Regierung Liechtensteins ehrt Forschende der LFU

Mit dem Preis des Fürstentums Liechtenstein für die wissenschaftliche Forschung an der LFU Innsbruck und der Medizinischen Universität Innsbruck zeichnete die Regierung des Fürstentums Liechtenstein vergangenen Freitag herausragende wissenschaftliche Arbeiten von Forschenden beider Innsbrucker Universitäten aus.
Ein Prosit den Preisträgern!
Die Liechtenstein-Preisträger von links nach rechts: Dr. Thomas Loerting, MMag. Dr. Christina Antenhofer und Univ.-Doz. Dr. Andreas Villunger. Bildnachweis: Liechtensteiner Volksblatt/Lucas Ebner.

Der Liechtensteinische Regierungsrat Hugo Quaderer überreichte im Rheinbergerhaus in Vaduz Frau Dr. Christina Antenhofer und Herrn Dr. Thomas Loerting (beide LFU) sowie Herrn Univ.-Doz. Dr. Andreas Villunger von der Medizinischen Universität Innsbruck die Liechtenstein-Preise. Der Preis wurde 1983 von liechtensteinischen Studierenden der LFU gegründet, Preis und Preisgeld von insgesamt 7.500 Euro werden abwechselnd in Vaduz und Innsbruck überreicht.

 

Zerrüttete Ehe

 

Mit MMag. Dr. Christina Antenhofer und Dr. Thomas Loerting wurden zwei ebenso erfolgreiche wie aufstrebende NachwuchswissenschafterInnen der LFU mit dem Liechtenstein-Preis ausgezeichnet. MMag. Dr. Christina Antenhofer, gebürtige Südtirolerin, absolvierte neben dem Lehramtsstudium Germanistik und Französisch auch das Diplomstudium Geschichte. Im Dezember 2004 beendete sie ihr Doktoratsstudium der Philosophie mit der Dissertation „Briefe zwischen Nord und Süd. Das Korrespondenznetz um Paula de Gonzaga und Leonhard von Görz (1473 bis 1500)“. Für diese hervorragende Arbeit, welche nun von der liechtensteinischen Regierung prämiert wurde, scheute Dr. Antenhofer keine Mühen: Über 1.800 Briefe in italienischer, deutscher und lateinischer Sprache wurden im Staatsarchiv von Mantua, im Tiroler Landesarchiv und im Geheimen Staatsarchiv von Berlin erhoben und in einer Datenbank erfasst, 500 davon transkribiert, übersetzt und für die Analyse ausgewertet. Das Ergebnis der Arbeit ist die Zerschlagung eines Klischees: Paula de Gonzaga aus Mantua steht nicht als hilfloses Opfer ihres Gatten Leonhard, des letzten Grafen von Görz, sondern als Beispiel für eine in die Fremde verheiratete Fürstin, die aufgrund ihrer Kinderlosigkeit und der nicht erfolgten Auszahlung ihrer Mitgift in ein „Machtvakuum“ zwischen zwei Familienverbände fällt. Ein zweites Ergebnis der Dissertation ist das Aufzeigen eines besonderen Kommunikationsverhaltens zwischen den beiden Fürstenhöfen. Dieser Diskurs, Dr. Antenhofer bezeichnet ihn als „Code der Freundschaft und Verwandtschaft“, basiert auf emotionalen Argumentationsmustern, einer emotionalen Erpressung nahe kommend, dem Rekurs auf verwandtschaftlichen Rollen, auf Strategien des indirekten Sprechens wie Ironie und Sarkasmus und der geschickten Adaptierung des Briefformulars. Als Mittel der Konfliktbewältigung zwischen den verwandten Fürstenhäusern erkennt Dr. Antenhofer diese auf der Wortebene intim-private Kommunikation in höchstem Maße politisch.

 

Kaltes, klares Wasser

 

Dr. Thomas Loerting ist eine der großen Hoffnungen der LFU auf dem Gebiet der Chemie. So wie Dr. Antenhofer ist auch Dr. Loerting bereits mehrfach für seine wissenschaftlichen Arbeiten ausgezeichnet worden, zuletzt mit dem Nerst-Haber-Bodenstein-Preis der Deutschen Bunsengesellschaft für Physikalische Chemie. Derzeit erforscht Dr. Loerting so genanntes Amorphes Eis bzw. Glasiges Wasser. Wasser ist eine sehr komplexe Substanz, die sich völlig ungewöhnlich verhält, derzeit sind 41 anomale Eigenschaften von Wasser bekannt, die sie von fast allen anderen bekannten Flüssigkeiten abgrenzen. Dr. Thomas Loerting und seine Arbeitsgruppe untersuchen Wasserstoff-Brückenbindungen, also jene Kräfte, die die einzelnen H2O-Moleküle zusammenhalten, unter extremen Bedingungen: Bei Abkühlraten von einer Million Grad pro Sekunde, bei Temperaturen bis zu minus 196 Grad Celsius und bei Drücken, die viel höher sind als der Druck, der durch die tiefsten Gletscher auf dieser Erde erzeugt wird. Dabei konnte Dr. Loerting aufzeigen, dass sich Wasser bei einer Temperatur von etwa minus 130 Grad wie eine sehr zähe Flüssigkeit verhalten kann. Es zeigt einen so genannten kalorimetrischen Übergang von der Glasphase zur Flüssigkeit. Auch kann man Eis bei minus 196 Grad durch Druck schmelzen und vitrifizieren – aus den Kristallen wird eine ungeordnete, amorphe Phase. Von diesen amorphen Phasen, die man als Abbild der immobilisierten Flüssigkeit versteht, wurden mehrere entdeckt. Eine davon, so genanntes „very high density amorphous ice“, kurz VHDA, entdeckten Dr. Thomas Loerting und seine Gruppe bereits 2001. Ob unterkühltes, flüssiges Wasser auch aus einer Mischung von mehreren Flüssigkeiten verschiedener Dichte besteht, ist eine der kommenden Fragen, welchen sich Dr. Loerting widmen wird.

 

Univ.-Doz. Dr. Andreas Villunger wurde für seine Arbeiten zum biologischen Prozess der Apoptose ausgezeichnet. Gemeinsam mit australischen Forschungspartnern konnte Dr. Villunger die Bedeutung von Proteinen aus der Bcl-2 Familie für den Zelltod von Lymphozyten nach Gamma-Bestrahlung nachweisen.