind und wozu Bildung befähigen soll. Karin Hakl betonte die Reformbedürftigkeit der Universitäten und lobte naturgemäß das neue Gesetz. Es biete den Universitäten erstmals die Chance selbst zu entscheiden, was mit dem Budget passiert. Erwin Niederwieser forderte eine Rücknahme der Medizinausgliederung: "In Zeiten in denen die Wissenschaften immer mehr zusammenwachsen ist eine Trennung der Universität der völlig falsche Weg. Wenn man den Unis Autonomie zugestehen will, dann soll man sie auch selbst entscheiden lassen, ob sie die Medizinische Fakultät ausgliedern wollen oder nicht." Denn mangelnden Reformwillen beklagte der freiheitliche Klaus Wittauer: "Reformen stoßen immer auf Widerstand. Man muss dieser Reform einfach eine Chance geben."

Ein Programm für die Zukunft?

Die Kritik der Zuhörer am unipolitischen Weg der Regierung richtete sich vor allem gegen die Medizinausgliederung, das neue Dienstrecht, die Studiengebühren und die Art und Weise, wie dieses Gesetz beschlossen wurde. Die Vertreter der Oppositionsparteien nutzten die Gelegenheit ihr Programm für eine mögliche Reform des Gesetzes zu präsentieren. So versprach Erwin Niederwieser den Universitäten eine erstgemeinte Autonomie, die Wiederherstellung der Mitbestimmung, ein leistungsorientiertes Dienstrecht, das auch durchgängige Karrieren ermöglicht sowie Unterstützung bei der Internationalisierung der Universitäten und eine verbesserte Gleichstellungspolitik für Frauen. Kurt Grünewald wünschte sich eine teamorientierte Universität, die als Gemeinschaft von Lehrenden und Lernenden verstanden wird. Darüber hinaus brauche es eine bessere Balance zwischen angewandter und Grundlagenforschung. Hakl und Wittauer verteidigten im Gegenzug das Vorhaben der bisherigen Regierung, die Universitäten zu reformieren. Hohe Dropout-Raten, geringe Akademikerquote, zu wenig Chancen für Jungwissenschaftler und die nachhinkende Forschungsquote wurden von ihnen als Indiz für die Reformnotwendigkeit angeführt.