S.O.S. Spitzenmedizin

Heute fand an der Klinik ein Aktionstag statt, bei dem Ärzte auf die Verschlechterungen durch das neue Dienstrecht aufmerksam machten. Bei der Protestveranstaltung sprach sich die Ärzteschaft auch deutlich gegen eine Ausgliederung der Medizinischen Fakultät aus der Universität aus.
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"Die Lage ist ernst, denn durch das neue Dienstrecht, das gerade junge Ärzte trifft, ist der hohe Standard der medizinischen Forschung in Österreich gefährdet." Prof. Hartmann Hinterhuber, Vizedekan der Medizinischen Fakultät, klang ebenfalls ernst, aber auch kämpferisch. "Heilen, Lehren und Forschen um durchschnittlich rund 14.000 ATS im Monat!" So steht es auf den Flugblättern, die heute im Klinikgelände verteilt wurden. Durch das neue Dienstrecht verdienen die beim Bund angestellten Ärzte für die gleiche Tätigkeit um circa 3000 bis 4000 ATS weniger als die Landesärzte. Darüber hinaus erhalten seit Oktober neu angestellte wissenschaftliche Mitarbeiter um 30 Prozent weniger Gehalt als früher. Die Bundesärzte fühlen sich benachteiligt und der wissenschaftliche Nachwuchs ist durch das neue Dienstrecht gefährdet, und damit in Zukunft auch die Patientenversorgung. Prof. Wolfgang Fleischhacker vom Institut für Kommunikation im Berufsleben und Psychotherapie sprach sich auf der Versammlung dafür aus, intensive Protestmaßnahmen zu setzen und auch die Ärztekammer als politische Lobby der Ärzte zu mobilisieren. Denn das neue Dienstrecht, der Reformentwurf zur Uni-Autonomie und die Ausgliederung der Medizin seien für die Mediziner nicht annehmbar. Aus dem Informationstag unter dem Motto "SOS-Spitzenmedizin" heraus entwickelte sich heute vor der Chirurgischen Klinik eine Spontandemonstration, an der rund 200 Ärztinnen und Ärzte teilnahmen.

Auf der Protestveranstaltung sprachen sich die Ärzte auch für einen Verbleib der Medizinischen Fakultät im Universitätsverbund aus. In Wien und Graz gibt es Bestrebungen eigene Medizin-Universitäten zu bilden, da der Reformentwurf zur Uni-Autonomie die Bedürfnisse der Medizinischen Fakultät zu wenig berücksichtigt hat. Für den Innsbrucker Medizin-Dekan Hans Grunicke ist aber "nur der Verbleib der Medizin im Verbund der Uni akzeptabel". Es müssten allerdings im Reformentwurf zur Universitätsautonomie auf allen Ebenen Sonderregelungen für die Mediziner eingebaut werden, denn so sei der Entwurf für die Medizin "nicht anwendbar". Grunicke untermauerte die Innsbrucker Position mit einer Expertise zur Hochschulmedizin, in der Prof. Bernhard Fleckenstein von der deutschen Uni Erlangen-Nürnberg vor einer "kompletten Verselbstständigung der Hochschulmedizin durch herauslösen aus den Universitäten" dringend warnt.