Energiegewinnung geht auch anders

Mit dem Projekt „Kuhle Energie“ startete gestern an der Landwirtschaftlichen Landeslehranstalt Rotholz ein innovatives Pilotprojekt: Die erste Biogasanlage mit neuer BIO4GAS-Technologie, die unter der Leitung von Prof. Heribert Insam und Dozent Bernhard Wett von der Uni Innsbruck entwickelt wurde, nahm ihren Testbetrieb auf.
v.l.n.r. Dr. Harald Gohm, DI Josef Norz, LR Mag. Hannes Bodner, Prof. Dr. Heribert In …
v.l.n.r. Dr. Harald Gohm, DI Josef Norz, LR Mag. Hannes Bodner, Prof. Dr. Heribert Insam und Univ.Doz. DI Dr. Georg Haberhauer erföffneten die Biogasanlage in Rotholz.

Die Anlage wurde im Beisein von LR Hannes Bodner, Dr. Harald Gohm, Geschäftsführer der Tiroler Zukunftsstiftung, DI Josef Norz, Direktor der Landwirtschaftlichen Landeslehranstalt Rotholz, Dozent Georg Haberhauer vom Austrian Research Center (ARC) und Prof. Heribert Insam eröffnet. 

 

Die BIO4GAS – Anlage Rotholz erzeugt aus Gülle und Mist sowie aus Abfällen der landwirtschaftlichen Produktion Strom und Wärme für die Landwirtschaftliche Landeslehranstalt Rotholz. Im Gegensatz zu vielen anderen Anlagen ist diese nicht für nachwachsende Rohstoffe wie etwa Mais oder Raps konzipiert, sondern nutzt ausschließlich anfallende, landwirtschaftliche Nebenprodukte zur Energiegewinnung. In den nächsten Monaten soll die Anlage zur Serienreife weiterentwickelt werden. Wenn sie sich als marktfähig erweist, eignen sich allein in Tirol 40 landwirtschaftliche Betriebe für autarke Energieversorgung mit dem Produkt der jetzigen Größenordung.

 

Innovative Technologie

In der Biogasanlage wird organisches Material unter Luftabschluss durch Mikroorganismen/ Bakterien in einem natürlichen biologischen Prozess in Biogas umgewandelt. Biogas besteht etwa zu 2/3 aus dem Energieträger Methan und ist ein CO2 neutraler Energieträger. Das Gas wird in einem Blockheizkraftwerk in Strom und Wärme umgewandelt. Das Herzstück dieser Anlage ist ein neuartiger Fermenter, der aus vier Kammern sowie einem neuartigem Durchmischungssystem für den Fermenterinhalt (Thermolift) besteht. Der besondere Innovationscharakter liegt im optimierten Fermenterdesign und in wesentlichen Vereinfachungen für Beheizung und Durchmischung des Fermenterinhalts. Dadurch verbessert sich die Wirtschaftlichkeit landwirtschaftlicher Biogasanlagen im unteren Leistungsbereich (unter 100 kW) entscheidend.

„Biogasanlagen gibt es mittlerweile einige, allerdings keine, die im Leistungsbereich von unter 100 kW wirtschaftlich sind. Eine verbesserte Gasausbeute, eine Erhöhung der Gesamteffizienz der Anlage, insbesondere bei reduziertem Prozessergiebedarf wurde mit der neuen Technologie erreicht. So konnte die BIO4GAS-Anlage optimal in den bestehenden landwirtschaftlichen Betrieb der Lehranstalt integriert werden“, so  Prof. Heribert Insam vom Institut für Mikrobiologie zur neuen Technik: „Durch eine Systemvereinfachung wird zudem die Betriebssicherheit gesteigert und das Ausfallsrisiko minimiert. Die Biogasanlage ist sehr flexibel, was die Inputmenge und Verarbeitungsmenge betrifft. Sie kann effizient von landwirtschaftlichen Betrieben mit einem Viehbestand ab etwa 100 Großvieheinheiten (GVE) eingesetzt werden. Die gewonnene elektrische Leistung reicht von: 20 kW (in der Pilotanlage Rotholz) bis etwa 50 kW.“

Die zum Patent angemeldete BIO4GAS-Technologie wurde vom Studio BioTreaT, einer F&E Kooperation der Universität Innsbruck und der ARC Seibersdorf unter der Leitung von Prof. Heribert Insam, Institut für Mikrobiologie der Uni Innsbruck, entwickelt. Auch das Institut für Umwelttechnik rund um Dozent Bernhard Wett war an der Entwicklung maßgeblich beteiligt.

 

Optimaler Standort

Mit der Landwirtschaftlichen Landeslehranstalt Rotholz konnte ein optimaler Standort für die Pilotanlage gefunden werden. Das Engagement der Schulleitung, der Lehrpersonen und der Schüler für nachhaltige Energieversorgung ist groß. Bereits seit Jahrzehnten betreibt die Schule ein Kleinwasserkraftwerk. Im Vorjahr wurde die Wärmeversorgung der Schule auf Biomasse umgestellt. Mit der neuen Anlage ergänzt man das Konzept und integriert die neue Technologie gleich in den Unterricht. „Es freut uns natürlich, dass sich die Landwirtschaftliche Landeslehranstalt als Standort eignet. Mit Hilfe der Anlage können wir unseren Schülern – die ja die künftigen Bauern im Land sind – nicht nur die Werte von nachhaltiger Energieversorgung vermitteln, sondern auch Wissen, Verständnis und Technik weitergeben“, freute sich DI Josef Norz, Direktor der Landwirtschaftlichen Landeslehranstalt, über die Inbetriebnahme.

 

Der Bau der Pilotanlage wurde von "Energie der Zukunft", dem  Energieforschungsprogramm des Bundes gefördert. Das Gründungszentrum CAST berät und begleitet den konkreten Weg zum Markt. Das Projekt wird weiters unterstützt vom Land Tirol, dem Impulsprogramm Nachhaltig, Wirtschaften des BMVIT, dem Zentrum für Erneuerbare Energien der Tiroler Zukunftsstiftung sowie durch eine großzügige Spende aus dem Nachlass von Johann Mariacher, einem Tiroler Biogaspionier. Bennat Consult und etaone energy GmbH sind weitere Projektpartner. Die Bauausführung erfolgte durch Rieser Bau GmbH.

 

Text: hofherr communikation/ Susanne Röck