Terminator III mit Wurzeln in Innsbruck

Diese Woche finden unter der Hauptbrücke mitten im Zentrum von Graz die Rodeo-Weltmeisterschaften der Kajak-Fahrer statt. Prof. Peter Rutschmann vom Institut für Wasserbau hat mit seinen Berechnungen der Terminator III-Welle wesentlich dazu beigetragen, dass die Sportler derzeit weltmeisterliche Bedingungen in Graz vorfinden.
Kajak-Rodeo-WM in Graz
Kajak-Rodeo-WM in Graz
In einer spektakulären Welle, von den Rodeo-Fahrern verheißungsvoll als Terminator III bezeichnet, versuchen die Athletinnen und Athleten bei der Rodeo-WM in Graz innerhalb einer vorgegebenen Zeit möglichst viele Kunstfiguren stilistisch sauber vorzuführen. Mit den kurzen Rodeo-Booten können selbst Schrauben und Überschläge durchgeführt werden. Rodeo ist eine boomende Sportart und der gesamte Kajak-Sport wurde durch den neuen Wettbewerb nachhaltig beeinflusst.

Aufwändige Rechenarbeit

Anlässlich der Vorwettkämpfe im vergangenen Jahr in Graz stellten die Organisatoren fest, dass sich die vorhandene Welle zur Durchführung der Wettkämpfe nur bei hohen Abflüssen eignet. Sie planten deshalb für die Weltmeisterschaftswettkämpfe einen Umbau, um optimale Bedingungen über einen größeren Abflussbereich zu erhalten. Da Bauarbeiten auf die Niedrigwasserperiode im Januar und Februar gelegt werden mussten und die Zeit zur Planung knapp war, kontaktierten die Verantwortlichen den Hydrauliker am Institut für Wasserbau der Universität Innsbruck, Prof. Peter Rutschmann. Er sollte den Spot mit Strömungssimulationen auf dem Computer optimieren. Rutschmann zu dieser heiklen Aufgabe: "Die Rodeo-Fahrer unterscheiden zwischen einer Welle mit grünem Wasser und einer Walze mit weißem Wasser. Der Hydrauliker bezeichnet die entsprechenden Zustände als ondulierenden bzw. klassischen, eingestauten Wassersprung. Die Grünwasserwelle, die sich die Rodeo-Cracks wünschen, entspricht einem sehr instabilen Strömungszustand und tritt ein, kurz bevor die Strömung zuschlägt und für Rodeo uninteressant wird. Da eine Abflussteuerung unmöglich war, wurde über einen großen Abflussbereich eine befahrbare Walze und bei größerem Abfluss die Möglichkeit einer Welle geplant. Eine korrekte Repräsentation der globalen Strömung erforderte die Berechnung über einen 500 m langen Abschnitt der Mur, wobei der Wunsch bestand, den eigentlichen Spot möglichst detailgetreu nachzubilden und zu berechnen. Diese Anforderungen erforderten sehr enge Berechnungsgitter und es mussten pro Zeitschritt gegen 10 Millionen unbekannte Strömungsparameter gelöst werden. Wer weiß, wie heikel Berechnungen sind, bei denen die Lage von Wassersprüngen entscheidend ist, der kann sich vorstellen, dass die Spannung groß war, ob es nun wie gewünscht funktioniert."

Und wie sind die Rodeo-Fahrer mit Terminator III zufrieden?

Peter Rutschmann dazu: "Ich kann die Situation nur aufgrund von wenigen Kontakten und Diskussionen in Internet-Foren beurteilen. Zu Beginn war die Skepsis gegenüber den Leuten 'aus dem Elfenbeinturm' groß. Der Bau wurde in einer Niedrigstwasserperiode fertiggestellt und nur wenige konnten sich vorstellen, wie sich die Abflussbedingungen bei steigenden Wassermengen entwickeln würden. Mittlerweile scheint die Einsicht eingekehrt zu sein, dass die Rechnungen doch recht brauchbar waren. Der Abfluss steigerte sich in den letzten Tagen und damit auch die Begeisterung unter den Rodeo-Fahrern. Der Tenor ist offenbar allgemein der, dass sich der Spot weltmeisterlich präsentiert. Natürlich wäre es schön gewesen, wenn man mit einer Regulierungsmöglichkeit den Abfluss hätte kontrollieren können, um eine optimale Welle zu generieren. Dies war aber nicht finanzierbar und unter diesen Bedingungen ist das Resultat sicher gut." (cf)