Wasserbauliche Erkundungen in Brasilien

Am Samstag sind die letzten drei Teilnehmer einer Studienreise des Instituts für Wasserbau aus Brasilien heimgekehrt. Seit Ostermontag haben 30 Studierende und Absolventen der Baufakultät sowie einige Gäste das größte Land Südamerikas bereist und dabei wertvolle Eindrücke gewonnen.
Kraftwerk Itaipu, Hochwasserentlastung im Teilbetrieb, Foto: Dr. Reinhold Friedrich
Kraftwerk Itaipu, Hochwasserentlastung im Teilbetrieb, Foto: Dr. Reinhold Friedrich
Begonnen wurde die ereignisreiche Reise mit einer Besichtigung des großen Wasserbaulabors CEHPAR der Universität Curitiba, in dem die Modellversuche für das größte Wasserkraftwerk der Welt, Itaipu, durchgeführt wurden. Von dort führte die Reise zum Tiroler Aussiedlerdorf nach Dreizehnlinden, um auf den Spuren von Prof. Karl Ilg einen begeisternden Tiroler Abend zu erleben. Der Besuch der Wasserkraftwerksbaustelle Campos Novos mit dem fast 200 Meter hohen betonoberflächengedichteten Steinschüttdamm und der imposanten Krafthausbaugrube sowie die bereits im Betrieb befindliche Wasserkraftanlage Foz do Areia, bei der Prof. Rutschmann die Schussrinnenbelüftung noch während seiner Tätigkeit an der ETH Zürich untersucht hatte, bildeten nur den Vorspann zum großen fachlichen Höhepunkt: Dem Besuch des derzeit weltgrößten Wasserkraftwerkes Itaipu mit über 12.000 Megawatt Leistung. Dort konnten die Teilnehmer im Rahmen einer technischen Spezialführung auch den Bau der 19. und 20. Turbine zur weiteren Leistungsvergrößerung beobachten. Dieses Kraftwerk wird von Brasilien und Paraguay gemeinsam betrieben, der Strom fließt allerdings zum größten Teil nach Brasilien - bis in die Industriemetropole Sao Paulo.

Architektonische Perle

Neben diesem wasserbautechnischen Höhepunkt führte der Besuch der gigantischen Wasserfälle von Iguazu mit Nasenbären- und Giftschlangenbegegnungen und einer wilden Schlauchbootfahrt unter den Fällen zu offenen Mündern, die aber bei den ausgiebigen Churrascorias gnadenlos gestopft wurden. Der Besuch von Brasilia, seit 1960 "Costa-Niemeyer"-Hauptstadt Brasiliens mit rund zwei Millionen Einwohnern, ließ die architektonischen Adern der Bauingenieure begeistert anschwellen. Die städtebaulichen Aspekte wurden ebenso angesprochen wie die verkehrs- und versorgungstechnischen Probleme von der Gründerphase bis zum rasanten Anstieg der Zuwanderung in der zunächst für 500.000 Einwohnern geplanten Stadt.

Kulturelles Rahmenprogramm

Zur kulturellen Abrundung der Studienreise wurde Belo Horizonte mit den kolonialen Bergbaustädtchen Ouro Preto und Mariana besucht, verbunden mit einer Abfahrt in eine aufgelassene Goldmine. Den krönenden Abschluss bildete der Besuch von Rio de Janeiro, wo neben den Verkehrsproblemen natürlich auch die Bewältigung des Corcovado und Zuckerhutes sowie einer Samba-Show auf dem Programm standen. Eine wagemutige Gruppe von acht Personen verlängerte das Programm mit einem Besuch von Manaus am Amazonas - und hatte beim Piranha-Fischen auch Erfolg - und Salvador, der alten Hauptstadt Brasilien mit dem berühmten afro-brasilianischn Flair. Drei Teilnehmer kämpften sich im Anschluss an das offizielle Programm mit öffentlichen Verkehrsmittel nach Sao Paulo durch und landeten schliesslich mit Sonnenbrand und verdorbenem Magen bei Regenwetter ebenfalls in Salvador.

Im Herbst noch einmal nach Brasilien

Die Reise wurde von Dr. Reinhold Friedrich vom Institut für Wasserbau vorbereitet und mit Hilfe des Reisedienstes Alpbachtal gemeinsam mit den brasilianischen Agenturen ohne Pannen und Zwischenfälle perfekt durchgeführt. Wegen der großen Nachfrage wird diese Reise im September wiederholt, eine Warteliste wurde schon angelegt. Im Spätherbst wird es dann im Rahmen eines "Brasilien - Abends" an der Baufakultät Berichte von beiden Reisen geben. (cf)