Spanien wird wahrscheinlich Fußball-Weltmeister

Das prognostiziert eine interuniversitäre Studie österreichischer Wissenschaftler, an der auch Prof. Achim Zeileis vom Institut für Statistikder Uni Innsbruck beteiligt ist. Die Prognose baut auf Wettquoten von 26 internationalen Wettanbietern auf.
Eröffnungszerimonie der Fußball-WM: Die Spanier haben besonders gute Chancen auf den  …
Eröffnungszerimonie der Fußball-WM: Die Spanier haben besonders gute Chancen auf den Weltmeistertitel (Foto: flickr.com / 2010 worldcup shine 2010)

Die Wahrscheinlichkeit, dass der amtierende Europameister Spanien den WM-Pokal entgegen nehmen wird, liegt bei rund 18 Prozent und damit am höchsten von allen 32 teilnehmenden Mannschaften. Die Chancen des Gastgebers Südafrika auf den Titelgewinn berechneten Christoph Leitner und Kurt Hornik von der Wirtschaftsuniversität Wien (WU) sowie Achim Zeileis von der Universität Innsbruck dagegen nur mit 0,6 Prozent. Die Prognose basiert auf den veröffentlichten Wettquoten von 26 internationalen Wettanbietern (Buchmachern).

Bereinigte Wettquoten

Wie Christoph Leitner vom WU-Institut für Statistik und Mathematik erklärt, wurde bei der Studie statt historischer Daten, wie sie etwa beim FIFA-Rating zum Einsatz kommen, als Ausgangsbasis für ihre statistische Prognose die Wettquoten von 26 internationalen Buchmachern, die für den Fall eines Titelgewinns ausbezahlt werden, verwendet. „Ein Buchmacher will Geld verdienen, d.h. er hat Interesse, dass die Quoten realistische Ergebnisse widerspiegeln. Als Experte lässt er nicht nur historische Ergebnisse, sondern auch kurzfristigere Ereignisse wie z.B. Verletzungen oder andere Eventualitäten einfließen“, schildert Achim Zeileis. „Auf der anderen Seite schlägt der Buchmacher auf die Quoten einen gewissen Prozentsatz auf um den eigenen Ertrag zu sichern – typischerweise zwischen 15 und 20 Prozent", ergänzt er. Für die Statistiker bedeutet dies, dass sie die Daten zunächst bereinigen, also diesen Aufschlag der Buchmacher aus den Quoten herausrechnen müssen. „Unsere Prognosen sind das bereinigte und kondensierte Wissen der Buchmacher“, verdeutlicht Zeileis. Dass die Methode erfolgversprechend ist, hat bereits eine ähnliche Studie zur EURO 2008 gezeigt, in der das richtige Finale (Deutschland gegen Spanien) vorausgesagt werden konnte.

Ergebnisse im Detail

Am wahrscheinlichsten ist, laut Prognose der Wissenschaftler, ein Finale zwischen Spanien und Brasilien. Italien wurden mit 5,8 Prozent nur geringe Chancen eingeräumt, den Titel erfolgreich zu verteidigen. Laut Leitner sehen FIFA- und Elo-Rating - im Gegensatz zu den Statistikern - Brasilien als WM-Favorit. In der Studie hat der fünfmalige Weltmeister allerdings mit 15,3 Prozent eine etwas geringere Chance das Turnier zu gewinnen. Klar zeigt die Studie auch den Einfluss der Gruppeneinteilung für die Vorrunden: So seien die vier Teams der Gruppe G (Brasilien, Elfenbeinküste, Portugal, Nordkorea) klar benachteiligt, während Italien Losglück hatte und in der "klar leichtesten Vorrundengruppe antrat", so Leitner. Damit wären die Titelchancen der Italiener im Vergleich zu einer anderen Gruppenzuteilung oder zu einer Meisterschaft, bei der jedes Team zumindest einmal gegen jedes andere Team antritt, deutlich gestiegen.

Neuberufung

Univ.-Prof. Dr. Achim Zeileis, geboren 1975 in Deutschland, studierte von 1996 bis 2000 Statistik an der Universität Dortmund. Sein Doktoratsstudium absolvierte er an der Wirtschaftsuniversität Wien, wo er sich 2008 im Fachbereich Statistik und Ökonometrie auch hablitierte. Anfang 2010 folgte Achim Zeileis einem Ruf an die Universität Innsbruck.

(ip/ef)