Multikulturalismus nach dem 11. September

Gestern Abend diskutierten der britische Soziologe Tariq Modood und der osterreichische Integrationsexperte Rainer Baubock im Rahmen einer WUV-Veranstaltung uber die Zukunft des Multikulturalismus in der westlichen Welt nach dem Anschlag auf das World Trade Center und dem Krieg gegen den Terror.
Prof. Tariq Modood
Prof. Tariq Modood
Die Muslime stehen nach den Terroranschlagen vom 11. September 2001 weltweit im Kreuzfeuer der Kritik. Populistische Politiker, wie der italienische Regierungschef Silvio Berlusconi, beschworen den Islam immer wieder als eine dem Westen feindliche Zivilisation. Muslime im Westen sind daher oft Anfeindungen durch Mitburger ausgesetzt. Vor diesem Hintergrund wies Tariq Modood, Soziologe an der Universitat Bristol und Direktor des Centre for the Study of Ethnicity and Citizenship, gestern auf die Bemuhungen der europaischen Muslime um Integration in die westlichen Gesellschaften hin. Die Forderungen nach transnationaler Solidaritat und der Stolz der Muslime auf ihre eigene Identitat wird von Modood deshalb nicht als Selbstausgrenzung verstanden, sondern als Versuch, als Gruppe anerkannt zu werden. Er verglich den islamischen Widerstand mit den neuen sozialen Bewegungen der sechziger und siebziger Jahre und wies darauf hin, dass alle Ideologien - religiose oder sakulare - im Fundamentalismus enden konnen. Es sei daher wichtig, den Blick nicht auf die ideologischen Konzepte sondern die sozio-politischen Umstande zu richten. "Die demokratische Integration der Muslime sollte nicht wegen einiger Fundamentalisten gefahrdet werden," so Tariq Modood.

Fur Rainer Baubock, Forschungsmitarbeiter an der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften, ist gerade die Einbeziehung der Muslime in die politische Reprasentation ein entscheidender Schritt zur Integration. "Dies ist zentral fur die Verschiebung des Diskurses, weil dadurch auch die Differenzen innerhalb der muslimischen Gemeinschaft offentlich sichtbar werden," sagte Baubock.