Absage an den "Wegwerf-Assistenten"

Das ist das Ergebnis einer Meinungserkundung, die Prof. Dr. Ludwig Call, Vorsitzender des Dienststellenausschusses der Hochschullehrer an der Universität Innsbruck heute präsentierte. Abgefragt wurde dabei die Meinung der Innsbrucker Universitätslehrer zu den Vorschlägen des Ministeriums im Hinblick, sowohl auf ein neues Dienstrecht als auch auf die Ausgliederung der Universitäten.
Ziel der Meinungserkundung war es, die Aussagen von Frau Bundesministerin Elisabeth Gehrer, ca. 70% der Hochschullehrer würden ihre Pläne zu beiden Fragestellungen befürworten, auf ihren Wahrheitsgehalt hin zu überprüfen. Call betonte, dass es sich bei dieser Umfrage nicht um eine Urabstimmung im Hinblick auf einen Streik oder sonstige Kampfmaßnahmen gehandelt habe, da dies Aufgabe der Gewerkschaft sei.

Erfreulich ist, dass ca. 71% der Innsbrucker Hochschullehrer an dieser, nach den strengen Regeln einer amtlichen Briefwahl abgehaltenen, Meinungsumfrage teilgenommen habe. Die Ergebnisse sind eindeutig: Knapp 90% lehnen den Entwurf zum Dienstrecht ab; den Vorschlägen zur Ausgliederung der Universitäten erteilen etwas mehr als 82% eine Absage.

Call erklärt das Ergebnis beim Dienstrecht vor allem damit, dass es ein Katastrophenmodell sei, Mitarbeiter unabhängig von ihrer Qualität nach einer bestimmten Zeit auf die Straße zu setzen. Solche "Wegwerf-Assistenten" brauche niemand. Vielmehr ist es in vielen anderen Ländern (Deutschland, USA, Schweiz, etc.) inzwischen auch so, dass es im Mittelbau feste Stellen gibt. Allen sei klar, dass man nicht ständig Mitarbeiter auswechseln und jedesmal wieder neu anlernen könne, da dies sowohl am Krankenbett als auch in der Forschung und der Lehre zu gravierenden Nachteilen führe. Außerdem mache sich inzwischen Sorge darüber breit, dass es nach Einführung des "Neuen Modells" nicht möglich sei, qualifizierte Mitarbeiter zu halten oder gar zu bekommen. Laut Call gäbe es dafür bereits erste Anzeichen.

Keine Reformmuffel

Call betonte, dass es beim Dienstrecht durchaus Verbesserungsmöglichkeit gäbe, über die man auch bereit sei zu reden. So könne er sich vorstellen, dass man von Beginn an zwei Arten von Mittelbaustellen definiere: einerseits Ausbildungsstellen mit einer begrenzten Laufzeit und ande-rerseits langfristige Stellen. Hier sollte man jedoch verhandeln und die beste Lösung suchen und nicht das Kind mit dem Bade auskippen. Auch im Zusammenhang mit dem angeblich so hohen Pragmatisierungsgrad des universitären Mittelbaus korrigierte Call die Zahl des Ministeriums: "Lediglich 40% des Mittelbaus sind derzeit pragmatisiert und an der Universität Innsbruck werden alljährlich mehr als 1/4 aller Hochschullehrerstellen neu besetzt. Von völliger Versteinerung des Mittelbaus kann also keine Rede sein."

Bisher hat nur der Dienststellenausschuss der Universität Innsbruck eine solche Meinungserkundung durchgeführt. Prof. Dr. Thomas Luger, Mitglied des Zentralausschusses, wird jedoch die Ergebnisse seinen Kollegen mitteilen und hofft, dass viele andere Universitäten dem Innsbrucker Beispiel folgen.