Biowissenschaften: Durch Kooperation zum Erfolg

Von lichtgesteuerten Mäusen, der Entstehung des Lebens und neuen Heilstoffen aus Pflanzen war Ende September im Congresspark Igls die Rede. Die Mitglieder des Forschungszentrums für Molekulare Biowissenschaften (CMBI) trafen sich dort zu ihrer fünften Jahrestagung, um die Zusammenarbeit zwischen den Disziplinen weiter zu stärken.
Lichtgesteuerte Mäuse werden im Labor Prof. Peter Hegemann untersucht.
Lichtgesteuerte Mäuse werden im Labor von Prof. Peter Hegemann untersucht.

Von blau leuchtenden Bananen, verängstigten und mutigen Mäusen, der Suche nach neuen Heilstoffen in Pflanzen, der chemischen Synthese von RNA-Molekülen, neuen Techniken für die Proteinproduktion und vielen weiteren Forschungsgebieten berichteten die Mitglieder des Forschungszentrums für Molekulare Biowissenschaften (CMBI) Ende September in Igls. Unter ihnen waren auch zahlreiche Nachwuchswissenschaftler, die in Kurzvorträgen und Posterpräsentationen die Gelegenheit erhielten, ihre eigenen Projekte vorzustellen.

 

Licht steuert die Bewegung

Wie aus lichtempfindlichen Grünalgen lichtgesteuerte Mäuse werden, davon berichtete in Igls Prof. Peter Hegemann vom Institut für Biologie der Berliner Humboldt-Universität. Die einzellige Grünalge Clamydomonas reinhardtii verfügt nämlich über eine Art Auge, einen lichtempfindlichen Fleck, der es ihr ermöglicht, bei Lichteinwirkung die Schwimmrichtung des Organismus zu ändern. Grundlage dafür ist ein lichtempfindlicher Ionenkanal (Channelrhodopsin) in der Zelle, durch den die Bewegungen der Geißeln gesteuert werden. Neurowissenschaftler haben diese Ionenkanäle unlängst in die Nervenzellen von Mäusen eingebaut. Zuvor lethargische Mäuse wurden so durch einfache Lichtimpulse plötzlich sehr aktiv. Diese Beobachtung könnte in Zukunft die Überprüfung der Wirkung von neuen Medikamenten auf das Nervensystem sehr vereinfachen.

 

Überraschende Mechanismen

Der Zoologe Mag. Robert Aufschnaiter präsentierte in Igls Forschungsarbeiten über Süßwasserpolypen, auch Hydren genannt. An diesen rund drei Zentimeter großen Wassertieren untersuchen die Forscher die grundlegenden Mechanismen der Entwicklung des Körpers. Die Tiere zeigen nämlich erstaunliche Eigenschaften, können sich doch auch in kleinen Fragmenten überleben. Durch einfaches Zusammenschieben des zuvor geteilten Tieres entsteht wieder ein mehrzelliger Organismus. Die Bewegungen der Zellen beim Wachsen können sehr einfach beobachtet werden, in dem einzelne Fragmente zuvor mit fluoreszierenden Farbstoffen markiert werden. Von der möglichen Entstehung des Lebens in interstellaren Wolken berichtete die Arbeitsgruppe um Prof. Tilmann Märk und Prof. Paul Scheier, die dort nach Hinweisen auf die Bildung von Peptiden aus Aminosäuren sucht.

 

Wissen für die Medizin

Zum Abschluss der Reise durch die molekularen Biowissenschaften entführte Prof. Stefan Schulte-Merker vom Niederländischen Institut für Entwicklungsbiologie die Zuhörerinnen und Zuhörer in die Welt der Organbildung bei Wirbeltieren. Er berichtete von krankhaften Knochenbildungen und der Entdeckung des Lymphsystems bei Zebrafischen. Diese Tier ist ein äußerst beliebtes Studienobjekt in biologischen Labors, denn es ist transparent und kann deshalb sehr gut beobachtet werden. Die Untersuchungen von Stefan Schulte-Merker könnten richtungweisend für neue Behandlungsmethoden von Knochenmissbildungen und die Entstehung sowie Streuung bösartiger Tumore sein.

 

Die molekularen Biowissenschaften betrachten das Leben aus sehr unterschiedlichen Blickwinkeln. Forscherinnen und Forscher aus Biologie, Chemie, Physik und Pharmazie arbeiten zusammen, um die noch ungelösten Rätsel des Lebens zu entschlüsseln. An der Universität Innsbruck wurde vor fünf Jahren das Forschungszentrum für Molekulare Biowissenschaften (CMBI) gegründet, um die interdisziplinäre Vernetzung zwischen diesen Fachgebieten zu verbessern und diesen Forschungsschwerpunkt zu stärken. Organisiert wurde die interdisziplinäre Tagung in Igls von Prof. Bernhard Kräutler vom Institut für Organische Chemie und Prof. Dirk Meyer vom Institut für Molekularbiologie.

 

(cf)