Über die transatlantischen Beziehungen

Die Begrüßung der Studierenden der Partneruniversität New Orleans war am Donnerstag Anlass für einen Vortrag von Prof. Günther Bischof, dem Vorstand des Center Austria an der University of New Orleans. Er referierte über Vor- und Nachteile der "Amerikanisierung" und über den "Anti-Amerikanismus" in Österreich.
Prof. Günter Bischof
Prof. Günter Bischof
Die "Transatlantic Lectures" wurden im Rahmen der Partnerschaft mit der University of New Orleans initiiert. Jedes Jahr wird dabei ein Thema von allgemeinerem Interesse behandelt und von einem ausgewiesenen Experten aus New Orleans präsentiert. Für den diesjährigen Vortrag kam Prof. Günther Bischof nach Innsbruck. Der Vorstand des Center Austria an der University of New Orleans referierte über die Amerikanisierung Österreichs und den so genannten "Austrian Anti-Americanism"."Ohne Übertreibung kann man behaupten, dass sich derzeit im Bereich der österreichisch-amerikanischen Beziehungen kaum jemand so gut auskennt wie Prof. Bischof," so Prof. Franz Mathis, der Beauftragte der Universität Innsbruck für die Partnerschaft mit der University of New Orleans.

Die Gegner

In seinem Vortrag gab Bischof zunächst einen Überblick über die Anfänge des auch in Österreich zu beobachtenden Anti-Amerikanismus im späten 19. Jahrhundert. In dieser Bewegung wurde Amerika von verschiedenen österreichischen Intellektuellen, wie etwa auch von Sigmund Freud, eine im Vergleich zu Europe mangelnde Kultur sowie eine zu puritanische Lebensweise vorgeworfen. Die Kritik setzte sich dann im 20. Jahrhundert fort, erreichte schließlich in der Nazi-Zeit, in der z.B. der Jazz verunglimpft wurde, einen neuen Höhepunkt, und lebte nach dem Zweiten Weltkrieg vor allem in rechtsgerichteten Kreisen, in Zeiten wie des Vietnam- und der jüngsten Irak-Krieges aber auch in anderen Bevölkerungsschichten wieder neu auf.

The "American Way of Life"

Doch neben all der Kritik hat Amerika seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert immer schon eine gewisse Faszination auf die österreichische Bevölkerung ausgeübt. Insbesondere die Wirtschaftstreibenden orientierten sich an den amerikanischen Managementmethoden. Nach dem Zweiten Weltkrieg führten dann diverse US-Programme zahlreiche Vertreter der politischen wie der geistigen Elite des Landes zu unterschiedlich langen Aufenthalten in die USA, von wo sie in der Regel doch mit überwiegend positiven Eindrücken nach Österreich zurückkehrten. Aber auch während der Besatzungszeit in den Jahren 1945 bis 1955 wurde der "American way of life" durchaus positiv von der Bevölkerung angenommen.
Abschließend ging Bischof noch auf die überaus große, amerikanisierende Wirkung der sogenannten Massenphänomene ein: Hollywood-Filme, Musikindustrie und das Internet: In sehr breitem Ausmaß beeinflussen sie bis dato nicht nur die Lebensweise der österreichischen Bevölkerung.

Zur Person

Günter Bischof ist gebürtiger Österreicher, er stammt aus Vorarlberg, hat in den 70er Jahren in Innsbruck Geschichte und Englisch studiert und erwarb in den 80er Jahren in den USA zwei Master-Diplome in New Orleans und in Harvard sowie 1989 den Ph.D. für Geschichte an der Harvard University. Seit diesem Jahr ist er Professor für Geschichte mit Schwerpunkt Zeitgeschichte an der University of New Orleans. Prof. Bischofs Forschungsschwerpunkte sind österreichische und amerikanische Zeitgeschichte sowie die Beziehungen zwischen den beiden, wozu er bereits zahlreiche Bücher und Aufsätze geschrieben und herausgegeben hat. Darüber hinaus wirkt er seit Jahren an der Partnerschaft zwischen der Universität Innsbruck und der University of New Orleans mit, ist Lehrer und Direktor der UNO Innsbruck Summer School und Organisator von Symposien, Mit-Herausgeber der Zeitschrift "Contemporary Austrian Studies" und Beauftragter der University of New Orleans für die Partnerschaft mit Innsbruck. Seit 2003 ist er auch Direktor des an der University of New Orleans eingerichteten "Center for Austrian Culture and Commerce". (bb/cf)