Zusammenbruch des Schelfeises in der Antarktis

In den letzten Wochen sind riesige Teile des nördlichen Larsen Schelfeises im Osten der antarktischen Halbinsel in der Größe der Insel Zypern (3.300 km²) weggebrochen. Ursache dafür sind lokale Klimaerwärmungen um 2,5° C, wie Innsbrucker Meteorologen schon seit Jahren beobachten. Ein schnelleres Abschmelzen der Gletscher und der Anstieg des Meeresspiegels sind die Folgen.
Satellitenaufnahme des Larsen-Schelfeis an der antarktischen Halbinsel (Quelle: IMGI  …
Satellitenaufnahme des Larsen-Schelfeis an der antarktischen Halbinsel (Quelle: IMGI Remote Sensing Group)
Die aktuellen Abbrüche des Schelfeises wurden durch Satellitenbildauswertung entdeckt und vom amerikanischen Snow and Ice Data Center (NSIDC) veröffentlicht. Innsbrucker Wissenschaftler unter der Leitung von Helmut Rott vom Institut für Meteorologie und Geophysik untersuchen das Larsen Schelfeis aber schon seit 10 Jahren. In bisher vier Messkampagnen in Zusammenarbeit mit dem Instituto Antarctico Argentino wurden die Schelfeisbewegungen genau vermessen und die Ergebnisse in den wichtigsten naturwissenschaftlichen Fachzeitschriften Science und Nature publiziert. Die Messpunkte, die am bis zu 300 m dicken Larsen Schelfeis lagen und zur Messung der Eisdicke und der Eisbewegung dienten, sind inzwischen Geschichte. Sie verschwanden mit dem zusammenstürzenden Eis im Meer. Schon 1995 beobachteten die Wissenschaftler einen ebenso mächtigen Abbruch von 4.200 km² Eis im nördlichen Larsen Schelfeis innerhalb von nur drei Tagen. Das Eis zerbröselt bei diesen gewaltigen Ereignissen komplett und chaotisch und treibt in Form von Eisbergen auf das Meer hinaus, wo es schmilzt. Diese Abbrüche des Schelfeises sind einmalige und nicht zyklische Ereignisse. Das Eis löst sich vollständig auf und eine Regeneration des abgebrochenen Schelfeises würde 500 Jahre dauern. Seit 1995 hat sich das nördliche Larsen Schelfeis um 71% verringert. Eine eindrucksvolle Animation auf der Homepage der Wissenschaftler zeigt die Verringerung des Schelfeises .

Die Gletscher am Festland fließen schneller

Die Innsbrucker Wissenschaftler fanden durch ihre Messungen vor Ort erstmals heraus, dass nach dem Wegbruch des Schelfeises, das als Pufferzone zwischen Meer und Festland wirkt, die Gletscher am Festland schneller zu fließen beginnen und vermehrt Eis ins Meer exportieren. Durch das Schmelzen des Gletschereises kommt es zu einem Anstieg des Meeresspiegels. Der Beitrag der Gletscher im nördlichen Teil des Larsen Schelfeises am Anstieg des globalen Meeresspiegels dürfte nach Meinung der Experten nur im Millimeterbereich liegen. Wesentlich größere Anstiege des Meeresspiegels sind zu erwarten, wenn sich die Abschmelzungsprozesse weiter in den Süden fortpflanzen, was nach Meinung der Experten zu erwarten ist.

Die Ursache sind lokale Klimaerwärmungen

Ursache für den Zusammenbruch des Schelfeises sind lokale Temperaturanstiege. In den letzten Jahrzehnten stieg das Temperaturmittel um 2,5°C an, da vermehrt durch Westwinde wärmere Luftmassen vom Pazifik in die Antarktis verfrachtet wurden.