Forschungsschwerpunkt Alpiner Raum vergab Förderpreis

Der Forschungsschwerpunkt „Alpiner Raum – Mensch und Umwelt“ hat heuer zwei Preise für herausragende Arbeiten von Studierenden vergeben: Ralf Michael Schnitzhofer vom Institut für Ionenphysik und Martin Reiser vom Institut für Geologie und Paläontologie sind die Preisträger.
Der Forschungsschwerpunkt Alpiner Raum zeichnete Arbeiten aus, die sich mit Alpenfors …
Der Forschungsschwerpunkt Alpiner Raum zeichnete Arbeiten aus, die sich mit Alpenforschung beschäftigen.

 

Der mit jeweils 1000 Euro dotierte Preis richtet sich an Studierende, die sich mit Alpenforschung beschäftigen, und soll interdisziplinäre und transdisziplinäre Ansätze fördern. Besonders qualifizieren sich jene Arbeiten, die universitäre mit außeruniversitären Bereichen verbinden. Unter insgesamt zehn eingereichten Arbeiten haben sich unter diesen Gesichtspunkten die Preisträger besonders hervorgehoben.

 

Ralf Michael Schnitzhofer beschäftigte sich in seiner Dissertation mit dem Einfluss der Topographie des Inntales auf die Schadstoffausbreitung, dessen Hauptverursacher der Transitverkehr ist. Die Besonderheiten des alpinen Raums haben einen wesentlichen Einfluss auf den Transport von Luftschadstoffen. Der Alpenraum ist in dieser Hinsicht als eine besonders sensible Zone anzusehen, was das Projekt ALPNAP (Monitoring and Minimisation of Traffic-Induced Noise and Air Pollution Along Major Alpine Transport Routes), im Zuge dessen die Dissertation entstand, in vielfacher Hinsicht aufgezeigt hat. Diese Forschungskampagne verfolgte das Ziel, ein möglichst komplettes dreidimensionales Bild der Schadstoffverteilung im Inntal während typischer Wintertage zu erhalten, wobei besonderes Augenmerk auf das Talwindsystem und die Entstehung von Inversionsschichten gelegt wurde. Dazu wurden mit der am Institut für Ionenphysik und Angewandte Physik entwickelten PTR-MS Technologie die Schadstoffe- und Partikelverteilung im Inntal an einer Bodenstation bei Schwaz und mit zwei Flugzeugen im Winter 2006 untersucht und gemeinsam mit meteorologischen Messungen des Instituts für Meteorologie und Geodynamik Modellberechnungen erstellt.

Generell wurde aufgezeigt, dass die derzeit gängigen Standardmethoden zur Beurteilung der Schadstoff- und Lärmsituation zu sehr auf die Verhältnisse im Flachland zugeschnitten sind und den Besonderheiten des alpinen Raums nur unzureichend oder gar nicht gerecht werden.

 

Die Diplomarbeit von Martin Reiser (Geologie und Hydrologie der Brennerberge südlich des Obernbergtals, Tirol, Österreich/Italien) beschäftigt sich auch mit den Auswirkungen des Transitverkehrs, allerdings aus geologisch-hydrologischer Sicht. Im Mittelpunkt seiner Fragestellung stehen die Seespiegelschwankungen des Obernberger Sees, die vor allem die Fischerei vor große Probleme stellen. So stellte auch die Fischereigenossenschaft Obernbergersee an das Institut für Geologie und Paläontologie die Anfrage, ob der in den 90er Jahren gebaute Bahntunnel nach Gossensass Schuld für größere Wasserverluste trage. Somit erhalten die Untersuchungen von Reiser eine hohe Relevanz im Zusammenhang mit dem derzeitigen Bau des Brennerbasistunnels.

Neben einer grundlegenden geologischen Kartierung im Maßstab 1:10.000 wurden in Zusammenarbeit mit Ulrich Burger (BBT) hydrologische Daten gesammelt und ein hydrogeologisches Modell entwickelt. Unterstützend wurden sowohl historische Daten und Aufzeichnungen ausgehoben als auch Personenbefragungen durchgeführt, die wesentlich in die abschließende Interpretation einflossen. Aus geologischer Sicht wurde eine Zeitspanne von ca. 300 Millionen Jahren bearbeitet. Sowohl frühe tektonische Prozesse während der variszischen Gebirgsbildung als auch heutige geomorphologische Aspekte waren gleichermaßen bedeutend für das Verständnis. Die erfolgte Diplomkartierung wurde in das kürzlich veröffentlichte Kartenblatt Brenner der geologischen Bundesanstalt integriert.

Strukturgeologisch konnte Reiser erstmals den oberkretazisch intensiv verfalteten Kontakt zwischen Ötztal-Stubai Komplex und Steinacher Decke nachweisen. Die neuen Daten zur Hydrogeologie des Obernberger Sees bestätigt einerseits die These, dass der Seespiegel einen flachen Grundwasserspiegel darstellt. Andererseits konnte nachvollziehbar dargelegt werden, dass die Wasserspiegelschwankungen, die angeblich durch die Konstruktion eines Eisenbahntunnels im Pflerschtal hervorgerufen wurden, bereits seit dem 18. Jahrhundert existieren und von Niederschlag und Schneeschmelze gesteuert werden.

Die Arbeit zeigt beispielhaft die Faszination alpiner Forschung, die neben hochqualitativer moderner Datenerhebung auch immer wieder auf essentielle historische Informationen zurückgreifen kann und somit einen Beitrag zu aktuellen Problemen im Lebensraum Alpen (z.B. Brennerbasistunnel) leisten kann.

 

(sp)