Die zehn Gebote der Pisten

Mit den Verhaltensregeln des Internationalen Skiverbands (FIS) sind die Schifahrerinnen und Schifahrer auf Tirols Pisten kaum vertraut. – Das ergab eine vom Land Tirol in Auftrag gegebene Studie des Instituts für Sportwissenschaften. Besonders wenig wussten die StudienteilnehmerInnen über Vorrang- und Überholregeln.
Besonders Urlauber, Anfänger und Jugendliche wissen wenig über die FIS-Verhaltensrege …
Besonders Urlauber, Anfänger und Jugendliche wissen wenig über die FIS-Verhaltensregeln.[Foto: istockphoto.com]

Tirol als führendes Berg- und Skisportland erfreut sich größter Beliebtheit beim Ausüben von Wintersportarten. Die zunehmende Zahl von WintersportlerInnen stellt erhöhte Sicherheitsanforderungen in den Skigebieten dar.  Ein wichtiger Aspekt sind ausreichende Kenntnisse über die FIS-Verhaltensregeln. Um einen Impuls zur Bewusstseinsbildung und zur Hebung der Sicherheit auf Tirols Pisten zu geben, wurde im Auftrag des Landes Tirol vom Institut für Sportwissenschaft in der Wintersaison 2008/09 eine großangelegte Umfragestudie zur Evaluierung des Kenntnisstandes der FIS-Verhaltensregeln auf Tiroler Skipisten durchgeführt. Im Mittelpunkt der von Ass. Prof. Dr. Christian Raschner, Dipl. Sportw. Carolin Hildebrandt, Mag. Esmeralda Mildner (Universität Innsbruck) und Dr. Christoph Höbenreich (Amt der Tiroler Landesregierung, Abteilung Sport) durchgeführten Untersuchung stand die Frage, ob Risiken bewusst eingegangen werden oder aus Unwissenheit beziehungsweise Fehleinschätzungen resultieren. Die zum Teil ernüchternden Ergebnisse wurden kürzlich im Rahmen einer Pressekonferenz von Projektleiter Ass.- Prof. Dr. Christian Raschner und Landeshauptmann-Stellvertreter Hannes Gschwentner vorgestellt.

 

Umfangreiche Befragung

Die Befragung von insgesamt 1450 WintersportlerInnen ergab, dass sich die überwiegende Mehrheit auf Tirols Skipisten sicher fühlt. Dennoch gaben 12% eine Gefährdung an, wobei die Hauptursachen in unkontrollierter Fahrweise, mangelhaftem Können, erhöhtem Tempo und überfüllten Pisten anzusiedeln sind. Als besonders defizitär zeigte sich der Kenntnisstand über die konkreten FIS-Verhaltensregeln. Nur ein Drittel aller Befragten wussten, dass sich das Verhalten auf den Skipisten an diesen zu orientieren hat.

Gegenseitige Rücksichtnahme, das vorsichtige Ein-/Anfahren in die Piste waren hinreichend bekannt. Das größte Wissensdefizit gab es bei der Vorrang- und Überholregel. Über 50% der Befragten machten falsche Angaben und waren der Meinung, dass der von rechts Kommende Vorrang habe und nicht überall überholt werden darf. 30% glaubten überall stehen bleiben zu dürfen. 22% Prozent der Befragten waren der Meinung, dass ein Recht auf Vorrang beim Hang Aufwärtsfahren bestehe. Insbesondere bei Urlaubern, Anfängern und Jugendlichen zeigte sich ein Wissensdefizit.

 

Sensibilisierung von Risikogruppen

Die vorliegende Studie gab erstmals Einblicke in das intuitive Verhalten und den Wissensstand von SchifahrerInnen auf Tirols Pisten. Zwar stellen die FIS-Regeln keine sanktionsfähigen Rechtsnormen dar, sondern zielen auf die Einhaltung der Umsichtspflicht ab; dennoch sollten bewusstseinsbildende Maßnahmen weiter forciert werden.  Dabei müssen insbesondere Risikogruppen zielführend sensibilisiert werden. Um die Nachhaltigkeit der Studien-Ergebnisse zu gewährleisten, werden sie den Betreibern von Seilbahnen zur Verfügung gestellt und medial verbreitet. Es darf jedoch nicht vergessen werden, dass trotz aller Maßnahmen dennoch ein vernünftiges und rücksichtvolles Fahren aller Beteiligten als beste Prophylaxe gilt.

 

(ip)