Rektor Gantner fordert mehr Landesgeld

Mit dem Tirol Tag unter dem Motto „Forschungsexzellenz in Tirol am Beispiel der Biowissenschaften“ wurde am vergangenen Sonntag das 62. Forum Alpbach eröffnet. Nach dem traditionellen Auftakt am Dorfplatz waren die ForscherInnen der LFU Innsbruck am Wort. Sie sorgten mit ihren Aussagen für Aufsehen.
Tirol Tag Alpbach 2006
Feierliche Eröffnung: Das Forum Alpbach startete am 20. August mit dem Tirol Tag zum Thema „Forschungsexzellenz in Tirol am Beispiel der Biowissenschaften“.

Nach den politischen Reden von BM Maria Rauch-Kallat und LH DDr. Herwig van Staa folgten die Referate der ForscherInnen der LFU Innsbruck und der Medizinischen Universität. Die Eröffnungsrede hielt Rektor Manfried Gantner.

 

Keine Analogie zur „Tourismusabgabe“

Rektor Gantner stellte zwar keine direkte Analogie zwischen der Gründung der LFU Innsbruck durch den Zuschlag auf das Haller Salz und der bestehenden „Tourismusabgabe“ für die Wissenschaft her: „Dennoch müssen die Prioritäten in einem international völlig veränderten Wettbewerbsumfeld sehr sorgfältig im Hinblick auf die langfristige Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit dieses Landes im Vergleich zu den Anstrengungen unserer Mitbewerber diskutiert werden“, warnte Rektor Gantner. Universitäten seien zwar Bundessache, ein sehr hoher und langfristiger Nutzen entstehe aber auch in den Standortbundesländern. „Der Grundtenor lautet: Es darf noch mehr sein – und bitte keine Doppelstrukturen“, so Rektor Gantner. Das Land Tirol hätte eine Verantwortung für die Konkurrenzfähigkeit der Innsbrucker Universitäten.

 

Improvisation hat Grenzen

Für Rektor Manfried Gantner muss in die Infrastruktur der LFU Innsbruck weiter investiert werden: „Wir haben mit dem Victor-Franz-Hess-Haus, einen ebenso unglaublichen wie unverantwortlichen Engpass für unsere Forschungsinfrastruktur“, führte Rektor Gantner aus. „Improvisation hat seine Grenzen dort, wo Führungskräfte mit einem Fuß im Gefängnis stehen und die ForscherInnen ihre Motivation verlieren“, erklärt Rektor Gantner. Alleine der zeitgemäße und gesetzlich vorgeschriebene ArbeitnehmerInnenschutz würde mehrere Millionen kosten.

 

Zielvorgabe formuliert

Die Zielvorgabe könnte für Rektor Gantner lauten: „Tirol soll in wenigen Jahren (Zeitraum 5 bis 8 Jahre) zu einem international überaus anerkannten Stärkefeld und sehr wettbewerbsfähigen „Player“ im Bereich Life Sciences werden.“ Tirol hätte viele Voraussetzungen dazu, dieses Ziel auch zu erreichen. Derzeit würde mit der Medizinischen Universität und dem Land Tirol mit seinen Beteiligungen – darunter die Privatuniversität UMIT und das Kompetenzzentrum KMT -  an einem K2-Antrag in diesem Bereich gearbeitet. „Am Ende unserer gemeinsamen Anstrengungen soll ein Zentrum entstehen, das nach Forschungsthematik und wissenschaftlicher Qualität jeden Vergleich der strengen Juroren im Länder- und Branchenvergleich aushält“, erwartet Gantner.

 

Freunderlwirtschaft gibt es nicht mehr

Prof. Günther Bonn stellte im Anschluss das Forschungsnetzwerk in Österreich vor und betonte die hohen Qualitätsanforderungen in der österreichischen Forschungsföderung: „Kontrolle und Evaluation zählen. Die österreichische Freunderlwirtschaft gibt es nicht mehr“, so Bonn. Vor allem in Innsbruck würde Leistung gefordert und auch belohnt.

 

Bioinformatik-Kompetenz ist an der UMIT

In seinem Referat sprach er sich auch für die private Universität für Gesundheitswissenschaften, Medizininformatik und Technik (UMIT) in Hall aus: „Die UMIT hat jene Bioinformatik-Kompetenz, die allen anderen österreichischen Universitäten derzeit fehlt“, so Bonn. Für ihn sind auch die Fachhochschulen in Österreich sehr gut positioniert. Aufgrund der neuen Durchlässigkeit des Bildungssystems würden auch immer mehr FH-AbsolventInnen ein Doktorat an den Universitäten beginnen.

 

Österreich ist an zweiter Stelle

In der Statistik der Ausgaben für Forschung und Entwicklung rangiert Österreich derzeit noch auf dem fünften Rang in Europa, aber gemessen an der Forschungsdynamik in den vergangenen Jahren ist Österreich auf dem zweiten Platz. Das Barcelona-Ziel die F&E-Ausgaben auf 3 Prozent des BIP zu erhöhen, sei ambitioniert. Aber mit dem Programm „Strategie 2010 – Perspektiven für Forschung, Technologie und Innovation“ befindet sich Österreich auf einem sehr guten Weg. Derzeit werden in die Forschung in Österreich 6,2 Milliarden Euro investiert. Bonn hält die Anhebung der Forschungsausgabe bis 2008 auf 8,8 Milliarden Euro für möglich.

 

Nach Rektor Gantner und Prof. Bonn folgten sehr gut besuchte Referate der Innsbrucker Life-Science-ForscherInnen. Unter Ihnen Prof. Bernd Pelster, Dekan der Fakultät für Biologie, Prof. Ronald Micura und Prof. Jörg Striessnig. Gastvortragender war Prof. Josef Penninger, Wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Molekulare Biotechnologie GmbH, aus Wien. Im Foyer präsentierten sich die Unternehmen Alcasynn, Biocrates, Bionorica research, CAST, Ionimed, KMT und Mykon. Das Programm des Tirol Tages gestaltete Forschungs-Vizerektor Tilmann Märk.