Exkursion ins römische Parlament

Eine Debatte mit der parlamentarischen Verfassungskommission Italiens, ein Gespräch mit dem Senator auf Lebenszeit Giulio Andreotti und ein Erfahrungsaustausch mit dem Präsidenten der Parlamentsagentur Franco Lisi waren die Höhepunkte einer Exkursion von Studierenden der Politikwissenschaft, die Ende Juni im Rahmen einer Lehrveranstaltung das römische Parlament besuchten.
18 Innsbrucker Studierende besuchten gemeinsam mit Prof. Gühther Pallaver das römisch …
18 Innsbrucker Studierende besuchten gemeinsam mit Prof. Gühther Pallaver das römische Parlament. Auch im Bild: Staatssekretär Nuccio Carrara (Alleanza Nazionale) und SVP-Abgeordnete Karl Zeller

Prof. Günther Pallaver vom Institut für Politikwissenschaft bietet seit Jahren Lehrveranstaltungen zum politischen System Italiens an, die er in der Regel mit einer Exkursion nach Rom verbindet. Aus aktuellem Anlass beschäftigten sich heuer die Studierenden im Rahmen eines Seminars mit der Verfassungsreform Italiens, ein Thema, das seit Jahren auf der Agenda der italienischen Politik steht.

 

Erst die Theorie, dann die Praxis

Nach einer entsprechenden Vorarbeit im Laufe des Semesters hatten die Studierenden Ende Juni die Gelegenheit, sich mit der parlamentarischen Verfassungskommission zu treffen, um eine Reihe von zentralen Punkten der anstehenden Verfassungsreform zu diskutieren. Präsident Donato Bruno (Forza Italia) erläuterte die wesentlichen Neuerungen, die in die italienische Verfassung eingeführt werden sollten. Regierungsmitglieder und OppositionsvertreterInnen meldeten sich kontrovers zu Wort. Die gezielten Fragen der Studierenden wurden von Staatssekretär Nuccio Carrara (Alleanza Nazionale) beantwortet.

 

Während der anschließenden Besichtigung der italienischen Kammer kam es zu einem kurzen Zusammentreffen mit Kammerpräsident Pierferdinando Casini und dem indischen Außenminister. Der erste Tag schloss mit einer teilnehmenden Beobachtung einer parlamentarischen Sitzung der 615 Mitglieder umfassenden Kammer.

 

Südtiroler Vertreter in Rom

Tags darauf kam es in der Außenstelle der Südtiroler Landesregierung in Rom zu einem Treffen mit den beiden Parlamentariern der Südtiroler Volkspartei Karl Zeller und Siegfried Brugger. Sie erläuterten anhand der Verfassungsreform aus der Innensicht eines Abgeordneten die parlamentarische Alltagsarbeit. Im Senat stellte der Direktor der parlamentarischen Agentur Franco Lisi einen Vergleich zwischen der parlamentarischen Medienarbeit der Ersten und Zweiten Republik an. Der 80jährige Direktor mit einer mehr als 50jährigen journalistischen Erfahrung gab dabei so manche politische Anekdote zum Besten.

 

Siebenmaliger Ministerpräsident und Senator auf Lebenszeit

Giulio Andreotti gilt als Inkarnation des Politikers der Ersten Republik. Bereits Mitglied der Verfassungsgebenden Nationalversammlung von 1946, avancierte der politische Sekretär Alcide Degasperis, des ersten Ministerpräsidenten der Nachkriegsrepublik, bald selbst zum Ministerpräsidenten: Ein Amt, das er neben verschiedenen anderen Ministerien siebenmal bekleidete. Seit 1948 Mitglied des Parlaments, wurde Andreotti wegen seiner Verdienste um die Republik Italien zum Senator auf Lebenszeit ernannt. Mit ihm diskutierten die Studierenden neben Problemen der Verfassungsreform eine Reihe von Fragen zur EU-Verfassung. Andreotti bezog als Mitglied des außenpolitischen Ausschusses des Senats, an deren Arbeiten der bald 87jährige Politiker aktiv teilnimmt, im Namen seiner parlamentarischen Fraktion (Club) im Plenum Stellung.

 

Summer School im September

Seit Jahren besteht eine intensive Kooperation zwischen dem Institut für Politikwissenschaft der Uni Innsbruck und italienischen Universitäten und WissenschaftlerInnen. Neben Kooperationen in der Lehre (Gastprofessuren) und der Forschung (zB. Politische Kommunikation) besteht eine besondere Verbindung zur Universität Trient. Heuer findet bereits zum 6. Mal eine internationale Summer School zu Themen des europäischen Integrationsprozesses statt. Die beiden Wochen werden alternierend in Innsbruck und Trient abgehalten. Heuer beginnt die erste Woche in Trient (4.-10. September), die zweite findet dann in Innsbruck statt (11.-17.September).