Akademie wählte neue Mitglieder

Heute, Mittwoch, heißt die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) im Rahmen eines Festaktes in Wien ihre neuen Mitglieder willkommen. Von der Universität Innsbruck wurden die Historikerin Brigitte Mazohl sowie der Physiker Rainer Blatt zu wirklichen Mitgliedern und der Chemiker Ronald Micura zum korrespondierenden Mitglied dieser traditionsreichen Einrichtung gewählt.
Prof. Ronald Micura, Prof. Brigitte Mazohl und Prof. Rainer Blatt (v.l.)
v.l.: Prof. Ronald Micura, Prof. Brigitte Mazohl und Prof. Rainer Blatt

Im Rahmen ihrer jährlichen Wahlsitzung hat die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) vor kurzem 28 Forscherinnen und Forscher aus dem In- und Ausland aufgenommen. Zu wirklichen Mitgliedern wurden Prof. Brigitte Mazohl vom Institut für Geschichte und Ethnologie und Prof. Rainer Blatt vom Institut für Experimentalphysik der Universität Innsbruck gewählt. Weiters wurde Prof. Ronald Micura vom Institut für Organische Chemie als korrespondierendes Mitglied in die Akademie aufgenommen. Insgesamt wurden sieben wirkliche und neun korrespondierende Mitglieder im Inland sowie zwölf korrespondierende Mitglieder im Ausland neu gewählt.

 

„Frischzellenkur“ für die Akademie

Erstmals hat die Akademie auch die Mitglieder der neu geschaffenen Jungen Kurie gewählt. Es sind dies 53 Nachwuchsforscherinnen und -forscher, die bereits durch außerordentliche Leistungen hervorgetreten sind, darunter die zahlreiche START-Preisträger. Sie bilden eine eigene Körperschaft innerhalb der Gelehrtengesellschaft. In den nächsten Jahren sollen weitere Mitglieder in die Junge Kurie gewählt werden, bis zur Höchstzahl von 70. Die Dauer der Mitgliedschaft in diesem Gremium beträgt maximal acht Jahre. Sie endet mit Vollendung des 45. Lebensjahres, oder im Fall einer Wahl zu einem korrespondierenden Mitglied der ÖAW auch schon früher.

 

Pionierin der Frauengeschichte

Brigitte Mazohl wurde in Bozen geboren und studierte an der Universität Salzburg Geschichte und Publizistik. Es folgten mehrjährige Forschungsaufenthalte in Rom, Wien und Mainz. Dann war sie als Assistentin am Institut für Geschichte an der Universität Salzburg tätig. Nach ihrer Habilitation 1986 übernahm sie mehrere Gastprofessuren. 1993 erfolgte die Berufung zur Professorin für Österreichische Geschichte an die Universität Innsbruck. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der neueren und neuesten Geschichte. Dabei beschäftigt sie sich mit der italienischen Geschichte, den italienisch-österreichischen Beziehungen, der Rechts- sowie der Kommunikationsgeschichte. Auf dem Feld der Frauengeschichte und Gender Studies zählt sie zu den Pionierinnen in Österreich. Ihr neuestes Forschungsinteresse gilt Fragen der Erinnerungskultur, der Nationalstaatswerdung und Nationalgeschichtsschreibung insbesondere im Rahmen der Habsburger Monarchie. Weiters ist sie Innsbrucker Sprecherin und Koordinatorin des Internationalen Graduiertenkollegs sowie Leiterin des Schwerpunkts Politische Kommunikation und die Macht der Kunst.

 

Erfolgreicher „Team Player“

Rainer Blatt ist 1952 in Idar-Oberstein (Deutschland) geboren und hat an der Universität Mainz Physik studiert. Nach Forschungsaufenthalten in Boulder (USA), Berlin und Hamburg wurde er 1994 Professor an der Universität Göttingen. Ein Jahr später wurde er an die Universität Innsbruck berufen. Die Forschungsschwerpunkte des Experimentalphysikers liegen auf dem Gebiet der experimentellen Atomphysik, der Quantenoptik und der Quanteninformation. In den vergangenen Jahren hat er mit zahlreichen Experimenten zur Realisierung eines zukünftigen Quantencomputers auf der Basis gespeicherter Ionen für internationales Aufsehen gesorgt. Durch die enge Kooperation von Theoretikern und Experimentalphysikern und die hohe Dichte an herausragenden Forschern um die Professoren Rainer Blatt, Hans J. Briegel, Rudolf Grimm und Peter Zoller hat sich in den letzten Jahren in Innsbruck eine Hochburg der Quantenphysik herausgebildet.

 

Den Geheimnissen der RNA auf der Spur

Ronald Micura wurde 1970 in Linz geboren und studierte Wirtschaftsingenieurwesen-Technische Chemie an der Universität Linz. Von 1996 bis 1999 arbeitete er als Erwin-Schrödinger-Stipendiat an der ETH Zürich und am Skaggs Institute of Chemical Biology des Scripps Research Institute in San Diego. 2004 wurde Micura Professor für Organische Chemie an der Universität Innsbruck. Im Vorjahr konnte ein Ruf an die Universität Linz abgewehrt werden. Ronald Micura erhielt 2003 den Novartis-Preis für Chemie und 2005 den Ignaz L. Lieben Award der ÖAW. In seinen Forschungsarbeiten beschäftigt er sich mit der chemischen Biologie von Nukleinsäuren. Im Besonderen gilt sein Interesse der Erforschung der Einflüsse von modifizierten Nukleosiden, den Grundbausteinen der Nukleinsäuren, auf die Struktur und Funktion von Ribonukleinsäuren (RNA). Dabei entstandene innovative RNA-Synthesemethoden sind zum Beispiel für die Entwicklung von Nukleinsäure-Therapeutika von Bedeutung.

Text: Christian Flatz