Sensationeller Grabfund in Apulien

Seit 10 Jahren werden in Ascoli Satriano archäologische Forschungen unter der Leitung von Dr. Astrid Larcher und Mag. Manuele Laimer vom Insitut für Archäologien durchgeführt. Im Zuge der diesjährigen Ausgrabungen der klassischen Archäologen im daunischen Ascoli Satriano (Nordapulien) gelang es, ein besonders ungewöhnliches und reiches Grab zu Tage zu fördern.
Der Grabfund in Ascoli Satriano
Der Grabfund in Ascoli Satriano

„Schon die Freilegung einer breiten Kieselpflasterung - einer in Daunien häufig für Wege im Grabbereich oder auch rund um die Häuser angewendeten Technik - ließ einen besonderen Fund vermuten“, berichtet Astrid Larcher. Am Ende dieses, wohl als eine Art Prozessionsweg anzusehenden Pflasters, das in einer kleinen Platzanlage endete, stießen die Archäologen in vier Metern Tiefe auf die umgestürzte Grabverschlussplatte. Dahinter bzw. darunter eröffnete sich der sensationelle Befund eines Erdkammergrabes mit 124 Stück Beigaben an Keramik und Bronzen und mit den Skeletten von drei Bestatteten. Der Reichtum des Inventars manifestiert sich in einer Unzahl von apulisch, rotfigurigen Gefäßen höchster Qualität, von mehreren Beispielen an Gnathia-Ware, einer ornamental in weiß, rot und gelb verzierten Keramik und von schwarzer Glanztonware in einer großen Formenvielfalt neben der gängigen daunischen Keramik dieser Zeit. „Ein solches Grab mit derartig reicher Ausstattung und einem deutlich gekennzeichneten Zugang über den gepflasterten Weg kann nichts anderes bedeuten, als die Bestattung einer hochstehenden Persönlichkeit mit Angehörigen, vielleicht des Herren der hier lebenden Sippe, die rund um das Grab einen kultischen Bereich geschaffen haben“, so Larcher. Die erste Begutachtung der Keramik erlaubt eine Datierung des Komplexes in die 2.Hälfte des 4.Jhs.v.Chr.

 

Die Kultur der Daunier

Die Kultur der Daunier, einer Völkerschaft wohl illyrischer Herkunft, kann hauptsächlich durch Grabfunde in die Zeit zwischen dem 9./8. und dem 4. Jh.v.Chr. datiert werden, denn ganz offensichtlich wurde der Gestaltung und Ausstattung der Gräber großer Wert beigemessen, während die Behausungen aus organischem, vergänglichem Material nur teilweise auf Steinfundamenten standen und damit archäologisch nur sehr schwer fassbar sind. Ihre Siedlungen hatten dörflichen Charakter mit Gruppen von Hütten, und ihre Gräber befanden sich direkt im Bereich der Wohnstätten. Als kultische Anlagen können größere Gebäude mit festen Steinfundamenten oder Plätze mit ritueller Niederlegung von Gegenständen und Keramik identifiziert werden.