Einzeller - Quirlige Lebewesen des Mikrokosmos

Sie jagen und fressen einander, vergiften Beute und Konkurrenten, suchen ihr Heil in der Vermehrung, paaren sich um jung zu bleiben, werden krank wie wir und können genesen, in Zysten überdauern sie schlechte Zeiten und lassen sich vom Wind verbreiten: die Protozoen oder Einzeller.
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Die Protozoen sind mikroskopisch kleine Lebewesen - keine Tiere und keine Pflanzen im herkömmlichen Sinne, aber äußerst quirlige Lebewesen. Die bekanntesten Formen leben als Amöben, Wimpertiere (Ciliaten) oder Geißeltiere (Flagellaten) in Flüssen und Seen, im Meer oder im Boden und sind wichtige Glieder jedes Ökosystems. Manche Flagellaten bilden Massenvorkommen und können zu Fischsterben führen. Nur mit ihren Protozoen als Symbionten können Korallen die riesigen Riffe der Weltmeere bauen. Manche Protozoen leben als Parasiten in Menschen, Tieren oder Pflanzen und sind zum Teil Erreger gefährlicher Krankheiten (Malaria, Schlafkrankheit). In der Mundhöhle können relativ harmlose Amöben vorkommen, die dort Bakterien fressen. Im Pansen von Wiederkäuern oder im Darm von Termiten arbeiten Einzeller als Symbionten Zellulose auf, da dem Wirt selbst die zur Verdauung notwendigen Enzyme fehlen.

Praktische Bedeutung für Medizin, Umweltschutz und Industrie

Im Frühjahr nächsten Jahres werden über hundert Wissenschaftler aus mehr als 25 Universitäten und wissenschaftlichen Institutionen Deutschlands, Österreichs, den Niederlanden und Russland zu einer Tagung erwartet. Sie alle erforschen die Biologie der freilebenden und parasitischen Protozoen. Zellbiologische, molekulargenetische, physiologische und ökologische Entdeckungen an diesen Lebewesen haben oft praktische Bedeutung, etwa für die Medizin, für den Umweltschutz und für die Industrie. Neue Bekämpfungsstrategien von Parasiten tun sich auf und neue Arten werden gefunden, unerwartete Eigenschaften entdeckt. Die Zoologen Dr. Bettina Sonntag und Dr. Thomas Posch Anfang März die Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Protozoologie. Die Wissenschaftler erwarten sich von der Tagung neueste Erkenntnisse und Anregungen für ihre Forschung. (cf)